Akzeptiert die Gesellschaft Cannabis als Medizin?

Soft Secrets
01 Jun 2012

Wir haben uns mit Christian G.. aus Hessen getroffen, der uns seine Geschichte etwas näher bringen möchte. Christian ist mit einer der ersten offiziellen Cannabispatienten in Deutschland gewesen und hat leider schon so manches mitmachen müssen. Angefangen bei seinen Eltern, die Cannabis als Medizin nicht akzeptieren, bis zur Führerscheinstelle gab es eine Menge Ärger, aber das erzählt er uns mal lieber selber. Wir haben mit ihm gesprochen.


Wir haben uns mit Christian G.. aus Hessen getroffen, der uns seine Geschichte etwas näher bringen möchte. Christian ist mit einer der ersten offiziellen Cannabispatienten in Deutschland gewesen und hat leider schon so manches mitmachen müssen. Angefangen bei seinen Eltern, die Cannabis als Medizin nicht akzeptieren, bis zur Führerscheinstelle gab es eine Menge Ärger, aber das erzählt er uns mal lieber selber. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wir haben uns mit Christian G.. aus Hessen getroffen, der uns seine Geschichte etwas näher bringen möchte. Christian ist mit einer der ersten offiziellen Cannabispatienten in Deutschland gewesen und hat leider schon so manches mitmachen müssen. Angefangen bei seinen Eltern, die Cannabis als Medizin nicht akzeptieren, bis zur Führerscheinstelle gab es eine Menge Ärger, aber das erzählt er uns mal lieber selber. Wir haben mit ihm gesprochen.

Warum bekommst du eigentlich Cannabis aus der Apotheke? 

Christian: Ich bin ein Schmerzpatient aufgrund eines schweren Autounfalls. 

Kann jeder einfach zum Arzt gehen und sich Cannabis verschreiben lassen? 

Christian: Eigentlich kann jeder zum Arzt gehen, der eine Krankheit hat, die mit der konventionellen Methode austherapiert ist und einen Antrag beim BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medikamente) stellen. 

Bist du mit der medizinischen Wirkung von Cannabis zufrieden? 

Christian: Wenn ich ordentlich versorgt bin, bin ich mit der Wirkung von Cannabis zufrieden. 

Aha, wie sieht es mit der Versorgung der Cannabispatienten in Deutschland aus, und übernimmt die Krankenkasse deren Kosten? 

Christian: (lacht) Ich beantrage seit 2007 die Kostenübernahme. Ich habe seit dem knapp sechs oder sieben Ablehnungen bekommen.Die Krankenkasse schreibt, das sie nur bezahlen muss, wenn eine Linderung der Krankheit bei der Therapie einsetzt. Dies wurde sogar vom BfArM bestätigt und trotz allem weigert sich die Krankenkasse, weiterhin die Kosten zu übernehmen! Die Versorgung

der Patienten in Deutschland ist schlecht, es gab schon des öfteren Lieferschwierigkeiten, und wir Patienten mussten sehen, wie wir klar kamen. 

Unglaublich ... Wie viel Cannabis brauchst du am Tag, um einigermaßen schmerzfrei zu leben?

Christian: Etwa anderthalb Gramm, was aber je nach Qualität schwankt! 

Wie wir sehen, lebst du noch bei deinen Eltern. Wie ist ihre Meinung zu Cannabis als Medizin? 

Christian: Ja, ich wohne noch bei meinen Eltern. Dass ich eine Therapie mit Cannabis durchführe, können oder wollen sie nicht nachvollziehen. 

Hattest Du mal Probleme dadurch? 

Christian: Einmal hatte ich ein Problem, aber nicht mit der Cannabistherapie, ich muss hier aber etwas weiter ausholen. 

Gerne. 

Christian: Ich hatte eine Musikband mit Sängerin, in der viel Zeit und Gefühle steckten. Leider ging alles in die Brüche, und zusätzlich zu diesem ganzen Stress bekam ich durch neue Schuheinlagen eine offene Wunde am Bein. Daher konnte ich knapp zwei Monate nicht richtig laufen und war die ganze Zeit auch nicht wirklich gut drauf. Ein Tag, an dem ich nicht Zuhause war, rief meine Ärztin bei mir an. Meine Eltern sprachen dann mit ihr und meinten im Gespräch, dass ich depressiv wäre! Doch meine Eltern haben mich nie direkt auf meine Stimmung angesprochen! Wie gesagt, meine Stimmung war nicht die beste, aber ich wollte das alles erst einmal alleine verarbeiten, abgeschottet, um andere mit meinen Problemen nicht zu nerven. Sie haben sich eigentlich nur Sorgen gemacht, haben aber dadurch ungewollt den Stein ins Rollen gebracht. 

Das ist ja heftig. 

Christian: (schmunzelt) Das beste daran ist ja, das ich dadurch die Erlaubnis verloren hatte. Meine Ärztin hatte daraufhin dem BfArM mitgeteilt, dass ich depressiv wäre und die Therapie unterbrochen. 

Das ist ein Scherz? 

Christian: Nein, leider nicht. War halt ein kleines Verständigungsproblem, wie so oft im Leben. Ich habe direkt mit meiner Ärztin gesprochen und ihr die ganze Sache geschildert. Daraufhin hat meine Ärztin die Therapie wieder fortgesetzt und das Problem war beseitigt. 

Du warst also eine Zeit lang ohne Erlaubnis? 

Christian: Ja, knapp einen Monat. 

Gab es deswegen Probleme? 

Christian: (fängt an zu lachen) Nach der Wiederteilung der Erlaubnis schon. 

Das versteh ich jetzt nicht. 

Christian: Ich bin mit der Erlaubnis wie so oft schon zur Apotheke und wollte meine Medizin bestellen, doch der Apotheker bezeichnete mich kurz drauf als „Junkie“, erteilte mir

Hausverbot und ich wurde mit einem Schlagstock aus der Apotheke gejagt. Die Geschäftsführerin rief dann nach meinem Verlangen die Polizei. 

Das ist nicht wahr? 

Christian: Oh doch, ich bin dann gutgläubig und mit Vertrauen in das Rechtssystem zur Polizei gefahren und wollte die Apotheke wegen Verleitung zu einer Straftat anzeigen. Doch diese warf mich aus der Polizeistation, ohne meine Anzeige aufgenommen zu haben. Ein Polizist hörte drei Zimmer weiter das die Worte Cannabis und Autofahren verwendet wurden, und aus polizeilicher Freizeit heraus folgte er mir und unterzog mich einer allgemeinen Verkehrskontrolle.  

Das originale Schreiben der Polizeidienststelle zum Vorfall

Wie? Du bist zur Polizei, um das Vorgehen der Apotheke zu melden und wurdest daraufhin kontrolliert? 

Christian: Ja, genau ... der Polizist hatte nichts besseres zu tun und folgte mir, unterzog mich dann dem in der Polizeischule erlernte Prozedere. Dabei stellte die untersuchende Ärztin keine Ausfallerscheinungen fest und der Polizist bezeichnete meine Fahrweise als sicher. Steht auch so in den Unterlagen. Das ging dann also vor Gericht und ich wurde von der kompletten Tat, die der Polizist angeklagt hatte, freigesprochen. 

Also doch noch Gerechtigkeit. 

Christian: Naja, nicht ganz, der Polizist meinte dann noch im Gericht total asozial: „Mal sehen, was die Führerscheinstelle noch draus macht.“ 

Das ist doch jetzt nicht dein ernst? 

Christian: Leider doch, die Führerscheinstelle forderte erst eine MPU! Doch nach ein paar Schreiben hin und her wurde die MPU, aufgrund der ärztlichen Begleitung und der Erlaubnis vom

BfArM in ein fachärztliches Gutachten umbenannt. Nach vielem Hin und Her habe ich dann das fachärztliche Gutachten und den Reaktionstest problemlos erledigt, aber die Führerscheinstelle fordert jetzt erneut eine MPU. Obwohl alle Fragen im fachärztlichen Gutachten schon beantwortet wurden. 

Also bist du momentan ohne Führerschein? 

Christian: Ganz genau, muss nun also noch die in meinem Fall sehr fragwürdige MPU machen. Aber das beste an der ganzen Geschichte ist ja noch, ich schrieb den Polizeipräsidenten wegen der ungerechten Handlungsweise des Polizisten an. Dieser antwortete mir und bestätigte, dass ich in meinem Rechten beeinträchtigt wurde. Demnach ist die ganze Führerscheinsache ein fragwürdiger Vorgang, der mich insgesamt in meinen Rechten beeinträchtigt. 

Da fällt uns gerade nichts mehr zu ein. Danke, dass du unseren Lesern Einblick in dein Leben gegeben hast, wir wünschen dir für die Zukunft weniger Stress und hoffen, dass sich alles normalisiert.

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