Cannabis News Deutschland, sterreich und Schweiz

Soft Secrets
07 Jun 2016

Im März, also wenige Wochen, bevor ein 52 Jahre alter Cannabispatient aus Mannheim vom Leipziger Bundesverwaltungsgericht erlaubt bekam, sein Medizinalmarijuana selber zu growen (siehe Titelstory auf Seite 1), gab es an vier deutschen Gerichten Freisprüche für Cannabispatienten.


Freisprüche für vier Cannabis-Patienten

Im März, also wenige Wochen, bevor ein 52 Jahre alter Cannabispatient aus Mannheim vom Leipziger Bundesverwaltungsgericht erlaubt bekam, sein Medizinalmarijuana selber zu growen (siehe Titelstory auf Seite 1), gab es an vier deutschen Gerichten Freisprüche für Cannabispatienten. Zwei waren mit selbst angebautem Marijuana in Höhe von bis zu knapp einem Kilo erwischt worden, einer mit zehn kleinen Pflänzchen und acht Cannabissamen und ein weiterer mit 13 Gramm Schwarzmarkt-Weed. Alle vier Patienten sind im Besitz einer Ausnahmegenehmigung zum Erwerb und Besitz von Medizinal-Marijuana aus der Apotheke, alle vier können sich jedoch das teure Cannabis nicht leisten (ein Gramm zwischen 14 und 25 Euro). Deshalb wurden sie von den Gerichten in Duisburg, Karlsruhe, Esslingen und Hannover freigesprochen, die jeweiligen Staatsanwälte werden keine Revision einlegen, sondern sind mit den Urteilen einverstanden. Das sind wahre Meilensteine auf dem Weg zur Vernunft. Quelle und Infos: www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de

Erster CSC in Berlin gegründet

Am Bicycle Day, dem 19. April, wurde in Berlin der erste Cannabis Social Club gegründet. Der 1. Vorsitzende des Clubs, Torsten Dietrich, sieht die Zukunft des Vereins positiv – insbesondere nach dem bahnbrechenden Urteil des Leipziger Verwaltungsgerichts (siehe Titelstory). Sobald die Ampeln in Deutschland für den legalen Anbau von Cannabis auf grün stehen, will der Berliner CSC Gras growen und an die Mitglieder des Clubs verkaufen. In der Satzung des Clubs (einsehbar im Web) heißt es: „Der Cannabis Social Club Berlin setzt sich für regulierte Strukturen zum Umgang und Konsum von Cannabis ein. Insbesondere setzen wir uns für die Legalisierung des Eigenanbaus, sowohl individuell, als auch gemeinschaftlich, ein. Nach Schaffung einer entsprechenden gesetzlichen Möglichkeit, strebt der Cannabis Social Club Berlin den legalen Betrieb einer Anbaugemeinschaft zum gemeinschaftlichen Eigenbedarfsanbau von Cannabis an“. Vereinsmitglieder, die von der Bundesopiumstelle eine Ausnahmegenehmigung für den Erwerb von medizinischem Cannabis haben, sollen das Gramm dann für 3 Euro, an alle anderen Mitglieder für 6 Euro erwerben können. Solange der rechtliche Rahmen für den Anbau aber noch nicht gegeben ist, hat sich der CSC der Aufklärungs- und Legalisierungsarbeit verschrieben. Quelle, Infos und Mitgliedschaft: www.cannabis-social-club.berlin

Bayerischer Hanfverband engagiert sich für Medizinal-Cannabis

Mit einem geplanten Cannabis Therapie Center Bayern will Initiator Vaclav Wenzel Cerveny eine in Deutschland bislang einmalige Institution errichten. Ziel dieses Centers sei die Produktion von Medizinalcannabis für bis zu hundert bayerische Patienten sowie die Forschung am Hanf und an Cannabinoiden. Cerveny fiel in letzter Zeit durch Engagement und hehre Ziele auf – zuletzt hatte er ein gescheitertes Volksbegehren initiiert (Soft Secrets hatte darüber berichtet) und im vergangenen Jahr die erste Münchener Cannabismesse XXL ins Leben gerufen, die allerdings nicht ganz so erfolgreich gewesen war, wie erhofft. Jetzt versucht es der Ex-Kneipier mit dem Cannabis Therapie Center. Die benötigten 1,7 Millionen Euro will Vaclav Wenzel Cerveny per Crowdfunding und Spendenaufruf zusammenbekommen. Quelle und Infos: www.ja-zu-cannabis.de

Schweiz: Cannabis-medizin-Projekt in Basel

Im Kanton Basel-Stadt soll nach Möglichkeit ein Forschungsprojekt für Cannabismedizin durchgeführt werden. Mit Hilfe des Modellprojekts, das vom Basler Gesundheitsdepartement ausgeht, sollen diverse Fragestellungen, die noch nicht näher erläutert wurden, in Sachen Medizinalhanf erforscht werden. Zielgruppe für den Versuch seien Erwachsene Patienten, die sich bisher selbst mit Cannabis therapieren. Um das Modellprojekt angehen zu können, benötigen die Initiatoren eine Ausnahmegenehmigung vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit. Vorher muss jedoch die Finanzierung abgeklärt werden. Der Kanton berichtet auf seiner Webseite: „Die Forschungsprojekte sehen vor, mit unterschiedlichen Zielgruppen wissenschaftliche Studien durchzuführen. Für eine regulierte Cannabisabgabe ist gemäss Betäubungsmittelgesetz zwingend eine Ausnahmebewilligung des Bundesamtes für Gesundheit für ein medizinisch-wissenschaftliches Forschungsprojekt nötig. Diese wird voraussichtlich im Spätherbst 2016 gemeinsam beantragt. Vorgängig braucht es das Einverständnis und die Budgetbewilligung der zuständigen Gremien in Basel-Stadt“. Quelle und Infos: www.bs.ch/news/2016-04-04-mm-65667.html

Schweiz: Grünes Licht für Hanfbauern?

Der Schweizer Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset würde die von diversen Städten geplanten oder anvisierten Modellprojekte zur vorübergehenden Abgabe von Cannabis an Erwachsene unterstützen. Das erzählte der Politiker in einem Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Allerdings machte er klar, dass er nicht für eine komplette Legalisierung sei, sondern dass sich die Modellprojekte als wissenschaftliche Versuche verstünden. Das Betäubungsmittelgesetz, so Alain Berset, müsse in jedem Fall geachtet werden. Auch Schweizer Landwirte könnten vom Anbau des Hanfs profitieren, weshalb auch sie die Pläne der Großstädte (Basel, Bern, Zürich und Genf) goutieren, Cannabis im Modellversuch abzugeben. Was jedoch ein Wermutstropfen für die Bauern ist, die sich bereiterklären, Cannabis auf ihre Felder zu holen, ist die Tatsache, dass Felder und Pflanzen – gerade vor der Ernte – besonders gesichert und geschützt werden müssten, weil die Gefahr besteht, dass Hanffreunde sich an den Blüten bedienen. In einigen Regionen der Schweiz wird Cannabis bereits als Faser- und Medizinalgewächs angebaut, zum Beispiel in Graubünden. Probleme mit Dieben gibt es dort nicht übermäßig, zumal es sich beim Graubündener Hanf um kastrierte, also THC-arme Industriepflanzen handelt. Das Ziel der Schweiz, so sind sich Experten wie der Agronom und Drogenexperte Thomas Kessler einig, solle sein, das abzugebende Cannabis (auch und gerade das medizinische) im eigenen Land zu produzieren. Quelle und Infos: bazonline.ch/schweiz/standard/Bauern-wollen-Hanf-fuer-legale-Abgabe-anbauen/story/19455384

Österreich: Cannabis-Crowdfunding

Das Start-Up-Unternehmen HGV Kräutergarten GmbH aus der österreichischen Steiermark will mit dem Projekt „Hanfgarten“ einen legalen Vertrieb von Medizinalcannabis aufbauen. Seit einiger Zeit verkauft Gründer und Chef Andreas Troger bereits in Österreich legale Cannabisprodukte (Stecklinge, Saatgut und Hanftee), die laut Suchtmittelgesetz nicht zur Herstellung von „Suchtgift“ verwendet werden dürfen. Jetzt sei insbesondere das Thema Cannabismedizin für Andreas Troger interessant und von Bedeutung für die Zukunft. Innerhalb der kommenden Jahre, so ist sich der Unternehmer sicher, werde Cannabis zumindest als Medizin legal sein und dann wolle er mit seiner Firma gewappnet sein für die Großproduktion von Cannabis für Patienten. Zurzeit bewirtschaftet Troger 10.000 Quadratmeter Fläche, weitere 10.000 sollen für den Anbau von Medizinalcannabis dazu kommen. Um das alles finanziell stemmen zu können, hatte Andreas Troger eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, bei der man sich noch bis Mitte Juni beteiligen kann. Die Fundingschwelle von 75.000 Euro war zu Drucklegung dieser Ausgabe bereits erfolgreich um knapp 400 Prozent überschritten. Quelle und Infos: steiermark.orf.at/news/stories/2768166, www.hanfgarten.at

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