„Cannabislegalisierung ist ein Ur-Grünes Thema!"

Soft Secrets
26 Nov 2013

Dr. Peter Zimmer ist praktizierender Tierarzt, Bio-Landwirt und so genannter „Freiheitskämpfer für Tiere und Pflanzen". Es ist Vegetarier, 4-facher Vater und Naturfreund. Er baut medizinische Kräuter an und ging in die Politik - so nahm er im letzten Herbst als Kandidat an der Ur-Wahl der Grünen teil. Von seinem Hof im bayrischen Örtchen Tann aus versucht er sich wieder verstärkt auf Ur-Grüne Wurzeln und Werte zu besinnen - und kandidiert damit „auf Liste" für den bayrischen Landtag.


Dr. Peter Zimmer ist praktizierender Tierarzt, Bio-Landwirt und so genannter „Freiheitskämpfer für Tiere und Pflanzen". Es ist Vegetarier, 4-facher Vater und Naturfreund. Er baut medizinische Kräuter an und ging in die Politik - so nahm er im letzten Herbst als Kandidat an der Ur-Wahl der Grünen teil. Von seinem Hof im bayrischen Örtchen Tann aus versucht er sich wieder verstärkt auf Ur-Grüne Wurzeln und Werte zu besinnen - und kandidiert damit „auf Liste" für den bayrischen Landtag.

Dr. Peter Zimmer ist praktizierender Tierarzt, Bio-Landwirt und so genannter „Freiheitskämpfer für Tiere und Pflanzen“. Es ist Vegetarier, 4-facher Vater und Naturfreund. Er baut medizinische Kräuter an und ging in die Politik – so nahm er im letzten Herbst als Kandidat an der Ur-Wahl der Grünen teil. Von seinem Hof im bayrischen Örtchen Tann aus versucht er sich wieder verstärkt auf Ur-Grüne Wurzeln und Werte zu besinnen – und kandidiert damit „auf Liste“ für den bayrischen Landtag.

Wann und wie ist ihnen Cannabis zum ersten Mal begegnet?

Das war im Jahr 1968, meine Eltern waren nach Jamaica gereist und zu jener Zeit war meine Mutter gerade schwanger mit mir und wie ich später erfuhr, gab es da an einem Abend  kein Platz mehr für uns in der Herberge. So übernachtete die angehende Familie bei einfachem einheimischem Rastafari-Bauern zwischen Tieren und Pflanzen. Und da hatte ich wohl – wenn auch noch recht indirekt – meine erste Begegnung mit Cannabis. Es sollte nicht meine letzte sein.

Sie sind Tierarzt, Bio-Bauer und schon im Tier- und Umweltschutz aktiv – wie finden sie da noch Zeit, sich auch noch für Cannabis zu engagieren?

Zeit ist ja heutzutage für alle knapp - aber man muss schon bereit sein, sich für das wirklich Wichtige einzusetzen. Wir Erdbewohner befinden uns meiner Meinung nach im Zuge des sechsten weltweiten Massensterbens. Das Ausmaß dieses Ereignisses übertrifft in Geschwindigkeit und Ausmaß alle bisherigen – und maßgeblicher Verursacher dieser Katastrophe ist letztendlich  genau dieselbe agro-chemische und pharmazeutische Industrie, die auch mit dafür gesorgt hat, dass Cannabis verboten ist und bleibt.

Sie gehen also davon aus, dass Cannabis aus rein wirtschaftlichen Interessen verboten und ganz bewusst verteufelt wurde?

Ja, meiner Meinung nach wurde die so universell nutzbare Hanfpflanze damals tatsächlich ganz gezielt verteufelt. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum? Ich glaube, damals stand viel Geld auf dem Spiel und die aufstrebende Chemie-Industrie – darunter multinationale Konzerne wie Standard Oil, Bayer und Dupont - wollten nun endlich das Zeitalter der chemischen Industrialisierung einleiten. Da passte natürlich gewachsener Hanf einfach nicht mehr ins Konzept. Heute sehen wir nun leider das Ergebnis dieser folgenschweren Entwicklung. Inzwischen ist ja allgemein bekannt, dass wir – heute mehr als je zuvor – wieder wegkommen müssen von unserer Abhängigkeit von der chemischen Industrie, die uns mit vielen sinnlosen Konsumartikeln überhäuft. Wir müssen lernen, die tagtäglichen Werbe-Bombardements zu überstehen, ohne uns an den Gebrauch zweifelhafter pharmazeutischer Stoffe zu gewöhnen, die unseren Körper langsam vergiften.

Also zurück zur Natur?

Klar, warum auch nicht? Egal, ob aus Sorge um die eigene Gesundheit, ob aus Liebe zur Natur oder weil man gegen Tierversuche ist - wir alle wissen, wir können so nicht mehr lange weitermachen. Es muss einen Richtungswechsel geben und wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, damit wir in Zukunft wieder sinnvolle Produkte aus einer tier-, menschen- und umweltfreundlichen Heil- und Lebensmittelherstellung konsumieren können. Hierbei nimmt die Phytomedizin mit Cannabis eine sehr wichtige Stellung ein. Auch die Möglichkeit, die eigene Medizin selbst anbauen zu können ist wünschenswert – so, wie wir jetzt schon überall im Lande dezentral erzeugte Energie aus dem Sonnenlicht gewinnen, könnten wir auch Cannabis anbauen. Leider wird in beiden Bereichen die positive aktuelle Entwicklung durch die Lobby der großen lukrativen Industrien vehement und auf jede erdenkliche Art bekämpft – einfach nur, um das bestehende Monopol zu erhalten und damit auch weiterhin sagenhafte Gewinne einzufahren.

Als Grünen-Politiker müssten sie die Partei ja in Sachen Cannabislegalisierung hinter sich haben – oder hat sich da was geändert?

Das Gras ist grün – und so soll es auch bleiben! Grüne neigen einfach dazu, Freidenker zu sein, aber gewisse Grundprinzipien sind für mich trotzdem wichtige Grundvoraussetzungen für grüne Politik. Es ist naheliegend, dass die Grünen für eine Legalisierung von Cannabis sein müssen – schließlich ist die Cannabislegalisierung ein Ur-Grünes Thema. Die Grünen waren die Ersten und lange die Einzigen, die sich für Cannabis einsetzten – und sie haben die besten Chancen, tatsächlich etwas zu ändern. Ich als Vertreter der Ur-Grünen möchte aktiv dazu beitragen, dass Grün wirklich Grün ist und bleibt – ganz egal, ob in Sachen Cannabis oder wenn es um Tier- oder Umweltschutz geht. Genau deswegen ist es auch enorm wichtig, dass Menschen, die - wie ich - diesen Ur-Grünen Gedanken treu bleiben, auch möglichst viele Stimmen bei den nächsten Wahlen erhalten. Das ist nicht nur deshalb wichtig, weil diese Personen in ihrem jeweiligen Landtag tatsächlich etwas bewirken können, sondern auch, weil jede Stimme für derartige Positionen ein klares, hanfiges Signal an die Führungsebene der deutschen Politik sendet – auf unglaubwürdige, nur „Grün angemalte“ oder „Lobby-treue“ Berufspolitiker kann unser Land meiner Meinung nach gut und gerne verzichten.

Wie heimisch ist Cannabis eigentlich in Bayern? Gab es hier das Kraut vor 100 Jahren vielleicht sogar häufiger als heute?

Das kann durchaus sein, denn Cannabis ist auch ein Ur-bayerisches Gewächs - es gibt Hinweise, dass der Hanfgebrauch hier schon vor 5500 Jahren bekannt war und auch stattfand. Im Jahr 1390 wurde in Nürnberg die erste Papiermühle zur Massenpapierherstellung aus Hanffasern in Betrieb genommen - sechzig Jahre später wurde dann auch die Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier gedruckt. Ganz besonders häufig wurde der Hanf in Bayern zur Herstellung von Seilen, Stoffen und Tüchern genutzt, die im Laufe der Kreuzzüge in ganz Europa hoch begehrt waren. Noch bis vor 100 Jahren war Hanf somit eine der wichtigsten bayrischen Kulturpflanzen – und dann hat sich das alles ganz schlagartig geändert...

Hat in Bayern auch Cannabis als Medizin eine längere Tradition?

Ja, schon seit den ersten Kreuzzügen war Cannabis als besonderes Heilmittel im Volk bekannt und die Medikation damit wurde in vielen Klöstern - unter anderem auch durch so bekannte Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen – regelrecht zelebriert. Ab dem 16. Jahrhundert wurde Cannabis dann auch in zahlreichen Einträgen in bayerischen Kräuterbüchern erwähnt. Auch Hanfbier war ein überaus beliebter Trank in den zahlreichen bayerischen Klöstern und auch auf dem Land – bis es dann zu dem Erlass des Bayrischen Reinheitsgebots kam. Cannabis wurde damals schon unter anderem bei diversen neurologischen, rheumatischen und bronchialen Erkrankungen angewandt. Auch als Schmerzmittel oder Opiumersatz wurde es verschrieben, außerdem wurde es auch regelmäßig gegen Migräne, Neuralgie, Epilepsie, Krämpfe und Schlafstörungen eingesetzt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Cannabis in Bayern ein sehr begehrtes und häufig angewendetes Medikament – in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten Cannabispräparate über die Hälfte aller verkauften Medikamente aus. Cannabis war somit eines der am häufigsten benutzten Schmerzmittel - bis es schließlich von Aspirin und einer breiten Palette von neuen synthetischen Arzneimitteln abgelöst wurde.

Warum konnte Cannabis so einfach als Heilmittel „abgelöst“ werden?

In Folge der Entwicklung synthetischer Medikamente und einer entsprechend starken Lobby der chemisch-synthetischen Pharmaindustrie nahm die medizinische Verwendung von Cannabis im 20. Jahrhundert ab, bis Cannabis dann zur Mitte des 20. Jahrhunderts hin durch intensive Lobbyarbeit der chemischen Industrie und mit Hilfe eines Harry Jacob Anslingers 

fast weltweit komplett verboten wurde. In Folge der mittlerweile wissenschaftlich belegten Eigenschaften von Cannabis und bei einer gesellschaftlichen Zustimmung von über 80 Prozent der Bevölkerung für medizinischen Cannabis, ist die medizinische Anwendung von Cannabis heute in vielen Bundesländern – und in einem sehr begrenzten Maße auch in Bayern - wieder erlaubt. Leider sind die mit einem legalen Anbau verbundene Auflagen und Kosten noch völlig unakzeptabel und lassen kaum Raum für eine echte Rückkehr der Nutzpflanze Hanf.

Ist der Freistaat ihrer Meinung nach schon reif für einen liberaleren Umgang mit Cannabis?

Laut Umfragen gibt es derzeit bei über 50 Prozent der Bevölkerung eine klare Zustimmung beim Thema Cannabis-Liberalisierung. Ich glaube, der Freistaat ist sehr wohl reif für einen freien und liberalen Umgang mit Cannabis – jetzt ist es an der Zeit, dass das auch wirklich jeder mitbekommt.

Was können Hanfkonsumenten in Bayern tun, um sich gegen ihre andauernde Kriminalisierung zu wehren?

Das momentan Wichtigste, was wir machen können, ist zu möglichst jeder Wahl zu gehen – man sollte schon informiert zur Wahl gehen und auch mit anderen Menschen darüber reden, damit diese dann auch aktiv werden können. Die Kriminalisierung von Cannabis muss meiner Meinung nach sofort und bedingungslos beendet werden – Resignation und Politikverdrossenheit sind hier ganz und gar nicht angesagt. Im September heißt es dann: Bong wegstellen und wählen gehen!

Welche reellen politischen Chancen sehen sie für sich und die Grünen in Bayern?

Meine Ansichten bewegen sich ja weit entfernt von denen einiger Parteifunktionäre, die sich zwar Grüne nennen, aber in meinen und in den Augen viele potentieller Wähler längst nicht mehr authentische „Grüne Politik“ betreiben und sich nicht genug für den Schutz von Mensch, Tier und das Leben auf diesem Planeten einsetzen. Deshalb finden meine Standpunkte in den Bereichen der Tier-, Umwelt und Bildungspolitik bisher auch sehr positiven Anklang. Als Kandidat der Grünen für die kommende Landtagswahl im Wahlkreis Oberbayern habe ich da natürlich noch einen harten Kampf vor mir. Aber ein großer Teil der Bevölkerung verlangt nach authentischer „Grüner Politik“ – jetzt müssen die einzelnen Grünen-Politiker glaubwürdig zeigen, dass sie das auch liefern können und wollen. Ich will und ich werde es liefern – wenn es denn der Wähler so will.

Machen sie auch Wahlversprechen und wenn ja, welche? Und mit welchen Forderungen ziehen sie in den Wahlkampf?

Von Versprechen halte ich eher wenig - ich lege viel mehr Wert auf Taten. Ich finde, es ist wichtig, dass man auch selbst das lebt, was man predigt. Und dass man seinen Prinzipien treu bleibt und nicht für irgendeine Lobby oder Wählergruppe gegen das geht, wofür man selbst mal gestanden hat. Unzählige, zum Teil noch unentdeckte Arten der Erde sind heute im Begriff für immer zu verschwinden - und das schneller und in weit größerem Umfang, als je zuvor in der Erdgeschichte. Nach aktuellen Schätzungen sterben pro Jahr bis zu 100.000 Arten aus. Die globale Katastrophe ist dabei weniger eine Folge von Klimaveränderungen - deren volle Auswirkungen uns erst noch bevorstehen - als vielmehr die Folge einer weltweiten Agrar-Misswirtschaft. Letztes Jahr wurden beispielsweise in Deutschland (und zwar mit überaus fraglicher Treibhausgas-Bilanz) Biogas-Mais und Biodiesel-Raps auf einer Fläche von 2,2 Millionen Hektar angebaut - im Gegenzug wurde eine ebenso große Fläche Regenwald im Amazonas-Gebiet abgeholzt, um Deutschlands Futtermittel-Bedarf mit gen-manipuliertem Soja für die Fleischproduktion zu decken. Die zur Zeit effizienteste Form der Bio-Energie, eine intensiv gedüngte, herbizid-gespritzte, arten-dezimierende Biogas-Mais-Monokultur-Wüste, erzeugt pro Hektar maximal zwei Kilowatt elektrische Leistung aus Biogas sowie 740 Gramm Kohlendioxid netto, das heißt bei jährlich zehn erzeugten Megawattstunden werden 3,7 Tonnen zusätzliches Kohlendioxid erzeugt. Die Bilanz von Pflanzenöl, Bio-Diesel und Bio-Ethanol sieht noch wesentlich schlechter aus - im Vergleich dazu erzeugt eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage pro Hektar 830 Kilowatt und vermeidet dabei gleichzeitig 679 Gramm Kohlendioxid.

Ein anderes Beispiel: Um den täglichen Weltbedarf von einer Milliarde Kilogramm Fleisch zu decken, setzen 1,5 Milliarden in elender Gefangenschaft lebende Kühe 20 Prozent der globalen Treibhausgase frei und fressen gleichzeitig das Vielfache des Nahrungsmittel-Bedarfs der ganzen Menschheit – und das, während weltweit etwa eine Milliarde Menschen hungern. Daher fordere ich einen Abschied von der industriellen Massentierhaltung in Antibiotika-verseuchten Quäl-Anstalten, die den maßlosen Konsum von billigem Fleisch nur noch weiter ankurbeln. Ich fordere die sofortige Abschaltung aller Atomkraftwerke, die Streichung von Milliarden Euro, die in Agrarsubventionen für die intensive Landwirtschaft und Massentierhaltung gesteckt werden anstatt Steuererhöhung und Vermögensabgaben einzuführen und ein Ende der intensiven Agrarenergie aus Ackerpflanzen. Bio-Sprit und Bio-Gas sollten nur noch aus Abfällen und Algen und hergestellt werden und nicht mehr durch konventionelle Landwirtschaft. Und „last but not least“ fordere ich einen liberaleren Umgang mit Cannabis – also eine Entkriminalisierung, freien Zugang zu medizinischem Hanf, unbegrenzten Eigenanbau aber besteuerten Verkauf, Cannabis Social Clubs, staatliche Qualitätskontrollen vor einer Abgabe von Cannabis.

Was wäre ihr Wunsch für die diesjährige Bundestagswahl?

Mein Wunsch ist die völlige Ablösung der bestehenden Regierung. Anstatt weiterhin eine Regierung im Interesse der Banken, der Wirtschaft und der Interessenverbände zu dulden wäre es doch an der Zeit, dass wir uns selbst und besser regieren.

Werden sie ihr Engagement auch fortsetzen, wenn es im September nicht mit der Wahl in den Landtag klappt?

Selbstverständlich werde ich auch weiterhin gegen die agro-industrielle Ausbeutung und die Vernichtung unserer Erde sowie für die Freiheit von Mensch, Tier und Pflanze (dazu gehört natürlich auch Cannabis) kämpfen – ganz unabhängig davon, wie die nächste oder übernächste Wahl ausgeht.

Wer mehr über den bayrischen Polit-Underdog erfahren möchte, wird hier fündig:

www.peterzimmer.eu 

www.facebook.com/Tiere4Peter 

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