DHV-Spots (nur) in deutschen Kinos

Soft Secrets
13 Feb 2015

Nach der Kino-Premiere der ersten professionellen deutschen Pro-Hanf-Spots zeigten fast alle privaten Fernsehsender in diversen Nachrichtensendungen Beiträge dazu - nur die Spots selbst wollte kein TV-Sender ausstrahlen. Und die Bundesdrogenbeauftragte ärgerte sich trotzdem über die Kampagne.


Nach der Kino-Premiere der ersten professionellen deutschen Pro-Hanf-Spots zeigten fast alle privaten Fernsehsender in diversen Nachrichtensendungen Beiträge dazu - nur die Spots selbst wollte kein TV-Sender ausstrahlen. Und die Bundesdrogenbeauftragte ärgerte sich trotzdem über die Kampagne.

Nach der Kino-Premiere der ersten professionellen deutschen Pro-Hanf-Spots zeigten fast alle privaten Fernsehsender in diversen Nachrichtensendungen Beiträge dazu - nur die Spots selbst wollte kein TV-Sender ausstrahlen. Und die Bundesdrogenbeauftragte ärgerte sich trotzdem über die Kampagne.

Seit dem 27. November 2014 werden drei Werbespots zur Legalisierung von Cannabis deutschlandweit in über 243 Kinos gezeigt. Fast eine halbe Million Euro investierte der Deutsche Hanfverband in die Produktion und Kinoschaltungen, um die Bevölkerung in Deutschland zum Nachdenken über das Verbot von Cannabis zu bringen. Die Spots werden auch im Januar 2015 noch in deutschen Kinos zu sehen sein. Georg Wurth, Geschäftsführer des DHV erklärte dazu: "Die Hanf-Spots sind ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der deutschen Legalisierungsbewegung. Eine Kampagne dieser Größenordnung hat es hier noch nie gegeben."

Die drei Spots drehen sich um die Themen Cannabis als Medizin, Entkriminalisierung der Konsumenten und Legalisierung bzw. Regulierung des bestehenden Cannabis-Marktes. Die Kurzfilme wurden bereits zeitlich versetzt auf Youtube veröffentlicht.

Im Medizin-Spot wird verdeutlicht, wie schwierig es ist, auf legale und sichere Weise an medizinische Hanfblüten heranzukommen. Laut einer aktuellen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des DHV wollen 82 Prozent der Deutschen den Zugang zu Cannabis als Medizin erleichtern.

Der Entkriminalisierungs-Spot macht deutlich, wie unsinnig die massenhafte Verfolgung harmloser Konsumenten durch die Polizei ist. Immer mehr offizielle Polizeivertreter haben in den letzten Wochen betont, dass sie das gern beenden würden, um mehr Zeit in die Verfolgung echter Krimineller investieren zu können.

Mit dem Legalisierungs-Spot möchte der DHV klarmachen, wie gefährlich es ist, einen so großen Markt kriminellen Strukturen zu überlassen. Georg Wurth dazu: "Wir hoffen, dass wir damit viele Menschen zum Nachdenken bringen. Die deutsche Drogenpolitik ist gescheitert und muss dringend überprüft werden. Jeder sollte sich bewusst sein, dass das Verbot von Hanf erhebliche Konsequenzen für die ganze Gesellschaft hat."

Die Resonanz lies dann nach dem Kinostart der Spots nicht lange auf sich warten - erstaunlich viele TV-Sender und Zeitungen berichteten über die Pro-Legalisierungs-Kampagne. Auf der DHV-Seite steht dazu: "Schnell war klar, dass das Interesse der Medien an den Spots recht groß sein würde. Dass aber tatsächlich am Montag alle größeren privaten TV-Sender über die Spots berichteten, war doch sehr bemerkenswert. Am Dienstag liefen bei uns die Telefonleitungen heiß, vor allem auf Grund weiterer Medienanfragen. Das Thema Cannabislegalisierung ist in der Gesellschaft angekommen, die Medien sind offen für eine Diskussion dieses Themas, das noch vor 5 Jahren ein Schattendasein fristete."

Ganz so offen waren dann aber zumindest die deutschen TV-Medien doch nicht - keiner war bereit, die Werbespots auszustrahlen. Man berief sich auf den Rundfunksstaatsvertrag, der weltanschauliche, religiöse und politische Werbespots verbietet. Der DHV erklärte dazu: "Alle angefragten TV-Sender haben die Ausstrahlung der Hanf-Spots abgelehnt. Zum Teil wollten sie das nicht konkret begründen, andere haben die Spots als politisch eingeschätzt, was laut Rundfunkstaatsvertrag nicht gestattet sei. Diese Begründung ist auf den ersten Blick nachvollziehbar. Allerdings lassen die Sender zum Beispiel RWE-Werbung zu, die für eine bestimmte Energiepolitik steht. Es gibt sogar ganze Sender wie Bibel TV, die nichts anders machen als religiöse Werbung, obwohl auch das laut Rundfunkstaatsvertrag verboten ist. Es gibt also offenbar Spielraum für die Einordnung von Spots und ganzen Sendern. Das gibt der Absage an die Hanf-Spots eine pikante Note. Das Thema ist den Sendern offenbar noch zu heiß. Wir lassen uns dadurch nicht aufhalten und stocken das Budget für Kinowerbung auf. Die Spots haben einen hohen Unterhaltungswert und Kinoqualität. Nun haben wir noch mehr Geld für diese Königsklasse der Werbung und auch in Kinos werden wir ein Millionenpublikum erreichen. Youtube und soziale Netzwerke werden ebenfalls zu einer hohen Verbreitung der Spots beitragen.“

Tatsächlich haben manche Spots (es gibt ja von jedem der drei Spots eine lange und eine kurze Variante) schon über 100.000 Klicks und so sorgte die DHV-Kampagne schon für reichlich Furore, die auch die deutsche Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler auf den Plan ruft. Mortler hatte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur gesagt, der DHV würde mit seinen Kino-Spots "auf schäbige Art und Weise mit den Ängsten der Menschen spielen". Dem Verband ginge es nur um die völlige Legalisierung einer illegalen Droge, auch und gerade zu Rauschzwecken.

"Natürlich wollen wir mit unserer Arbeit eine Legalisierung von Hanf erreichen.", entgegnet Georg Wurth, "Das haben wir nie geleugnet. Dabei geht es uns aber nicht um eine unkontrollierte Freigabe, wie Frau Mortler mit ihrer Wortwahl glauben lassen möchte. Wir halten einen legalen und regulierten Cannabis-Markt für die beste Alternative zum derzeitigen Schwarzmarkt."

Mortler wies in dem Zusammenhang auch auf eine neue Zusammenstellung von Daten zum Rauschmittelkonsum hin, die gestern von der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) vorgelegt wurde. Demnach habe sich der Anteil der Menschen, die sich wegen Cannabinoid-Missbrauch erstmals in Sucht-Behandlung begeben mussten, erhöht. Der Anteil stieg binnen eines Jahres von 58,4 auf 59,5 Prozent. Dies belege die Gefährlichkeit von Cannabis.

"Die Drogenbeauftragte verschweigt, dass es sich dabei oft um künstliche Cannabinoide aus sogenannten Legal Highs handelt.", so Wurth. "Die Probleme mit diesen neuen Substanzen werden durch das Cannabisverbot eher verschärft, nicht gelöst. Damit ist sie es, die mit den Ängsten der Menschen spielt. Der DHV geht hingegen offen mit den Risiken von Cannabiskonsum um. Wir sind der Meinung, dass gerade junge Menschen durch übermäßigen Konsum Schaden nehmen können und deswegen eine vernünftig regulierte Abgabe an Erwachsende gesundheitspolitisch sinnvoll wäre."

Marlene Mortler äußerte sich außerdem abfällig zum Sänger Thomas D. von den "Fantastischen Vier". Dieser hatte kürzlich in einem Interview mit der "Welt" erklärt, er sei stark dafür, Cannabis zu legalisieren. Für ihn sei Alkohol die schlimmste Droge.

Mortler warf ihm daraufhin gefährliche Verharmlosung vor, das Kleinreden der Cannabis-Gefahren sei verantwortungslos und sie frage sich, ob Menschen, die eine Legalisierung vorschlagen, womöglich schon zu viel gekifft hätten.

Georg Wurth antwortete: "Mit dieser abfälligen Bemerkung beleidigt sie nicht nur unsere seriöse Arbeit, sondern auch die Vorstöße von allen Experten, die sich für eine Änderung der Drogenpolitik aussprechen. Darunter Kriminologen, Ärzte, Strafrechtler, Polizisten."

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