Die Freistadt Christiania

Soft Secrets
12 Mar 2019
Author: Mr. José - info@pestovat.cz Haben Sie schon einmal von Christiania gehört? Wenn nicht, dann aber sicher von der Hauptstadt Dänemarks - Kopenhagen. Diese beiden Namen haben viel gemeinsam. Christiania ist ein teilweise autonomes Gebiet im Herzen von Kopenhagen, eine Freistadt, die versucht, ihren eigenen Regeln zu folgen und so unabhängig wie möglich vom sie umgebenden System zu sein. Obwohl Christiania in hohem Maße von der Toleranz der Außenwelt abhängt, hat sie es geschafft, fast 50 Jahre lang zu überleben. In der Nähe des Zentrums von Kopenhagen liegt der Stadtteil Christianshavn, der bis Ende der 1960er Jahre hauptsächlich als Kasernenstandort diente. Nachdem die Armee gegangen war, hinterließ sie auch viele leerstehende Gebäude. Diese wurden zunächst hauptsächlich von Hausbesetzern und Obdachlosen genutzt, aber 1971 erklärte ein Journalist namens Jacob Ludvigsen die Gegend zur unabhängigen Stadt Christiania. Er glaubte, dies sei eine einzigartige Chance, von Grund auf eine neue Gemeinschaft zu schaffen, in der die Menschen für sich selbst verantwortlich wären und alles für das Wohl der gesamten Gemeinschaft täten. Christiania verfügte über alle Güter des täglichen Bedarfs, einschließlich Elektrizität, Wasser und Abfallbeseitigung, wie sie schließlich in den Kasernen vorhanden sein mussten. Dank dessen war die Gemeinschaft in dieser Hinsicht selbstversorgend und konnte sich sogar das Ziel setzen, ein eigenes, unabhängiges "Wirtschaftssystem" zu schaffen. Kein Wunder, dass die Idee Hippies, Anarchisten und Besetzer anzog, die sich alsbald in der Gegend niederließen. Die Menschen in Christiania schufen sich darüber hinaus ihre eigenen Gesetze, die unter anderem Cannabis und Haschisch legalisierten. [caption id="attachment_7339" align="alignnone" width="800"]Die Freistadt Christiania Die Christiania-Flagge[/caption] Im Laufe der Jahre sah sich Christiania mit zahlreichen Problemen konfrontiert, erlebte viele Höhen und Tiefen. Sogar harte Drogen waren dort eine Zeit lang erlaubt, aber ihr Konsum führte zu mehreren Todesfällen und diese Drogen sind heute in der Kommune verboten. Auch der Verkauf von Cannabis war nicht immer einfach. Streitigkeiten zwischen Dealern in Christiania und dem restlichen Kopenhagen haben mehrmals Konflikte ausgelöst, die beispielsweise 2005 zu einer Schießerei mit mehreren Opfern (ein Todesopfer und drei Verwundete, A.d.Ü.) geführt haben. Auch eine Rocker-Gang, die in den 1980er Jahren in der Gegend Chaos und Verwüstung anrichtete, hinterließ ihre Spuren. Dazu noch forderte jeder Konflikt Reaktionen seitens der Öffentlichkeit und der städtischen Behörden von Kopenhagen heraus. Der Verkauf von Cannabis-Drogen wurde mehrmals verboten, und damit kam es in Christiania zu plötzlichen Verhaftungen, Prügelattacken und Schießereien. Aber Legenden entstehen oft im Zusammenhang mit blutiger Gewalt und ein so hohes Maß an Freiheit muss eben erkämpft werden. Die Bewohner von Christiania sind in dieser Hinsicht bisher erfolgreich gewesen. Sie haben es sogar geschafft, immobilienbezogene Streitigkeiten zwischen den Grundeigentümern und der Stadt beizulegen. Die Kommune zahlt der Stadt die Dienstleistungen und besitzt die Grundstücke, auf dem die Freistadt steht. [caption id="attachment_7340" align="alignnone" width="800"]Die Freistadt Christiania Ein Schild mit der Wegbeschreibung zur Pusherstraße, oft auch als Green Light District bezeichnet[/caption] Meine Erfahrungen mit dem Leben in Christiania sind nur die aus dem Blickwinkel eines Touristen, ich hatte keine Zeit für mehr. Vom perfekt geplanten und sauberen Kopenhagen durch einen der Eingänge nach Christiania hineinzugehen fühlt sich an, als würde man in eine ganz andere Welt eintauchen: Enge Straßen voller Häuser, gebaut aus seltsamen Materialien, aber mit einem erstaunlich authentischen Flair. Ich habe ein Haus in Form einer rechteckigen fliegenden Untertasse mit einem zugbrückenartigen Eingang am Ufer eines der abgeschnittenen Kanäle gefunden. Die Straßen waren voller unterschiedlicher Menschen. Es gab Gruppen von Touristen, denen gegen eine Gebühr die interessantesten Orte gezeigt und die Geschichte von Christiania von einigen ihrer Bewohner erzählt wurden. Manche Einheimische waren mit dem Fahrrad unterwegs (Christiania erstreckt sich über eine Fläche von 34 Hektar und beherbergt etwa 1000 dauerhaft ansässige Einwohner), fuhren ins Zentrum, um einige Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Gruppen und Paare saßen um rauchende Spliffs herum am Ufer des Kanals. Manager, Einzelgänger, Jung und Alt, Kinder - eine außergewöhnliche Mischung, ein friedfertiges buntes Durcheinander, das verblüfft und den Charakter von etwas Einmaligem hat. Christiania ist das Zuhause vieler kreativer Leute und so ist es kein Wunder, dass hier regelmäßig Konzerte und Aufführungen stattfinden. Auch an Stätten wie Meditationsräumen oder Fitnessstudios fehlt es nicht. Die berühmte Pusher Street, von den Einheimischen als Green Light District bezeichnet, ist von Ständen umgeben, an denen Perlenhalsketten, Schals, gebatikte T-Shirts, Statuetten, Meditationsglocken und eine große Anzahl von Produkten aus Thailand und Asien verkauft werden. Bongs, Zigarettenpapier, Zigaretten, Feuerzeuge, Aschenbecher oder Wasserpfeifen sind ebenfalls erhältlich. Die Straße selbst wird von einfachen überdachten Ständen gesäumt, wo lokale Händler Cannabis, Haschisch und Joints anbieten, weniger als zwei Jahre nach der letzten Polizeirazzia und dem verhängten Verkaufsverbot. [caption id="attachment_7342" align="alignnone" width="800"]Die Freistadt Christiania Eine der Zeichnungen am Eingang zur Freistadt[/caption] Wenn Sie Kopenhagen besuchen, dann besuchen Sie auf jeden Fall auch Christiania. Es mag vielleicht nur den Eindruck einer Touristenattraktion erwecken, aber die Freistadt würde ohne Touristen kaum überleben. Sie sind die wichtigste finanzielle Einkommensquelle für die Bewohner. Und auch Kopenhagen selbst profitiert davon. Christiania ist die am vierthäufigsten besuchte Sehenswürdigkeit der Stadt und viele Leute reisen nur wegen Christiania nach Kopenhagen. Die Atmosphäre ist ausgezeichnet - ich habe dort nur drei Stunden verbracht und die Zeit verging im Nu. Und man muss gar nichts Besonderes tun, um den Ort zu genießen. Einfach hinsetzen, ein Bier trinken oder einen Joint rollen und beobachten, was um einen herum passiert. Es lohnt sich auf jeden Fall.
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