Dope und Weed im Marktregal

Soft Secrets
29 Sep 2016

Stellt euch vor, es ist Drogenkrieg – und niemanden interessiert‘s. Und stellt euch vor, es gibt Cannabis und andere Schmeckewöhlerchen im Supermarkt – und alle gehen hin.


Was sich zunächst ausnahm wie ein verspäteter Aprilscherz, offenbarte sich nach genauerem Blick auf die Sachlage als Realität: Im Wiener Stadtteil Margareten, genauer in der Grohgasse, hatten zwei Männer tatsächlich einen Einkaufsladen für Haschisch, Marijuana, BHO und eine Vielzahl anderer psychoaktiver Substanzen betrieben. Location des Dope-Supermarkts war eine ausrangierte Fabrikhalle, in der zuvor eine Ledermanufaktur ihren Sitz gehabt hatte.

Und die war nicht mal versteckt oder getarnt, sondern empfing zahlende Gäste gar mit offener Pforte. Mit ganz normalen Öffnungszeiten und mit einem beträchtlichen Kundenstamm. Das österreichische TV-Format heute.at berichtete auf seiner Website und im Fernsehen von den Geschäftszeiten des Stores: „Montag, Dienstag und Freitag von 12 bis 18 Uhr, am Donnerstag bis 19 Uhr. Am Mittwoch war Ruhetag und das Wochenende wurde quasi für Marketing-Zwecke benutzt: Einer der beiden Täter warb potentielle Kunden in Clubs und auf Partys an“.

Und das schien offensichtlich besser zu laufen, als man denken könnte. Bis zu einer halben Stunde mussten Interessenten an der Kasse verbringen, um die begehrte Ware im Drogensupermarkt zu erstehen, so voll war es in dem Geschäft. Und das Business brummte ohne Ende, mehr als ein Jahr lang verkauften die 40 und 42 Jahre alten Betreiber Cannabisprodukte und andere Rauschmittel wie Rewe und Aldi Obst und Gemüse.

Am Ende war es auch kein Kunde, der die Betreiber des Ladens denunzierte. Es hätte dafür auch keinen Grund gegeben – immerhin, so berichteten die Medien, hätten die beiden Geschäftsleute gute Ware zu sehr guten Preisen veräußert, und die treuen Käufer waren offensichtlich sehr froh über diesen Umstand. Sie hätten die „Inhaber“ des Ladens keinesfalls verraten, wer schießt sich schon ins eigene Knie? Nein, am Ende kam die Polizei von selber auf die öffentlichen Dope-Dealer.

Und zwar im Rahmen einer Observation mehrerer Personen, die unter Verdacht standen, mit Drogen zu tun zu haben. Weil die dann auch Kunden des Dope-Basars gewesen waren, führten sie die Polizeibeamten unfreiwillig und unwissentlich in den verbotenen Markt. Bis zu 15 verschiedene Sorten Gras und Haschisch hatten die Betreiber des Markts angeboten – die Polizei fand während der Bust-Aktion sieben Kilo Shit und schätzt die verkauften Mengen auf etwa 27 Kilo Weed und zweieinhalb Kilo Hanfharz. Das Marijuana kam von einem Grower aus der Steiermark, die anderen Waren aus verschiedenen Ländern, etwa aus Holland.

Wer genau die Lieferanten der Marktbetreiber waren, wollen diese natürlich nicht verraten. Abhörprotokolle und Ortungen sowie andere Beweismittel kann die Polizei in diesem Fall nicht vorweisen, denn die Angeklagten hatten ganz bewusst auf die Verwendung von Mobiltelefonen, Internet und anderen Kommunikationsmitteln verzichtet, um nicht aufzufliegen. Insgesamt waren in dem geschätzten Jahr, in dem der Laden bestand, verbotene Früchte für etwa 900.000 Euro Straßenverkaufswert über den Tresen gegangen – inklusive kompetenter Beratung in Sachen Dosierung, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und so weiter, zum Beispiel bei Kunden mit Laktoseintoleranz, wie heute.at berichtete.

Jetzt hat das Spiel ein Ende, die Betreiber müssen sich vor Gericht verantworten und werden vermutlich nicht sehr glimpflich davonkommen. Es ist doch wirklich ein Trauerspiel, was in dieser Welt abgeht. Staatsgewalt und Politik versuchen alles Mögliche und Unmögliche, um das sogenannte „Drogenproblem“ einzudämmen. Auf der anderen Seite steht eine Bevölkerung, die ganz offensichtlich einen enormen Bedarf an Cannabis, Cannabisprodukten und auch an anderen Stoffen hat.

Das beweist die Frequenz, mit der der Wiener Dope-Markt von seinen Kunden beehrt wurde und auch die Tatsache, dass der Laden über zwölf Monate hinweg bestehen und die Käufer bedienen konnte, ohne, dass jemand die Macher verpfiffen hätte. Und das ist sicherlich nicht nur in Österreich der Fall. Auch anderswo gibt es diesen Bedarf grundsätzlich. Bleibt die Frage, wann die Verfolgung von unbescholtenen Menschen ein Ende findet und die Gesetzgebung endlich an die Realität angepasst wird. Es wäre längst schon an der Zeit. Text: Markus Berger

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