Ein wundervolles Buch über das Comeback des Hanfs

Exitable
09 Sep 2014

Der amerikanische Autor Doug Fine (bekannt für das brilliante Too High To Fail) hat ein neues Buch über unsere Lieblingspflanze geschrieben. Hemp Bound kam im April heraus und es geht um Hanf als Rohstoff - nicht nur für Kleidung, Papier, Kosmetika und andere Produkte, die seit Jahrhunderten aus der Pflanze hergestellt werden, sondern auch für Biokunststoffe und Biokraftstoffe. Ein großartiges Buch und mit dem Humor, Elan und Sachverstand geschrieben, die für das Werk des sympathischen Autors charakteristisch sind.


Der amerikanische Autor Doug Fine (bekannt für das brilliante Too High To Fail) hat ein neues Buch über unsere Lieblingspflanze geschrieben. Hemp Bound kam im April heraus und es geht um Hanf als Rohstoff - nicht nur für Kleidung, Papier, Kosmetika und andere Produkte, die seit Jahrhunderten aus der Pflanze hergestellt werden, sondern auch für Biokunststoffe und Biokraftstoffe. Ein großartiges Buch und mit dem Humor, Elan und Sachverstand geschrieben, die für das Werk des sympathischen Autors charakteristisch sind.

Letztes Jahr holten der belgische Mambo Social Club und die VOC (Dutch Association for Abolition of the Cannabis Prohibition) Doug Fine für eine Vortragsreise nach Europa (u.a. Canna Fest in Prag, London University, Cannabis College in Amsterdam und der Mambo Social Club in Hasselt). Fines Botschaft war klar: Der Krieg gegen Drogen ist vorbei und die grüne Lawine ist nicht aufzuhalten. Bis zu diesem Moment hatte er bereits einige Zeit mit der Arbeit an seinem Nachfolgebuch Too High To Fail  zugebracht, und er erzählte mir, sein neues Buch hätte einzig und allein nicht rauchbares Cannabis - also Hanf als eine der ältesten Kulturpflanzen unserer Geschichte - zum Thema.

Industriehanf steht vor einem Comeback in einem Ausmaß, das schwer zu begreifen ist - das ist die zentrale Aussage von Hemp Bound. Auf der ersten Seite schreibt Doug:

Der Hanfanbau steht in den Vereinigten Staaten kurz davor, gesetzlich erlaubt zu werden (bzw. wurde teilweise gerade legalisiert, das ist gigantisch). Dies begann, als ich mit dem Schreiben dieses Buches etwa zur Hälfte fertig war. Ich bin es nicht gewohnt, bei großen, bedeutenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen auf der Siegerseite zu stehen. Es ist ein erstaunlicher no-brainer. Und es hat eine direkte Auswirkung auf mein Leben. Um ein Beispiel zu geben: An dem Tag, an dem Hanf legal wird, plane ich mit dem Anbau auf 16000 m2 zu beginnen, damit mein Schatz den Stoff, den sie bereits für die Hemden verarbeitet, die ich bei Interviews über den ökonomischen Wert von Hanf trage, nicht mehr aus China importieren muss.

2013 war das Jahr des Durchbruchs. Tatsächlich war das vergangene Jahr das wichtigste in der schon 8000 Jahre dauernden Beziehung zwischen dem Menschen und der Hanfpflanze - "seit der erste paläolithische Jäger mit einer Blase am Fuß entdeckte, dass sich aus Hanffasern festere Sandalen herstellen ließen als jene, die alle anderen trugen." Der Bundesstaat Kentucky legalisierte den Anbau von Industriehanf - ebenso Colorado, der Bundesstaat, der auch rauchbares Cannabis legalisierte. Zur Zeit haben insgesamt zehn US-Bundesstaaten Hanf in gewissem Maße legalisiert. Und der US-Kongress arbeitet an einer Korrektur, die es allen Bundesstaaten erlaubt, Hanf ohne Bewilligung durch die US-Administration zu legalisieren.

In Kanada macht die Hanfindustrie jährlich bereits einen Umsatz von einer halben Milliarde Dollar. Die kanadische Regierung hatte sich schon Mitte der 90er Jahre in eine andere Richtung bewegt, mit subventionierter Forschung nach den am besten geeigneten Hanfsorten für die unterschiedlichen Regionen Kanadas..Für die Vereinigten Staaten gibt es daher einiges aufzuholen. Aber die Entwicklungen verlaufen in einem rasanten Tempo und Fine hat sie in brillianter Weise dargestellt. Seine tiefgründige Recherche und sein fesselnder Schreibstil verraten seinen journalistischen Background. Die Länge des Buches gibt ihm den Raum, rings um die erstaunlichen Tatsachen eine sehr viel persönlichere Geschichte zu erzählen. Aus dieser Kombination war zuvor das irrsinnig komische “Farewell my Subaru” entstanden, in dem er seine Metamorphose von einem typischen Großstadtmenschen aus New York zu einem Solarenergie nutzenden Ziegenfarmer beschreibt. Das Buch wurde 2009 veröffentlicht und bedeutet Doughs Durchbruch als Sachbuchautor.

Während der Too High To Fail Tour im vergangenen Jahr und bei seinem Besuch der Vereinten Nationen in Wien (auf Einladung von Encoding) lernte ich Doug als eine Kreuzung zwischen einem optimistischen amerikanischen Cowboy und einem umweltbewussten europäischen Intellektuellen kennen. Mit einem Cowboyhut, aber ohne diese übertrieben laute Stimme vieler seiner Landsleute. Doug hat einen feinen Sinn für Ironie, mag indessen Zynismus überhaupt nicht. Mit Sicherheit gehört er nicht zum harten Kern der Cannabisexperten, er zählt eher zu jenen, die viel schneller erkannt haben als seine Kollegen, dass sich eine Revolution anbahnt - das Ende des war on drugs, "der übelsten US-Politik seit der Sklaverei" und das Comeback von Cannabis als Medizin, Anregungsmittel und Rohstoff. Bis vor Kurzem war dieses Comeback undenkbar, schreibt Fine. Der Kongress lachte über hanffreundliche Gesetze. “Ein Dreivierteljahrhundert lang, während der gesamten Lebenszeit meines Vaters, war die Wahrheit unwichtig, bis Juni vergangenen Jahres. Der Hanf brach wieder aus unserem genetischen Gedächtnis aus.”

Hemp Bound zeigt uns mit der Geschwindigkeit eines Wirbelsturms, wie Cannabis unser Leben verändern kann und wird. Einige Kapitelüberschriften: “Grow Your Next House (or Factory or High-Rise or School)”, “Heck, Grow Your Whole Tractor Out of Hemp”, “Fill 'Er up with Hemp”, “Don't Just Legalize It - Subsidize It”. Doug führte den Großteil seiner Recherchen und die meisten Interviews in den USA durch, aber er nutzte im November letzten Jahres seine Zeit in den Niederlanden, um HempFlax in Oude Pekela zu besuchen. Michel Degens vom Mambo Social Club und ich begleiteten ihn in den hohen Norden. Es war ein denkwürdiger Tag, auf den er in seinem Buch ausführlich eingeht.

Hemp Bound ist ein Muss für jeden, der mehr über die Geschichte und vor allem über die Zukunft des Hanfs erfahren möchte. Es liefert ein Fülle an Informationen, wie sie die Massenmedien vermutlich erst in ein paar Jahren bieten werden. Oder in den Worten von Country-Legende und Hanfaktivist Willie Nelson: “Hemp Bound” erzählt uns mit einem scharfen Blick für Details und einem ausgeprägten Sinn für Humor, wie wir auf Dauer das Land der Verheißung verwirklichen können. Doug hat einen Entwurf für Amerikas Zukunft geschaffen. 

Doug Fine
Hemp Bound: Dispatches from the front lines of the next agricultural revolutionChelsea Green Publishing Co
192 pages, €13.49
Online bestellen: http://dougfine.com/books/hemp-bound/

Auszug aus Hemp Bound:

'The meadows of Northern Holland were still frosted when I set off on an autumn morning to visit the nearby HempFlax headquarters in Groningen province. Perhaps the coolest part of my research for this book -and that's like choosing between favourite ice cream flavours- came very near the end, on the HempFlax factory floor. That's because I found myself watching (and in turn touching) the actual hemp fibres that go into Mercedes and BMW door panels. These emerged in dumps from a mechanized separator that sent the remaining hurd down a different chute (for use as cat litter).

Operating like a page out of the 1938 Popular Mechanics article that hailed hemp's twenty-five thousand uses, HempFlax also sells parts of the European industrial cannabis plant harvest for textiles, paper and building insulation. The vast, noisy factory I was touring this chilly morning churns out more than 1.400 pounds of hemp fibre every hour.'

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