Ganzjähriges Ernten im subtropischen Paradies

Soft Secrets
14 Nov 2015

International Growers


International Growers

Der brasilianische Grower Dreadz baut bereits seit sechs Jahren Cannabis an. 1998 zog er seine ersten Sämlinge aus Samen, die er aus dicht gepacktem paraguayischem Marihuana gerettet hatte. Seither hat Dreadz seine Anbaumethode verfeinert und erzielt immer bessere Erträge. In dieser Interview-Serie mit ausländischen Growern unterhält sich Bart B. dieses Mal mit Dreadz aus dem sonnigen São Paulo (Brasilien).

Dreadz: "Die ersten Samen steckte ich in kleinen Töpfen einen Zentimeter tief in die Erde und benutzte eine Lampe, die eigentlich dafür bestimmt war, Reptilien warm zu halten. Sie keimten innerhalb von drei Tagen auf. Die Lampe erwies sich dann doch als ungeeignet, um darunter Pflanzen zu ziehen, denn diese wurden sehr lang und dünn und gingen eine Woche später ein. Zu der Zeit wusste ich nicht, wie einfach es ist, draußen zu pflanzen. Seither baue ich meistens im Freien an.

"In meinem Wohnort São Paulo im Südwesten von Brasilien gibt es ein Unmenge an Gras von schlechter Qualität - dieses zusammengepresste Gras, das voller Samen ist. Als ich zum ersten Mal mit Cannabis in Kontakt kam und sah, dass darin Samenkörner waren, machte es klick bei mir. Ich musste einfach versuchen, selber etwas davon zu pflanzen. Wenn du Gras rauchst, ist die Frage nicht, warum du es anbaust, sondern warum du es nicht anbaust. Beim bloßen Anblick des gepressten Marihuanas konnte ich erkennen, dass es nicht gut angebaut und behandelt worden war. Ich wollte sehen, wie diese Pflanze, die auf der ganzen Welt so viele Kontoversen auslöst, vor meinen eigenen Augen heranwächst. Zuerst war ich einfach nur neugierig, aber von dem Moment an, als ich sah, wie der erste Sämling geradezu explodierte, seine ersten sieben Blattfinger austrieb, war ich in diese Pflanze verliebt. Ich kann garantieren, dass ich bis ans Ende meiner Tage Cannabis kultivieren werde und setze mich mit aller Kraft dafür ein, dass dies eines Tages legal sein wird.

"Nachdem ich eine Zeit lang angebaut hatte, kam ich besser damit zurecht; ich nutzte das Internet, las Bücher, um einen besseren Einblick in den Cannabisanbau zu bekommen. Heute kultiviere ich das beste Cannabis, das mir jemals unter die Augen gekommen ist (jeder, der es geraucht hat, stimmt darin mit mir überein), und ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass ich mein Rauchzeug irgendwann wieder werde kaufen müssen. Über die Jahre habe ich mehr als 20 Varietäten ausprobiert, natürlich auch so populäre wie White Widow, Blueberry, Northern Lights, AK 47, Hindu Kush und Bubblegum. Die erste Sorte, für die ich mich entschieden hatte, war wohlbekannt und sehr potent, aber nach einer gewissen Zeit entschloss ich mich, nach Varietäten Ausschau zu halten, die mir persönlich den größten Genuss bereiten, und nicht nach solchen, die mir halt nur von anderen als Topsorten empfohlen werden.



Derzeit hege ich große Erwartungen bezüglich der reinen Thais, die ich gerade kultiviere. Natürlich baue ich immer noch alle möglichen Sorten an, um mich dann zu entscheiden, aber soviel kann ich schon sagen: Ich bin ein eingefleischter Sativa-Liebhaber, vor allem, wenn sie draußen biologisch-organisch angebaut werden. Ich habe natürlich meine persönlichen Favoriten, doch ich werde meine Suche unter so vielen Varietäten wie möglich fortsetzen. Einmal, weil ich den Anbau von Cannabis so sehr mag, aber auch, weil ich die Vielfalt verschiedener Eigenschaften an jeder Pflanze erfahren will - die unterschiedlichen Farben, Gerüche, Konturen."

Ausgedehnte Marihuanafelder

„Brasilien ist ein riesiges Land mit großen klimatischen Unterschieden, die von tropischen Klimaten bis trockenen Wüstenklimaten reichen. Der Landesteil, wo ich lebe, hat ein subtropisches Klima, das heißt, die Temperatur liegt über das gesamte Jahr zumeist bei etwa 25 Grad Celsius. Im Sommer regnet es viel, aber wir haben trockene Winter. Das kommerzielle brasilianische Gras wird fast ausschließlich draußen angebaut und auf großen Farmen produziert. Dieses Gras ist wirklich nicht besonders gut; es wird schlecht geerntet - man lässt es einfach nur in der Sonne trocknen und die männlichen Pflanzen werden vorher nicht beseitigt. Das Hauptanbaugebiet liegt im Nordosten, hauptsächlich im Bundesstaat Pernambuco, wo es auf ungeheuer großen Feldern wächst, so weit das Auge reicht. Es gibt da eine Region, die "Poligono da Maconha" heißt, was soviel bedeutet wie "Cannabiszone". Dieses Gebiet reicht bis in benachbarte Bundesstaaten hinein, wo Cannabis neben Zuckerrohrpflanzungen angebaut wird. Diese Cannabisfelder befinden sich im Besitz von sehr reichen Familien, manchmal von Politikern, und die bekommen nur ganz selten Ärger mit der Polizei. Jenes Cannabis wird gar nicht in São Paulo oder Rio de Janeiro verkauft, sondern hauptsächlich im nordöstlichen Bundesstaat Bahia und bis in den Norden des Landes. Im Südosten von Bahia wird Cannabis in der Nachbarschaft von Kakaoplantagen kultiviert. Viele Kakaofarmer dort hatten mit dem Cannabisanbau begonnen, um sich etwas dazuzuverdienen, aber die Produktion ist nicht so hoch wie in den nördlichen Gebieten.

Brasilianisches Cannabis hat meistens eine lockere Struktur, während das Cannabis aus Paraguay in harten, fest gepressten Blöcken hereinkommt. Neben diesem Gras kommen auch Haschkugeln aus Paraguay. Wie das Hasch dort hergestellt wird, weiß ich nicht. Wahrscheinlich durch Reiben der Blütenstände mit den Händen, um die Kristalle einzusammeln, oder sie haben sonst irgendwie die Kristalle aus dem Gras gekriegt, bevor es dicht gepackt wird. In den Grasblöcken von besserer Qualität ist es immer noch möglich, zusammengepresste Haschkristalle zu finden. Das Cannabis aus Paraguay ist etwas besser als das brasilianische. In den größeren Städten lassen sich gelegentlich europäische Cannabisblüten auftreiben, und da zahlt man so etwa 350 Dollar für 25 Gramm. Dieses hochwertige Cannabis ist nicht häufig vorzufinden. Und selbst, wenn du es aufspürst, wer kann sich das leisten? Ein ein Kilo schwerer, dicht gepackter Grasblock aus Paraguay kostet nur 150 Dollar. Dieses Cannabis kommt von einer wenig ertragreichen lokalen Sorte, aber das Marihuana ist dennoch ganz angenehm, wenn es richtig angebaut und getrocknet wird.



In der Zukunft wird es wahrscheinlich besseres und bezahlbares Cannabis auf dem Markt geben angesichts der Tatsache, dass sich der Indoor-Anbau schnell entwickelt. Indoor-Grower sind zwar immer noch eine Seltenheit, aber der Innenanbau nimmt eindeutig zu. Das Wissen der Anbauer hierzulande stammt aus dem Internet und aus Büchern, die sie über das Netz bestellen. Denn bei uns gibt es keine Bücher oder Magazine über Cannabis. Ein großer Vorteil daran ist, dass die Polizei bisher nicht damit begonnen hat, in Häusern und Gärten nach Cannabis zu suchen. Die wenigen Indoor-Grower sind am ehesten in den großen Städten zu finden. Ich habe einige von diesen Anbauräumen gesehen, und nur wenige Leute scheinen zu wissen, was sie tun. Manche hatten gut eingerichtete Systeme und verfügten auch über etwas Wissen über Innenanbau. Ich selbst habe versucht, Cannabis drinnen unter einer 400-Watt-Lampe anzubauen, kam aber schnell zu dem Schluss, dass der Outdoor-Anbau viel bessere Ergebnisse liefert und mir darüber hinaus eine Menge Geld spart. Die einzige Motivation für mich, drinnen anzubauen, besteht darin, Sämlinge (aus Samen) zu erhalten, Mutterpflanzen wachsen zu lassen und Klone zu entnehmen."

Tropische Sativas

„Ich ziehe die Sämlinge in Töpfen bis sie ihre ersten großen Blätter ausgebildet haben. Dann werden sie in den Boden eingepflanzt, der zuvor mit Kuh- und Hühnermist und mit Wurmhumus angereichert worden ist. Sie werden gegossen, wenn sie es brauchen, vor allem wenn es trocken ist. Draußen setzen die Pflanzen ohne weitere Hilfe ihr Wachstum fort, denn sie sind ziemlich eigenständig. In São Paulo wechseln Indica-Hybride zu jeder Zeit des Jahres geradewegs in die Blüte; dabei spielt es keine Rolle, wenn sie gepflanzt werden. Denn die Photoperiode weist hier nur 14 Lichtstunden auf und das ist nicht genug, um sie in der Wuchsphase zu halten. Die Indicas wachsen etwa 30-40 Tage und beginnen dann automatisch zu blühen. Der Trick, eine gute Ernte zu bekommen, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Pflanzen während dieser kurzen Wuchsphase die bestmöglichen Wachstumsbedingungen erhalten. Auf diese Weise lassen sich ziemlich große Pflanzen realisieren. Die maximale Höhe, die ich jemals erreicht habe, waren 1,20 Meter mit einer White Widow. Ich denke, dass Indicas weiter im Süden aufgrund der längeren Wachstumsphase sehr viel größer würden.

Die tropischen Sativas beginnen ungefähr Mitte Februar zu blühen, nachdem die Fotoperiode auf 12 Lichtstunden pro Tag gefallen ist. Wenn ich sie früh genug in der Anbausaison pflanze, können sie sich zu enormen Gewächsen entwickeln. Abhängig von der Varietät können Indicas über das ganze Jahr angebaut und geerntet werden. Aber ich würde nicht raten, sich auf den Januar als Erntemonat festzulegen, da es in dieser Zeit sehr viel regnet.

Es lassen sich also im Jahr mehrere Outdoor-Ernten einfahren. Tropische Sativas kann man nur ein Mal im Jahr ernten. Aber natürlich ist es möglich, sativadominante Hybride wie Skunk x Kalimist anzubauen, die sowohl im Sommer als auch im Winter blühen, und auf diese Weise kannst du mehrere Ernten im Jahr erzielen.

Während der Blühphase helfe ich den Pflanzen, indem ich die Zweige hochbinde, damit das Licht besser durch das Blattwerk dringen kann. Ich achte ganz besonders auf den Nährstoffbedarf der Pflanzen und sorge dafür, dass keine Mängel auftreten - und bete, dass die starken Regenfälle in den Sommermonaten meine Pflanzen nicht vernichten. Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich damit, den Pflanzen Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Trotz des günstigen Klimas läuft nicht immer alles glatt, es können Probleme auftreten. Während meiner ersten und zweiten Indoor-Anbauversuche kam es bei meinen Pflanzen zu Nährstoffmangel wie beispielsweise der häufig vorkommende Stickstoff- und Manganmangel. Und ich hatte außerdem Probleme mit dem pH. Beim Anbau im Freien ist es hauptsächlich der starke Wind, der die Sache verderben kann, weil die Zweige, wenn sie schwere Blütenstände tragen, häufig durch starke Windstöße beschädigt werden. Ich bekämpfe Insekten mit einem Tee, denn ich selber herstelle. Schimmel schlägt nicht oft zu, und wenn, dann trifft es meist nur einen kleinen Teil der befallenen Pflanze."

Ernten und rechtliche Situation

"Schließlich ist es an der Zeit, die Pflanzen zu ernten. Dafür nehme ich immer die Hilfe eines Freundes in Anspruch - er hat mir schon häufig beim Anbau geholfen, indem er nach den Pflanzen gesehen hat - aber im Allgemeinen halte ich meine Growing-Aktivitäten so geheim wie möglich. Ich ernte die Pflanzen, indem ich die Zweige abbreche und sie in einem kühlen, gut durchlüfteten und dunklen Raum kopfüber aufhänge, damit sie austrocknen können. Gewöhnlich nutze ich einen leeren Raum oder einen Schrank. Ich versuche, die Blütenstände zu maniküren, wenn sie noch feucht sind (frisch geerntet), und dann lasse ich sie hängen, damit sie völlig austrocknen, also bis sich ihre Ästchen leicht abbrechen lassen; dies dauert normalerweise fünf bis sieben Tage. Anschließend werden die trockenen Blütenstände von ihren Zweigen abgeschnitten und in Glasbehälter getan, um 30 Tage lang zu reifen.

Ich habe bisher keine extremen Ernten erlebt, weil ich versuche, soviel Blattmaterial von den Pflanzen zu entfernen wie nur geht. Dies bedeutet, der Ertrag wird sehr niedrig gehalten, aber das macht nichts, denn ich gewinne Wasserhasch aus diesen Blättern. Der durchschnittliche Ertrag, den ich von einer 60 cm großen Indica erhalte, liegt etwa bei 70 bis 80 Gramm trockene Blüten. Eine reine Sativa derselben Größe produziert 35 bis 40 Gramm. Meine Hauptsorge gilt der Qualität, nicht der Größe oder dem Ertrag. Mir sind 20 Gramm explosiver Blüten lieber als ein Kilo durchschnittliches Gras. Mein bestes Outdoor-Ergebnis, das ich jemals bei einer Indica erzielt habe, waren ungefähr 80 Gramm, und das sogar bei einer kurzen Wuchsphase. Vor Kurzem hatte ich mehrere vier Meter große paraguayische Ladies, die ich großgezogen hatte, aber sie wurden gestohlen, bevor ich sie ernten konnte. Ich fühlte mich so schlecht, nachdem sie mir genommen waren, aber ich habe daraus gelernt, den Ort des Anbaus sorgfältiger auszuwählen und vorsichtiger zu sein, mit welchen Leuten ich darüber spreche.



In Brasilien ist der Cannabisanbau streng verboten. Ob man eine Pflanze besitzt oder ein ganzes Feld bepflanzt hat - du kannst verhaftet werden und eine drei- bis fünfzehnjährige Gefängnisstrafe aufgebrummt bekommen. Sogar der Besitz von Samen ist verboten. Da wo ich lebe werden die Gesetze gerade nach und nach geändert. Von nun an werden Kiffer nicht mehr festgenommen, aber es kann eine ärztliche Untersuchung auf Drogenkonsum angeordnet werden - oder sonst gemeinnützige Arbeit. Glücklicherweise orientiert sich Brasilien eher an der europäischen als an der amerikanischen Drogenpolitik. Drogendealer erhalten dennoch schwere Strafen: 5 bis 15 Jahre Gefängnis. Traurigerweise werden Grower immer noch wie Dealer behandelt. Die Anti-Drogengesetze werden nach wie vor in aller Härte angewandt. Aber dank der Korruption innerhalb der Polizei ist es möglich, sich von einer Gefängnisstrafe freizukaufen und dann als freier Mann herumzulaufen."

Dreadz wünscht euch allen eine Boa Colheita (eine fantastische Ernte).

Por que ter olhos verdes se o verde da natureza os deixa vermelhos?

(Warum Augen von grüner Farbe haben wenn das Grün der Natur sie rot färben kann?)

 

Ein paar nützliche brasilianische Worte:

  • Gras: erva, maconha, marijuana, verdinha, tchais, beck, fumo
  • Hasch: hash, haxixe, bola de hash
  • Joint: beck, baseado, banza, baga, bagana
  • Kippe eines Joints: ponta

 

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