Gespräch mit einem Dabbing-Maniac

Soft Secrets
24 Feb 2015

Es gibt Hanf-Patienten und Cannabis-Liebhaber, denen die gewöhnlichen Cannabis-Produkte nicht genügen. Mit Gras und Hasch können sie, so sagen sie, nicht viel anfangen – zu schwach sei die Wirkung, die von solchen Erzeugnissen ausgehe. Hannes (Name von der Redaktion geändert) ist so einer. Der 47-Jährige wohnt in der Nähe der niederländischen Grenze, kifft seit seinem 16.


Es gibt Hanf-Patienten und Cannabis-Liebhaber, denen die gewöhnlichen Cannabis-Produkte nicht genügen. Mit Gras und Hasch können sie, so sagen sie, nicht viel anfangen – zu schwach sei die Wirkung, die von solchen Erzeugnissen ausgehe. Hannes (Name von der Redaktion geändert) ist so einer. Der 47-Jährige wohnt in der Nähe der niederländischen Grenze, kifft seit seinem 16.

Es gibt Hanf-Patienten und Cannabis-Liebhaber, denen die gewöhnlichen Cannabis-Produkte nicht genügen. Mit Gras und Hasch können sie, so sagen sie, nicht viel anfangen – zu schwach sei die Wirkung, die von solchen Erzeugnissen ausgehe. Hannes (Name von der Redaktion geändert) ist so einer. Der 47-Jährige wohnt in der Nähe der niederländischen Grenze, kifft seit seinem 16. Lebensjahr und hat seit vier Jahren eine Ausnahmegenehmigung von der Bundesopiumstelle für die Verwendung von medizinischen Cannabisblüten aus der Apotheke. Aus diesen und anderen, vom Schwarzmarkt erworbenen bzw. selbst gegrowten Sorten, stellt er sich per Extraktionsapparatur selber regelmäßig Superkonzentrate her, das sogenannte Butan Honey Oil (bzw. Butan Hash Oil), kurz: BHO. Denn etwas anders kommt Hannes nicht in die Tüte. 

Hannes, du bist, wie du selber sagst, Patient und Genusskiffer in einem und konsumierst ausschließlich BHO. Kannst du erklären, wieso?
Hannes: Ich rauche nur Wax, weil das normale Gras und Haschisch mir von der Wirkung her nicht ausreichen. Früher hab ich normal gekifft, und das hat auch immer ganz gut geholfen. Aber seit meine Multiple Sklerose schlimmer wird, genügen die medizinischen Qualitäten von einfachen Cannabis-Produkten nicht mehr, um die Symptomatik zu lindern. Da muss dann Butan Hash Oil her. Ich denke, dass es nicht nur die Verschlimmerung meiner Krankheit ist, sondern gleichzeitig auch die Toleranz, die ich mir über all die Jahre aufgebaut habe. Wer täglich sechs bis acht Gramm raucht, der ist gegenüber der Wirkung von normalem Weed irgendwann resistent.

Wie und wann hast du festgestellt, dass BHO dir am besten helfen können?
Das war einer dieser Zufälle, die man als Mensch dann und wann hat. Ein Bekannter eines Freundes war irgendwann mit auf einer unserer Partys. Zu später Stunde kramte der dann etwas Wax aus seiner Dose und legte es auf den Tisch. Zuerst wusste ich, obwohl ein erfahrener Kiffer und Konsument, gar nicht, was das sein soll. Dann rauchten wir ein paar Pfeifen damit – stinknormale Bongs, wir haben also nicht gedabbt – und ich war baff darüber, was für eine Wirkung das hatte. Plötzlich fühlte ich mich in meine Jugend zurückversetzt, weil das Dope so heftig wirkte, wie es früher der Fall war. Das heißt: Wir konnten uns mit dem Material endlich wieder dicht rauchen, was mit dem Weed, das täglich durch unsere Hände ging, schon lange nicht mehr möglich gewesen war, und ich bemerkte auch gleich die enorme medizinische Wirkung, die von dem Wax ausging.

Seit dem konsumierst du nur noch BHO?
Nein, natürlich nicht. Das war ja mein erstes Mal. Bis ich dann auf eine Quelle stieß, dir mir regelmäßig Wax verkaufen konnte, dauerte es eine ganze Weile, obwohl ich schon danach suchte, wie ein Irrer. Klar, ich wollte dieses geniale Zeugs haben. Weil aber auch diese Quelle zwar zuverlässig, aber extrem teuer war – ich musste immerhin 60 bis 80 Euro für ein Gramm Wax auf den Tisch legen – begann ich eines Tages, mir Gedanken zu machen, wie ich mein eigenes BHO herstellen kann. Und dann baute ich mir zusammen mit einem guten Freund unsere Extraktionsmaschine. 

Hattest du damals direkt mit Dabbing angefangen, oder wie hast du das Wax zu dir genommen?
Zuerst wusste ich ja gar nicht, was dieses Dabben eigentlich sein soll. Also hab ich das BHO immer nur im Joint gequalmt, bis eines Tages jemand von meinen Kumpels mit einer Dabbingpfeife um die Ecke kam. Dann haben wir uns im Internet ausführlich informiert, und seit dem ist das Dabben ja auch ein richtiger Hype geworden. Wieviele Pfeifen und Extraktoren und Zubehörprodukte es mittlerweile dafür gibt … und man hat das Gefühl, es werden täglich mehr. 

Wie es auch bei den Vaporizern der Fall ist.
Genau! Genau so! Da riechen eben ne ganze Menge von Geschäftsleuten den schnellen Euro oder Dollar. Kein Wunder, wer hätte auch gedacht, dass es nach all den Jahrtausenden, in denen Cannabisprodukte schon hergestellt und eingenommen werden, irgendwann noch mal eine „Neuerfindung“ in diesen Bereich gibt.

Die Amis, wohlgemerkt, waren es – dicht gefolgt, man beachte das Wortspiel, von den Holländern.
Wer sonst, so ist es. Und ich denke, da wird noch einiges andere erfunden werden im Lauf der Geschichte, die noch vor uns liegt.

Zum Beispiel das THC-Muschigel, dass die Vagina high machen soll, wie der Hersteller verspricht.
Darüber hattet ihr in euerm Heft doch auch schon mal einen Artikel.

Jep, hatten wir. Aber zurück zu deinen Dabbing-Gewohnheiten. Du stellst dir dein BHO also selber her. Auch das dazu notwendige Ausgangsmaterial?
Ja, auch das. Ich growe seit zwanzig Jahren, in dem Bereich bin ich echt fit. Meine 20 Pflänzchen hab ich immer im Gewächshaus – einige Zuchten indoor sind auch meistens am Start. 

Was für Strains bevorzugst du?
Da fahr ich immer zweigleisig. Ich habe meine Standard-Strains, von denen ich weiß, wie sie sind und wie sie wirken. Das sind im Indica-Bereich die Pure Kush, die Nebula und die Jack Herer, die übrigens tausend Mal besser ist als das Bedrocan Jack Herer, das in Holland für die Apotheken hergestellt wird. Und im Haze-Bereich growe ich Hawaiian Snow und Amnezia Haze. Das wäre das erste Gleis. Das zweite Gleis besteht darin, dass ich immer mal neue und mir unbekannte Strains aussäe und versuche, da jeweils das Beste rauszuholen. Durch diese Methode hab ich schon echt coole Pflanzen erhalten und tolle Erfahrungen machen können. Auf diese Weise habe ich auch die Pure Kush kennengelernt, die heutzutage in meinem Standard-Repertoire ist.

Und dann ziehst du die Pflanzen und bereitest anschließend Butan Honey Oils daraus?
Ja, grob gesagt ist das so. Für mich zählt aber immer auch ein gewisser Experimentalcharakter. 

Was heißt das?
Das heißt, dass ich meistens ein paar Sachen versuche und auch immer mal wieder variiere. Wenn ich also zum Beispiel ein BHO herstelle, dann gebe ich gerne zwei oder drei verschiedene Sorten Gras in den Extraktor und bereite mir ein Wax aus verschiedenen Strains zu. Da gibt es unglaublich viele Möglichkeiten, Pflanzen bzw. Grassorten zu kombinieren. Und teilweise kommen da Materialien bei heraus, die sich in ihrer Wirkung heftig voneinander unterscheiden. Ich kann zum Beispiel einen echt psychedelischen owner herstellen, indem ich potente Haze-Sorten mit Indica-Strains zusammentue. 

Wow, eine wirklich gute Idee!
Ja, es gibt da vieles zu forschen, das würde dir sicher gefallen. Was meinst du, um wieviel interessanter es dann noch wird, wenn du nicht nur verschiedene Gräser zusammentust, sondern auch Haschsorten mit einbeziehst? Aus einem starken Water- oder Ice-Hasch lässt sich eine Mörder-BHO extrahieren, und dann mische das mal mit fetten Weedsorten. Ich kann dir sagen: Da kommen Drogen bei raus, die hast du so noch nicht probiert. Die höhere Dimension des Kiffens. Ich schwöre echt nur auf BHO!

Wie verhält es sich denn bei den BHO mit der Toleranz? Es kann ja sein, dass dir Hardcore-Cannabis-Konsumenten das „normale“ Weed nicht mehr genügt, aber wird dann nicht irgendwann mit der Gewöhnung auch das Wax dir zu schwach werden?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Denn mit der eben beschriebenen Methode bin ich ja in der Lage, so unterschiedliche Extrakte herzustellen, dass ich eigentlich immer variieren kann. Meine Hausapotheke ist stets gut gefüllt. Mindestens vier qualitativ unterschiedliche BHO sind da immer drin, meistens mehr. Ich habe also die Wahl. So wird mir niemals langweilig, und auch das Problem mit der Wirksamkeit ist für mich keines mehr. 

Wenn man deine Aussagen so hört, könnten böse Zungen behaupten, Cannabis habe das Potenzial, dich zu anderen Drogen zu führen. Was wäre denn, wenn du vom Hanf und seinen Produkten keine ordentliche Wirkung mehr hättest? Würdest du dann deine Hausapotheke auch um Opiate und anderes erweitern?
Ach, die brauche ich nicht zu erweitern, solche Sachen sind da sowieso drin. Opium und sowas. Klar. Aber ich kann dir sagen: Das hat mit dem Cannabis nix zu tun. Das nehme ich vielleicht, wenn es hochkommt, dreimal im Jahr. Außerdem ist das mit dieser extremen Toleranz bei fast niemandem so. Ich kenne auch keinen Menschen, der über die gleichen Erfahrungen berichtet wie ich. Bei den allermeisten entwickelt sich eine solche Toleranz auch gar nicht, aber man muss auch zugeben, dass mein Konsumverhalten auch ganz besonders krass ist. Ich meine, welcher Kiffer oder auch Patient raucht schon bis zu oder auch über acht Gramm am Tag? Ich glaube, dass mit der schlechten Wirksamkeit des Grases ist eine Geschichte, die mich ganz persönlich betrifft und ansonsten nur wenige andere Leute. Wie gesagt: Mir ist sonst niemand bekannt, der da einen solchen Ansatz hat wie ich. Alle meine Freunde und Bekannten kiffen seit Jahr und Tag – und alle maximal ein bis zwei Gramm am Tag. Und allen genügt das stinknormale Marijuana oder Haschisch. Nur mir nicht.

Du startest also deinen Tag direkt mit einer Oil Pipe und einer fetten Portion Wax?
So ist es. Direkt nach dem Aufstehen steht da schon meine Pfeife – fertig zubereitet und rauchbar. Das richte ich mir abends vor dem Schlafengehen so her, damit ich morgens keine Probleme bekomme. Ich hab nach dem Aufstehen meistens Schwierigkeiten mit der Motorik und Koordination. Das wird erst mit der Zeit ein bisschen besser. Und mit der Hilfe meiner BHO deutlich schneller als ohne.

Bist du dann nicht direkt nach dem Aufstehen superbreit?
Doch, schon … oder … naja, superbreit würde ich vielleicht nicht grade sagen. Stell dir das wie gesagt nicht zu fies vor. Ich merke eben auch vom Dabben nicht das, was du merken würdest. Klar, es stimmt schon: Ich werde natürlich auch ordentlich stony, aber ich kann immer noch alles bewältigen, was zu bewältigen ist. Glaub nicht, dass ich dann ausgeknockt irgendwo auf dem Sofa liege. Das ist bei mir einfach anders. 

Über deine Krankheit, Multiple Sklerose, wolltest du ja nicht so gerne sprechen.
Nein, nicht wirklich. Was gibt es da auch noch drüber zu sagen? Ich hab diese Erkrankung nun mal, und ich muss mich damit arrangieren. Aber ich würde auch kiffen, wenn ich kerngesund wäre. Also können wir getrost über die BHO reden.

Du hast dir einen Extraktor selber gebaut?
Richtig, das ist bei meinem technischen Verständnis auch keine große Sache.

Wieso, was hast du denn für einen Beruf gelernt?
Das will ich nicht sagen, sonst erkennen mich vielleicht einige der Leser noch, die hier in meiner Nähe wohnen. Muss nicht unbedingt sein. Fakt ist, dass mein technisches Know How dafür ausreicht, solche Apparaturen zu basteln. Problemlos sogar. 

Und wie kamst du auf die Idee, was eigenes zu kreieren?
Zuerst hatte ich einen Honey Bee Extraktor, den man im Internet in, ich glaube, zwei Ausführungen bestellen kann. Aber der war mir nicht ganz koscher, wenn ich ehrlich bin. Irgendwie kam mir das Ding nicht sicher genug vor – also hab ich mein eigenes Gerät entwickelt. Heute braucht das aber keiner mehr zu machen, denn es gibt ja, wie ich kürzlich entdeckt habe, mittlerweile ein deutsches Produkt, dass jeder für wenig Geld kaufen kann. Schaut einfach mal auf dabbing.de nach – dort gibt es eine Vielfalt an Nettigkeiten für den BHO- und Dabbing-Fan.

Das neue Projekt vom Kollegen Stefan Müller, der auch das Portal keinwietpas.de betreibt.
Ja, ganz genau. Eine echte Empfehlung! Das soll keine Werbung sein, man bekommt ja heute, wenn man über Google sucht, Hunderte von Websiten, die tolles Dabbing-Zubehör anbieten. Die einzige  Werbung, die ich überhaupt machen möchte, ist zu betonen, dass Dabben einfach die beste Konsumform für Cannabis-Freunde ist. Man hat die maximale Ausbeute, Hunderte Möglichkeiten zu variieren, und man begibt sich auf ein relativ neues Feld, auf dem noch extrem viel zu entdecken sein wird. Daran glaube ich ganz fest.

Zudem stellt die Zubereitung eines möglichst potenten Konzentrats eine der grundlegenden schamanischen Technologien dar.
So kann man es auch beschreiben! Du hast völlig recht! Und wie kann, was Schamanen machen, schlecht oder gar falsch sein? Wir sollten uns alle am Schamanismus orientieren, wenn wir wieder eine gesunde Welt anstreben und ein Leben in Würde führen wollen. Das ist meine Message.

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