Gras in Berlin: legal, illegal, scheißegal!

Soft Secrets
14 Jul 2015

In Berlin wird viel gekifft.


In Berlin wird viel gekifft.

In Berlin wird viel gekifft. Das ist nicht nur ein Gerücht. Wer wachsamen Auges durch die Bundeshauptstadt tapert, wird feststellen, dass die dort so bunt zusammengewürfelten Typen in der Tat eine gewisse Affinität zum Cannabisrauch zu haben scheinen. An der einen Ecke sieht man einen jungen Mann an der formschön gerollten Tüte nuckeln, direkt gegenüber im Park zwei Gestalten Geld gegen Zip-Lock-Tütchen tauschen. Zwei Schritte weiter duftet es herrlich nach Marijuana, und die Cannabis-Aktivisten sind mittlerweile so zahlreich in Berlins Straßen zu finden, dass sich schon richtige, teils auch rivalisierende Gruppen gebildet haben. Hanfverband oder Hanfmuseum – das ist hier die Frage.

Während dessen beraten sich die Politiker, ob es sinnvoll sei, Abgabestellen für Hanfprodukte nach Art der niederländischen Coffeeshops in Berlin zu installieren, andere filmen sich fürs Internet selbst – auf dem Balkon und umrahmt von einem Cannabisgewächs, während die politischen Kontrahenten gebetsmühlenartig wiederholen, dass es mit ihnen keine Legalisierung des Cannabis geben wird. Nicht jetzt und nicht in Zukunft. Monika Hermann, ihres Zeichens grüne Bezirksbürgermeisterin von Kreuzberg-Friedrichshain, will sich dafür einsetzen, nein: setzt sich dafür ein – und zwar vehement –, dass auf ihrem Terrain endlich Cannabis-Verkaufsstellen eingerichtet werden, bei denen Erwachsene sich mit Weed und / oder Haschisch eindecken können. Kurzum: Es herrscht viel Zwist und Uneinigkeit unter den politischen Würden- und Entscheidungsträgern in der Kiffer-Hauptstadt Deutschlands.

Das alles mutet wie eine schlechte Fernsehschmonzette oder ein abgehalfterter Schundroman an, wenn man sich die Realität Berlins mal genauer anschaut. Selbst den Boulevard-Reportern des Berliner Kuriers ist es mühelos gelungen, in einem inoffiziellen Coffeeshop in Neukölln Cannabis einzukaufen. Und einen reißerischen Artikel draus zu machen (Titel: „Eine Latte und 15 Gramm, bitte!“). Weil es einfach kein Problem ist, sich im dicken B mit Dope und Weed zu versorgen.

Und auch unsere Politiker konnten in dem Artikel des Kuriers lesen, wie die Journalisten im „Café Ergo“ (das selbstverständlich in Wahrheit nicht so heißt) innerhalb von Minuten einen Zehner Gras erstanden: „Die Reporter greifen zu, legen den Zehn-Euro-Schein auf den Tisch und verschwinden“, heißt es in dem Text des Berliner Kuriers. Darüber hinaus erklären die Autoren von weiteren Cannabis-Cafés, „von denen es Dutzende in der Stadt geben soll und die in der Kiffer-Szene bekannt sind“.

Unterdessen diskutieren unsere Damen und Herren Politdiktatoren fleißig weiter, ob man es denn vertreten könne, dass die Leute das Cannabis einfach so kaufen können. Wollen wir es doch auf den Punkt bringen: Hier leidet gleich eine ganze Heerschar von Regenten unter herbem Realitätsverlust. Denn das Cannabis wird ohnehin verkauft. Und das nur, weil es eben zahlreiche Abnehmer findet. Daran kann auch ein Betäubungsmittelgesetz offenkundig nichts ändern. Nur, dass das viele Geld, das zurzeit für Cannabisprodukte die Besitzer wechselt, in die organisierte Kriminalität fließt und damit den Terrorismus und das Elend sowie die soziale Ungerechtigkeit schlechthin nicht nur fördert, sondern sogar aktiv finanziert. Und all das haben sich die regierenden Witzfiguren auf die Fahnen zu schreiben. Die mit der Bierkanne in der Hand fürs Foto posieren und „Keine Macht den Drogen“ skandieren. Wann werden sie endlich begreifen, dass mit dem Cannabisgeschäft sich auch der Staat sanieren könnte? Und dass Prävention gesünder ist als Prohibition – und zwar für alle. Wir können nur hoffen, dass auch die ewig zurückgebliebenen Wirtschaftsmarionetten eines Tages in der Lage sein werden, ihre Hirnzellen sinnbringend einzusetzen und sich nicht mehr von den Reichen dieser Welt zum Narren halten lassen. Im Moment ist jede Seifenoper auf den privaten TV-Kanälen anspruchsvoller als jegliche politische Diskussion um die Drogen.

So lasset uns alle beten und rufen: Herr, wirf Hirn vom Himmel – bitte schnell!

 

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