Grundlagenwissen zur Mutterpflanzenhaltung

Soft Secrets
22 Jul 2015

Kloning-Technik


Kloning-Technik

Weibliche und männliche Merkmale des Zwitters

In den ersten beiden Teilen (erschienen im Januar und März 2015) wurde erklärt, wie aus Saatgut eine Pflanze herangezogen wird und wie von dieser die ersten Stecklinge genommen werden. Die Saatpflanze soll schnell blühen, um dann die beste Pflanze aus den Stecklingen als Mutterpflanze zu wählen. In der Regel werden gekaufte Samen verwendet, und diese werden auch zwittrig und männlich werden, wenn es nicht-feminisierte Saat ist. Da die feminisierte Saat durch die ausgereiftere Technik immer besser wird, kann diese gut verwendet werden. Kritiker erklären jedoch, dass ihre Stecklinge zum Zwittern neigen, womit für die Mutterpflanzensuche dann wieder reguläre Seeds besser wären. Von Autoflower-Pflanzen können generell keine Stecklinge genommen werden.

Wie erkennen wir denn nun, ob die Pflanze weiblich oder männlich wird? Dies erkennt man etwa zwei bis drei Wochen nach Blütebeginn (Umstellung der Beleuchtung auf 12 Stunden Licht zu 12 Stunden ungestörter Dunkelheit): Die Pflanzen sind nun zu beobachten, auch outdoor und sogar, wenn es sich um feminisierte Seeds handelt. Männliche Pflanzen bilden an den Triebspitzen und an den Blattstielen kleine Knäule von ovalen, grünen Säckchen. Diese hängen herunter, und bevor sie sich öffnen, sollten die männlichen oder zwittrigen Pflanzen bereits entfernt werden. Wenn die Säckchen sich öffnen, tritt der pulverige Blütenpollen hervor, der die weiblichen Blüten bestäubt. Diese bilden an den Triebspitzen und Blattstielen viele kleine Blätter mit hellgrünen runden Körpern im Innern aus. Aber am besten erkennt man die weiblichen Blüten an ihren vielen gelben Blütenfäden. Zudem sind die weiblichen Blüten nach und nach mit feuchten kleinen Tröpfchen, den Trichomen, auf den Blütenblättern und anderen Blütenteilen überzogen. Diese sollen den Pollen festhalten, um die Blüte über die Blütenfäden zu befruchten.

Zwittrige Pflanzen prägen beide Geschlechter aus, teilweise am selben Ast, teilweise sind die Äste aber nach Geschlechtern getrennt. Man sollte zum Schutz der weiblichen Pflanzen unbedingt die zwittrigen und männlichen Pflanzen entsorgen. Wer nur wenige Pflanzen hat, der kann, wenn diese nur leicht zwittern, die männlichen Pollensäcke absuchen, bevor sie sich öffnen. Man muss die Pflanzen wirklich alle zwei Tage akribisch absuchen und wirklich alle Pollensäcke entfernen und entsorgen. Wird nämlich nur eine männliche Blüte übersehen, wäre die Sinsemilla, sprich: samenfreie Ernte, ruiniert. Für die Mutterpflanzenwahl wäre jede zwittrige Pflanze komplett ungeeignet.

Zu sehen ist eine Pflanze, die minimal zwittert. An dem Blattstiel ist die weibliche Blüte mit ihren Blütenfäden zu sehen. Aber nicht nur das, es ist auch ein männlicher Bömmel zu sehen. Normalerweise hängen diese herunter und bilden ganze Knäule, aber dies ist eine nur minimal zwitternde Pflanze. Schon ein übersehender Bömmel kann Tausende von Samen bringen.

Wie genau werden Marijuana Mutterpflanzen am besten gehalten?

Pflanzen sollen im Wurzelmedium nicht trocken und nicht nass stehen

Man kann die Leuchtmittel in einen offenen Raum oder in einen Schrank oder eine Kammer hängen, um die Pflanzen darunter zu stellen. Wichtig ist, dass das Licht einer Quecksilberdampflampe, einer HQI, einer starken LED oder einer Hochdrucknatrium-Lampe draußen nicht durch die Fenster zu sehen ist, da diese typischen Lichtspektren Nachbarn neugierig machen könnten. Wer sich auskennt, erkennt sofort, was vorgeht. Somit sind die Fenster zu verdunkeln, natürlich möglichst unauffällig. Man kann eine Gardine aufhängen und dann eine Sperrholzplatte innen vor das Fenster setzen. Die Fenster können auch mit schwarz-weißer Folie abgeklebt werden, und die Lampen können in eine geschlossene Kammer oder ein Zelt gehängt werden. Bleiben die Fenster bei brennenden Lampen dunkel, ist alles ok.

Wichtig ist, dass selbst für die Vorblüte mit den Mutterpflanzen gefiltert und abgelüftet wird. Auch die noch nicht blühenden Pflanzen können verräterisch riechen. Stehende Luft kann bei hoher Luftfeuchtigkeit zu Schimmel führen. Zudem werden starke Armaturen viel Hitze erzeugen, so dass es auch deswegen und zur Erneuerung der CO2-Luftreserven notwendig ist, zu lüften. In warmen Räumen machen weniger wärmende Lichtquellen durchaus Sinn, in kalten Räumen wäre die entstehende Wärme durchaus ein Vorteil.

Für die Mutterpflanzen- und Jungpflanzenzucht ist es eigentlich am bequemsten, wenn die Lampen in einen offenen Raum gehängt werden. Würde dieser Raum nur teilweise ausgefüllt, könnten auch Zelte verwendet werden, um weniger Quadratmeter Luft temperieren und befeuchten zu müssen. Nur wenn wenig Platz optimal genutzt werden soll und es mit Zelten nicht geht, ist es sinnvoller, sich eine Kammer zu bauen. Man kann diese dann auf zwei Ebenen nutzen und auf Maß in die Ecken setzen. Das Problem beim Kammerbau ist jedesmal, diese auch Lichtdicht zu bekommen. Das scheitert meistens bei zugehängten und ungenügend angedrückten Türen oder auch einem unten liegenden Lufteinlass. Ritzen können jedoch mit Acryl, Silikon oder Gips versiegelt werde. Die Zelte hingegen sind in jeden Fall dicht, und es gibt Systeme, bei denen die einzelnen Zelte zusammen zu einem großen vereint werden können. Aber ein Nachteil der Zelte ist, dass sie maximal zwei Meter hoch sind, diese Höhe fehlt einem dann besonders in der Blüte, in der die Pflanzen oftmals höher werden.

Zu sehen ist eine Holzlattenkiste. In diese ist eine Folienwanne aus Wachspapierdecke integriert. Die Leuchtmittel werden aufgehängt, vier 36-Watt-Leuchtbalken und eine 70-Watt-Quecksilberdampflampe. Unter den Leuchtmitteln sind einige Mutterpflanzen zu sehen.

Hier ist ein Mutterpflanzenschrank mit vier Ebenen zu begutachten. Er ist 1,30 Meter lang und 80 cm tief. Die Mutterpflanzen werden mit einer Quecksilberdampfarmatur mit 250 Watt beleuchtet und gedeihen sehr gut. Normalerweise können alle zwei bis drei Wochen 50 bis über 100 Stecklinge genommen werden. Unten links und rechts findet sich die Reservekapazität.

Was ist außerdem bei der Kultivierung von Mutterpflanzen zu beachten?

Aus übergebliebenen Stecklingen neue Mutterpflanzen ziehen

Zu den grundlegendsten Dingen gehört, dass die gesamte Vorblüte immer mit 18 Stunden am Tag beleuchtet wird. Cannabis mag eine Temperatur von 22 bis 26 °C am Tag und 18 °C in der Nacht. Wenn es möglich ist, sollte es tagsüber nicht wärmer als 26 °C werden, da dies die Pflanzen strapaziert. Vor allem noch junge Pflanzen können dann sogar hitzebedingt eingehen, da sie noch empfindlicher sind. Wenn man einen gesunden und kräftigen Wuchs wünscht, dann ist es weniger wichtig, dass die Pflanzen von einem Ventilator angeweht werden. Dies bringt indoors nur wenig, da auch das wechselnde Lichtspektrum der Sonne, Temperaturschwankungen und weitere Faktoren den kräftigen Outdoorwuchs verursachen werden. Wichtiger ist es, dass die Luftfeuchtigkeit möglichst bei 60 % liegt. Dann wachsen die Pflanzen saftig und üppig. Die Blätter entwickeln mehr Finger, die gesamte Pflanze ist gesünder und weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Wenn es feuchter ist, wäre die Verdunstung beeinträchtigt, und der Mutterpflanzenraum wird besonders bei geringfügiger Lüftung anfällig für Schimmel sein.

Es ist darauf zu achten, dass die Pflanzen im Wurzelmedium nicht trocken und nicht nass stehen. Beides beeinträchtigt die Pflanzen. Die Erde soll feucht sein, so dass sie auch Luft enthält. Diese brauchen die Wurzeln zum Atmen. Wenn die Erde zu nass ist, hängen die untersten Blätter der Pflanzen hellgrün werdend herunter, und die Pflanzen wollen nicht mehr wachsen. Wenn sie trocken stehen, wachsen sie eher holzig, können dann auch nicht mehr so schnell wachsen und sind für Schädlinge anfälliger oder vertrocknen sogar.

Besonders dann, wenn die Mutterpflanzen hoch wachsen und oben alles zuwuchern, so dass kaum noch Licht nach unten kommt, ist es normal, wenn die unteren Hauptblätter verwelken. Das ist aber nicht schlimm, man kann der Pflanze durch Lichten zuvorkommen und die untersten Hauptblätter bereits entfernen. Zur Beleuchtung der Mutterpflanzen genügen drei 120 cm lange 36-Watt-Röhren auf einer Breite von 80 cm, wenn diese Pflanzenlicht bieten. Die Pflanzen werden jedoch wirklich nur mit den obersten Trieben wachsen. Diese sollen sich nicht weit von den Leuchtmitteln entfernt befinden. Besser ist es, den Quadratmeter mit 250 Watt Quecksilberdampflicht oder mit einem HQI-Strahler zu beleuchten. Eine Natrium-Dampflampe kann mit einer Röhre mit hohem Blauanteil ebenfalls eingesetzt werden, auch gute Pflanzenlicht-LED-Lampen eignen sich. Die Pflanzen wachsen kräftiger und gesünder. Noch mehr Licht ist in der Vorblüte nicht wirklich notwendig, für die Blüte sollten es jedoch mindestens 350 Watt NDL pro Quadratmeter werden.

Mutterpflanzen lichten und pflegen

Wenn nur alle acht Wochen Stecklinge benötigt werden, dann sollte man die Mutterpflanzen dennoch alle zwei Wochen lichten, da diese sich sonst zuwuchern. Wer die Höhe hat und hohe Pflanzen will, kann sie bis zur Decke wachsen lassen. Wenn nicht, sollten die obersten Triebe über ihrem untersten Blattknoten genommen werden, damit zwei neue wachsen. Nach dem Stecklingsschnitt können auch einige alte Mutterpflanzen entsorgen werden, um von den zurückbleibenden Stecklingen neue anzusetzen. Dies wird die Qualität der Genetik nicht mindern, selbst wenn man über Jahre immer wieder alle Mutterpflanzen entsorgt und durch zurückgebliebene Stecklinge ersetzt. Die Blüteanlage kann auch so gestaltet werden, dass alle zwei oder drei Wochen Stecklinge benötigt werden, um die Mutterpflanzen besser auszulasten.

Wenn Mutterpflanzen über Monate gedüngt werden, das Wasser verdunstet und die Nitrate und der Dünger zum Teil zurückbleiben, dann kann es von Vorteil sein, alle vier Wochen etwas Wasser durch die Töpfe laufen zu lassen, um die Nitrate und den sich aufgestauten Dünger fortzuspülen. Somit haben die Wurzeln wieder Luft zum Atmen. Damit die Pflanzen nicht im Wasser absaufen, sollen sie aber in dem Moment viel Laub haben, um das Stauwasser schnell aufnehmen zu können.

Für die etwas Professionelleren und Experimentierfreudigeren

Es ist durchaus möglich, die Mutterpflanzen als Stecklinge auf einen Fließtisch zu setzen oder hydroponisch zu ziehen. Über die Gießanlage wird regelmäßig gewässert, so dass die Pflanzen mit Nährstoffen gut versorgt sind. Sie müssen entsprechend beschnitten werden, damit sie die Fläche gut ausfüllen, aber nicht zuwuchern. Das dürfte für einen erfahrenen Grower kein Problem darstellen. Regelmäßig müssen die Mutterpflanzen auf einem Tisch ganz oder teilweise gegen neue ausgetauscht werden. Teilweise zu tauschen ist eigentlich schlecht, da die alten Pflanzen hochgewachsen sind und man den Reflektor bei zwei Höhen nicht an die Stecklinge heranhängen kann. Somit wäre diese Technik nur etwas für diejenigen, die nur alle acht Wochen Stecklinge brauchen und die Mutterpflanzen nach dem Schnitt jeweils austauschen. Oder aber man hat einen hohen Bedarf an Stecklingen und hält sich die Mutterpflanzen somit auf zwei oder noch mehr Fließtischen. In der Regel wird jedoch mit Töpfen gearbeitet.

Wenn man ansonsten bei den Mutterpflanzen mit einem Gießsystem arbeiten will, wird es schwierig. Die Pflanzen sind unterschiedlich groß, und nach dem Stecklingsschnitt brauchen sie deutlich weniger Wasser. Sie sollen zudem feucht und nicht nass oder trocken stehen. Somit empfiehlt es sich, auf Erde zu growen und mit der Hand zu gießen. Um auf Nummer sicher zu gehen, wird jeder einzelne Topf kurz angehoben, und es werden nur die leichter gewordenen gegossen. Man muss sich ohnehin jeden Tag um die Stecklinge kümmern und ist zugegen. Auch wer von Hand gießt, kann Cocos oder Blähton oder vergleichbare Materialien verwenden, welche nur so viel Feuchtigkeit aufnehmen, dass es den Pflanzen nicht zu viel wird. Dann kann auch gut drainierend oder sogar wieder automatisch gegossen werden. Das Wasser läuft zurück in den Auffangtank und wird wie bei Fließtischen regelmäßig verdünnt oder ausgetauscht. Mit einzelnen Töpfen können jedoch die einzelnen Pflanzen besser „gemanaged“ werden.

Nicht kaputt düngen!

Die Vorblüte soll immer merklich knapper gedüngt werden als die Blüte. Zudem ist für die Vorblüte ein anderes Nährstoffverhältnis mit mehr Stickstoff wichtig. Es muss zum Wuchsmedium natürlich immer der passende Dünger gewählt werden. Sollen die Wurzeln sich noch bilden, ist generell weniger Dünger besser, da zu viel ein Wurzeln behindert und sogar unterbinden kann. Vorblütepflanzen brauchen generell nicht so viele Nährstoffe, sie werden dennoch ein üppiges Laubwerk bilden und saftig wachsen, wenn die Luftfeuchtigkeit bei 60 % liegt. Auch wenn der Grower sich immer um alles kümmert, werden die Mutterpflanzen irgendwann durch immer weitere Verzweigungen alt und sollten ausgetauscht werden. Zurückgebliebene Stecklinge eignen sich zum schrittweisen Austausch hervorragend. Es ist wirklich nicht notwendig, immer wieder mit Saat neu zu beginnen und zu selektieren.

 

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