Guerilla-Outdoor-Grow

Soft Secrets
12 Jul 2015

Notbewässerung für trockene heranwachsende Outdoorpflanzen


Notbewässerung für trockene heranwachsende Outdoorpflanzen

Beim Guerilla-Outdoor-Grow ist es entscheidend, den Pflanzen gute Startbedingungen zu geben, damit sie ohne ständige Pflege überhaupt eine Chance haben. Gartenpflanzen, die über Sonne, guten Boden und genügend Wasser verfügen, schießen von Mitte Mai bis Ende September auf 3 Meter Höhe, bleiben aber am Feldrand teils unter einem Meter Höhe oder gehen ein, da sie nicht laufend überwacht und gepflegt werden. Wer die Setzlinge im Mai raus in die Wildnis setzt, wird natürlich im Hochsommer nicht mit dem Tankwagen durch die Pampa fahren.

Sind die Pflanzen groß, sind sie dies in der Regel unterirdisch auch und holen sich genügend Wasser aus der Tiefe. Solange sie noch nicht groß sind, reichen die Wurzeln auch nicht bis tief in die Erde, und wenn eine trockene Woche kommt, können ein paar 100 ml Wasser den entscheidenden Unterschied machen, damit die Pflanze sich weiter entwickelt oder wenigstens nicht eingeht. Somit stellt sich die Frage, wie die Outdoor-Pflanzen gleichmäßig mit einer Notreserve Wasser versorgt werden, wenn man nur einmal die Woche kontrollieren kommt und nicht viel Wasser mitführen kann. Um eine Antwort zu finden, wird hier ein Produkttest ausgeführt, in dem verschiedene Systeme mit unterschiedlichem Erfolg getestet wurden. Es handelt sich um ein No-Name-Produkt der Versandgärtnerei Bakker, um zwei ähnliche Systeme des in Growkreisen vielleicht weniger bekannten, aber dennoch interessanten Herstellers Bio Green, um zwei Systeme der für uns bekannteren Marke Blumat und ein weiteres No-Name-Produkt, welches dem Vergleich mit einem der Blumat-Produkte dienen soll. Vorweg: Alle Systeme funktionieren, haben aber Stärken und Schwächen und sind teils anders, als durch die Hersteller vorgesehen, verwendbar.

 

Gießdinger auf Flaschen

 

Gießdinger in Action

 

 

Bakker No-Name Gießdinger

 

Blumat, zwei verschiedene Techniken

Als Hersteller bietet Blumat einige Möglichkeiten, um mit einer Bewässerungsanlage auch ohne Pumpe seine Pflanzen über einen Hochtank wässern zu können oder über einen ebenerdigen Wassereimer oder mit einer Flasche auf einem Tonkegel. Bei der Bestellung interessierten wir uns nur für Systeme, die für je eine Outdoor-Pflanze die Notversorgung übernehmen können. Der Blumat-Watering-Universal-Adapter wird in Größen von 200 und 300 ml pro Tag geliefert, er wird auf eine leere Trinkflasche gesteckt, die oben aufgeschnitten und anschließend mit Wasser gefüllt wird. Mit dem Tonkegel wird diese Flasche an der Stelle in den Boden gesteckt, wo Wasser abgegeben werden soll. Zudem gibt es auch den Zimmer Blumat XL, der als Tonkegel das Wasser durch einen Schlauch aus einem Wasserbehälter ansaugt, dessen Wasserpegel jedoch auf gleicher Höhe oder etwas niedriger als der Schlauch, der in den Tonkegel führt, sein soll. Zu dieser Wässerungsvariante wurden zwei No-Name-Billig-Tonkegel zum Vergleich getestet.

Blumat Watering Universal Adapter mit 200 ml

Der Tonkegel, der in einen Kunststoff-Stopfen mündet, passt genau auf handelsübliche Trinkflaschen, zur Hand waren diese mit einem Volumen von 1,5 Liter. Es wurde oben mit einem Teppichmesser eine Öffnung geschnitten, obwohl Blumat erklärt, es soll nur ein Loch reingestochen werden. Der Vorteil ist jedoch, dass der im Boden steckende Tonkegel nicht bewegt werden muss, um die Flasche zu füllen. Sehr zuverlässig wurden 200 ml Wasser pro Tag abgegeben. Es ist möglich, den Tonkegel mit einem ½-Zoll-Schlauch anstelle der Wasserflasche zu koppeln, wenn der Schlauch mit Teflonband umwickelt und dann in den Tonkegel gesteckt wird. Somit kann ein Hochtank mehrere Tonkegel versorgen oder es ließe sich eine ganze Gießleitung einrichten. Die empfindlichen Tonkegel müssen natürlich über Winter trocken gelagert werden.

Zimmer- Blumat XL

Dieser Technik haben wir etwas misstraut und sie zum Vergleich mit den No-Name-Billigkegeln getestet. Zuerst müssen die Tonkegel im Wasser einweichen und komplett nass sein. Das kann am besten über Nacht passieren, zur Sicherheit aber wenigstens über zwei Stunden. Die Kunststoffhauben werden nun abgenommen, der Innenraum wird mit Wasser gefüllt, die Deckel aufgesetzt und die Tonkegel werden in den Boden gesteckt. Der Wassertank darf mit seinem Wasserspiegel nicht höher als der Schlauch sein, der in den Tonkegel mündet. Er sollte vermutlich auch nicht deutlich tiefer sein, da es dann schwieriger wird, das Wasser anzusaugen. Nach Tagen hatten die Billigkegel, nicht aber der Zimmer-Blumat XL Wasser im Inneren verloren. Deswegen ist der Zimmer-Blumat XL besser: Das Wasser entweicht durch den Tonkegel in den Boden, es entsteht ein Unterdruck und mit diesem wird neues Wasser angesogen. Das geht nur solange, wie Wasser entweichen und Unterdruck entstehen kann und so kann der Tonkegel vermutlich nicht aus unendlicher Tiefe Wasser ansaugen. Ihn regelmäßig zu öffnen und den Wasserstand zu prüfen, wäre neben dem regelmäßigen Nachfüllen vom Quelltank vermutlich notwendig. Sollten sich im Wasser Algen bilden, könnte der Schlauch verstopfen, aber das Gewicht zieht ihn zu Boden, wo das Wasser vielleicht weniger Schwebteile enthält.

Bio Green

 

Bio Green Gießdinger

Der auf Gartenprodukte spezialisierte Hersteller Bio Green hat ebenfalls ein sehr gut funktionierendes Notbewässerungssystem hervorgebracht. Dieses funktioniert in einer Variante mit einer Trinkflasche, auf die ein Aufsteckteil geschraubt wird, oder es funktioniert ohne Aufsteckteil mit einer langhalsigen Weinflasche. Vom System her funktionieren beide Produkte gleich: Auf die volle Flasche wird der Tonkegel gesteckt, um beides umzudrehen und in den Boden zu stecken. Unvermeidbar ist es, dass dabei bereits eine Luftblase in der Flasche aufsteigt. Das Wasser wird bei Trockenheit aus dem Tonkegel in den Boden ziehen und somit sinkt im Innern der Wasserstand, Luft steigt in die Flasche auf und etwas Wasser entweicht. Das passiert genau so lange, wie Wasser in der Flasche ist, dann sollte sie wieder aufgefüllt werden. Mehr als 200 ml pro Tag sollte sich der Guerilla-Grower jedoch nicht versprechen. Für die Trinkflaschen muss jedoch ein dickwandiges Modell gewählt werden. Im Versuch hat das Wasser so viel Gewicht, dass es die Flasche zusammenzieht und zum Teil direkt entweicht.

Zudem kann hier und auch in anderen Konstellationen die senkrecht stehende Flasche umkippen. Sie mit vier Bambusstäben zu fixieren oder an einen zu befestigen, wäre dann die vorsorgliche Lösung. Aus diesem System lässt sich kein Gießsystem mit einem Quelltank für mehrere Tonkegel bauen. Es kann jedoch in das Modell für die Weinflasche natürlich ein Gartenschlauch gelegt werden oder das Kunststoffstück vom anderen Modell an den ½-Zoll-Schlauch mit Teflonband angeschlossen werden, um alles an einen luftdichten Kanister anzuschließen, solange der Schlauch dabei bis zum Kanister eine Steigung aufweist, damit sich keine Luftblasen bilden können. Wer das möchte, sollte jedoch eher auf Blumat zurückgreifen und vielleicht mehrere Tonkegel pro Pflanze und Kanister anbringen.

Bakker No-Name

 

Bakker No-Name Gießdinger mit einstellbarer Wasserabgabe

Der ganze Produkttest ging mit einem Gutschein für den Onlinegartenversand Bakker los: Was aus dem Sortiment kann denn gebraucht werden? Neben dem Langfingerigen Rosenwaldmeister als Schmetterlingspflanze fiel eben dieses No-Name-Gießding in den Blick und die gewiss zehn Jahre alte Frage, wie man für Outdoorpflanzen eine Notwässerung einrichten könnte, flackerte wieder auf, es wurde nach weiteren Produkten gesucht.

Dieses No-Name-Gießding ist nicht so beschaffen, wie wir es uns wünschen, von der Flasche zum Tropfer führt ein kurzer Schlauch, aber auch dieser kann verstopfen. Beim Auspacken machte es einen guten Eindruck, dass das Wasser vor dem Schlauch schon ein wenig gefiltert wird. Der Unterschied zu allen anderen bislang beschriebenen Gießdingern ist jedoch, dass die abgegebene Wassermenge bei dem Tropfer eingestellt werden kann. Um die Unterschiede zu sehen, wurden somit gleich zwei der Gießdinger aufgestellt. Hier konnten die Ergebnisse jedoch nicht ganz stimmen: Ein Pricker auf Stufe 5 hatte weniger Wasser abgegeben, als der andere auf kleinerer oder höherer Stufe, und beide auf gleicher Stufe geben ebenfalls unterschiedliche Wassermengen ab. Bei genauerer Betrachtung muss sichergestellt werden, dass der Schwimmer im Pricker nicht verdreckt ist und dieser funktionieren kann. Beim Verstellen muss zudem abschließend der Deckel auf den Boden gedrückt werden, da dieser nicht immer anliegt. Und auch dann funktioniert es noch nicht, und auf Stufe 5 gibt ein Pricker in einem Tag 1,5 Liter und der andere nur 400 ml ab. Letzteres oder sogar noch weniger wäre unser Wunsch. Dieser lässt sich auch erfüllen, indem die Pricker einfach vorab auf dem Balkon getestet werden und für jeden einzelnen die gewünschte Einstellung gesucht wird. Einmal eingestellt, kann dieser Pricker mit Wasserflasche outdoor angebracht werden. Auch hier kann die Wasserflasche oben aufgeschnitten werden, um sie besser füllen zu können, wenigstens ein Loch sollte in jedem Fall in den Flaschenboden gestochen werden. Werden nur die Schläuche mit den Prickern verwendet, können diese mit handelsüblichen T-Stücken und Schläuchen an eine Gießleitung angeschlossen werden.

Algen in der Gießanlage

Algen bilden sich automatisch, sobald Licht auf das Wasser einwirkt und Luft daran kommt. Sobald das Gießding mit einem Schlauch funktioniert, kann dies zum Problem werden. Die Wasserflasche, den Kanister oder Tank einfach mit einer schwarzen, lichtundurchlässigen Tüte zu überstülpen, wäre eine Lösung, wenn die Tüte denn mit der Gießanlage wieder aus der Pampa entfernt wird.

Bei den Tonkegeln ohne Schlauch wären Algen hingegen völlig unproblematisch, da sie sich im Inneren absetzen und der Tonkegel sich deswegen nicht zusetzt, aber sich nach dem Einsatz reinigen lässt. Eine Pampa-Notwässerung ohne dünne Schläuche und Engstellen wäre deswegen im jeden Fall die Empfehlung!

Richtige Notwässerung

In den Instruktionen der Produkte steht dabei, dass die Pricker nie direkt am Stiel, sondern an den äußeren Wurzelballen gesteckt werden sollen. Staunässe ist für die meisten Pflanzen, auch für Hanf, absolutes Gift. Solange der Wurzelballen am Rand Wasser findet, wird die Pflanze nicht eingehen. Da in der Regel die obersten Zentimeter vom Boden schnell abtrocknen, ist es ein Vorteil, die Pflanze etwas tiefer (bei bewölktem Regenwetter ab Mitte Mai) einzupflanzen und den Pricker auch etwas tiefer in den Boden zu stecken. Das Wasser tritt aus und verdunstet nicht direkt wieder, es ist im Boden, wo es zu hundert Prozent aufgenommen werden kann.

Flüssigdünger

Ob mit Tropfer oder Tonkegel: Flüssigdünger kann dem Wasser zugefügt werden und die Pflanzen düngen zu wollen, kann sogar der Grund für die Notwässerung sein. Entscheidend ist jedoch, wirklich nicht zu viel Flüssigdünger zu geben, da dieser ansonsten bei Trockenphasen die Wurzeln verbrennen kann.

Wasser- Abgabemenge der Tonkegel

Blumat gibt an, dass die Watering Universal Adapter entweder 200 oder 300 ml Wasser abgeben. Woher wissen die das so genau und gilt das auch dann, wenn der Bodengrund gerade absäuft? Somit ein letztes Experiment: Ein Tonkegel wird in die Luft gehängt, der andere hängt in einen mit Wasser gefüllten Eimer, ohne noch Kontakt zur Luft zu haben. Abwarten. Nach drei Tagen standen die Ergebnisse fest: Die Watering Universal Adapter geben maximal 200 oder 300 ml ab, aber wenn der Boden nass ist, geben Tonkegel weniger Wasser ab, aber immer noch mindestens 25 Prozent der Maximalmenge. Das wäre im Vergleich zum Bakker No-Name-Gießding ein erheblicher Vorteil, da Staunässe unerwünscht ist und das knappe Wasser somit für die trockenen Tage gespart wird.

Abschließende Meinung

Es ist mit 1,5-Liter-Flaschen keine Bewässerung, mit der Pflanzen optimal mit Wasser versorgt werden, sondern eine Notwässerung für noch nicht tief in den Boden wurzelnde Pflanzen. Die Notbewässerung kann bei buschigen Pflanzen bis 70 Zentimetern und bei schlanken Gewächsen bis über einen Meter das Überleben sichern. Mit dem Blumat Watering Universal Adapter sollte es genügen, in Trockenphasen einmal die Woche die Flaschen zu füllen. Außerdem wollen die wirklichen Guerilla-Outdoor-Grower gar nicht die Pflanzen gießen, sondern nur ihr Überleben sichern. Sie haben gar nicht die Möglichkeit, genügend Wasser zu die Pflanzen zu bringen, um diese in der Trockenheit optimal zu bewässern. Bei mehreren Pflanzen wären es dann nämlich Hunderte Liter pro Woche!

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