„Ich schlucke Gras“

Exitable
17 Oct 2014

Heute sprechen wir mit Jim (Name von der Redaktion geändert), 43 Jahre, verheiratet, ein Kind, leitender Angestellter, über seine Medikation mit Cannabis. Das ist in Jims Fall eine ganz spezielle, nämlich eine, die er homöopathisch nennt. In Wahrheit ist Jims Medizin nicht im homöopathischen, sondern im Mikrodosierungsbereich angesiedelt. Die Konsumform der Mikrodosierung (in Amerika als Micro Dosing bekannt) ist zurzeit eine Art Modeerscheinung unter Psychonauten, sie ist aber auch im Cannabis-Bereich immer mehr im Kommen. Mikrodosierung meint enorm kleine Dosen von psychoaktiven Molekülen, im Fall des Hanfs liegt der Dosisbereich zwischen 0,15 und 5 Milligramm THC oder einem entsprechenden Cannabinoidmix aus der Pflanze. Wir sprechen mit Jim, der keiner Mode hinterher läuft, sondern als Patient mit dieser Art der Dosierung geübt ist und in der Therapie seiner Leiden große Erfolge erzielt.


Heute sprechen wir mit Jim (Name von der Redaktion geändert), 43 Jahre, verheiratet, ein Kind, leitender Angestellter, über seine Medikation mit Cannabis. Das ist in Jims Fall eine ganz spezielle, nämlich eine, die er homöopathisch nennt. In Wahrheit ist Jims Medizin nicht im homöopathischen, sondern im Mikrodosierungsbereich angesiedelt. Die Konsumform der Mikrodosierung (in Amerika als Micro Dosing bekannt) ist zurzeit eine Art Modeerscheinung unter Psychonauten, sie ist aber auch im Cannabis-Bereich immer mehr im Kommen. Mikrodosierung meint enorm kleine Dosen von psychoaktiven Molekülen, im Fall des Hanfs liegt der Dosisbereich zwischen 0,15 und 5 Milligramm THC oder einem entsprechenden Cannabinoidmix aus der Pflanze. Wir sprechen mit Jim, der keiner Mode hinterher läuft, sondern als Patient mit dieser Art der Dosierung geübt ist und in der Therapie seiner Leiden große Erfolge erzielt.

Heute sprechen wir mit Jim (Name von der Redaktion geändert), 43 Jahre, verheiratet, ein Kind, leitender Angestellter, über seine Medikation mit Cannabis. Das ist in Jims Fall eine ganz spezielle, nämlich eine, die er homöopathisch nennt. In Wahrheit ist Jims Medizin nicht im homöopathischen, sondern im Mikrodosierungsbereich angesiedelt. Die Konsumform der Mikrodosierung (in Amerika als Micro Dosing bekannt) ist zurzeit eine Art Modeerscheinung unter Psychonauten, sie ist aber auch im Cannabis-Bereich immer mehr im Kommen. Mikrodosierung meint enorm kleine Dosen von psychoaktiven Molekülen, im Fall des Hanfs liegt der Dosisbereich zwischen 0,15 und 5 Milligramm THC oder einem entsprechenden Cannabinoidmix aus der Pflanze. Wir sprechen mit Jim, der keiner Mode hinterher läuft, sondern als Patient mit dieser Art der Dosierung geübt ist und in der Therapie seiner Leiden große Erfolge erzielt.

SSDE: Klasse, dass du bereit bist, uns deine Geschichte zu erzählen – die dürfte sicherlich viele Leser interessieren.
Jim: Klar, kein Problem – ich erzähle euch gern, wie ich mit Cannabis mein Leben auf die Reihe bekomme. Aber ich glaube, dass eure Leser da eher andere Wege bevorzugen.

Erzähl doch mal von vorn. Was für eine Erkrankung plagt dich, und wie hilfst du dir?
Jim: Ich habe eine Mischung verschiedener Krankheiten. Angefangen bei Depressionen bis hin zu ständigen Kopfschmerzen, oft auch Migräne, und Magenprobleme. Eigentlich sollte ich für alle diese Krankheiten Medikamente einnehmen. Mache ich aber nicht. Bis auf eines (grinst): Cannabis. Aber wenn ich euern Lesern erzähle, wieviel Cannabis ich nehme, um mich gut zu fühlen, dann werden sie es sicher nicht glauben.

Nämlich?
Jim: Ich esse jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend genau 0,1 Gramm Gras. Abgewogen mit der Goldwaage. Sonst nix. Wenn ich schlimme Anfälle habe – Depression, Magen oder Kopf – dann nach Bedarf nochmal 0,1 Gramm Weed im Akutfall.

Und das hilft dir gegen deine Leiden und Symptome? Unfassbar!
Jim: Ja, das hilft. Einer meiner besten Freunde ist Psychologe. Der sagt, ich sei ein Paradebeispiel für die Kraft der Suggestion bzw. Autosuggestion.

Auf Deutsch: Er meint, du redest dir ein, dass diese winzige Menge Cannabis dir hilft?
Jim: Ja, das meint er!

Aber ist das nicht egal, wenn es hilft? Mir wäre das wurscht, ob eingeredet oder echte Pharmakologie – Hauptsache, es wirkt.
Jim: Ich gehe sogar noch weiter und sage: Autosuggestion - nenn es Einbildung oder wie du willst – bewirkt echte Pharmakologie! Sieh es doch so: Es ist nachgewiesen, dass der Mensch sich Krankheiten solange einreden kann, bis er sie wirklich bekommt. Das muss dann doch auch anders herum funktionieren, meinst du nicht?

Das ist auch meine Überzeugung.
Jim: Weil sie wahr ist! Man kann sich eine real vorhandene Krankheit auch sozusagen ausreden – schreib das am besten in Anführungen. Aaaaber, wir sind damit noch nicht am Kern der Sache, über die wir heute sprechen wollen. Denn mit Suggestion oder Einbildung hat die Verbesserung meiner Krankheit nichts zu tun, davon bin ich fest überzeugt. Es ist eine erwiesene Tatsache, dass Mikrodosierungen durchaus ihre Effekte haben können. Kennst du die Studie zu mikrodosiertem Cannabis bei Parkinson und anderen Gehirnerkrankungen? Da ist rausgekommen, dass schon unglaublich wenig THC das Gehirn vor Schäden schützt.

Die Studie ist uns bekannt, ja. Vereinfacht und kurz ausgedrückt: Mit bereits 0,002 Milligramm THC pro Kilo Körpergewicht können die kognitiven Funktionen bei Parkinson, Hirnhautentzündungen und Alzheimer geschützt werden.
Jim: Richtig! Und ich behaupte, diese homöopathische Dosierung, die ich nehme, hat ganz klare pharmakologische Eigenschaften. Ganz egal, ob das bisher bekannt und erforscht ist, oder nicht. Denn ich weiß: Viele Cannabis-Patienten werden jetzt stöhnen und denken: Mann, ist der durchgeknallt, ich brauche täglich fünf Gramm, um auch nur annähernd zu überleben. Und ja, ich weiß, dass es Patienten gibt, die eine solche Menge auch wirklich brauchen. Bei mir ist das anders. Und darüber bin ich froh.

Denn das spart jede Menge Geld gegenüber jenen, die täglich fünf Gramm brauchen?
Jim: Davon kannst du ausgehen, bei 0,3 Gramm am Tag, manchmal – im Akutfall – sind es bis zu 0,5 Gramm, oft aber auch nur 0,2 Gramm. Denn wenn ich mich zum Mittag gut fühle, lasse ich diese Dosis nämlich häufig ausfallen.

Wie bist du darauf gekommen, dass diese Minimengen dir helfen?
Jim: Zufall. Irgendwann vor ein paar Jahren habe ich mir mittags, also noch vor dem täglichen Kiffen, eine kleine Restmenge Gras in den Mund gesteckt, sie schön zerkaut und geschluckt, einfach so aus einer Laune heraus. Das waren vielleicht um die 0,1 Gramm. Jedenfalls ging es mir, als ich ne Viertelstunde später auf dem Klo saß, plötzlich so gut. Ich war an diesem Tag eigentlich in keinem guten Zustand, es ging mir etwas elend – und plötzlich blühte ich förmlich auf! Und da dachte ich sofort an das bisschen Gras, das ich gegessen hatte. Etwas anderes hätte es nicht gewesen sein können, das war mir klar. Also probierte ich diese Praxis weiter aus und siehe da: Ich hatte immer Erfolg. Seit dem mach ich das so.

Das ist wirklich unglaublich. Gibt es etwas, worauf es bei deiner Konsumform besonders ankommt?
Jim: Ich habe mir generell angewöhnt, auf Alkohol zu verzichten. Dann wirkt auch Cannabis besser – zumindest als Medikament. Der Kiffer mag in der Regel ja seinen Alk zum Joint, weil das besser scheppert. Mir geht es darum aber nicht. Ich suche keinen Rausch, sondern Linderung meiner Beschwerden. Außerdem hab ich im Lauf der Zeit festgestellt, dass es offensichtlich wichtig ist, diese Minimenge an Grasblüte so gut wie möglich zu zerkauen. Je kleiner, desto besser. Ich kaue immer so lange, bis alles von selber in den Magen gewandert ist. Das heißt: Nicht einfach die Blüten nehmen und runterschlucken. Das ist meine Erfahrung. Was noch wichtig ist – jedenfalls glaube ich das: Ich aktiviere mein Weed immer vor der Einnahme, um es möglichst potent zu machen. 

Das heißt: Du steckst es bei geringer Hitze in den Ofen und erwärmst es, damit die vorhandene THC-Säure sich in THC und die CBD-Säure in CBD und so weiter umwandelt?
Jim: Ganz genau. Sehr gut erkannt! Denn wenn ich es schon einfach so esse – du weißt, dass das eine der blödesten Einnahmeformen ist -, dann muss es zumindest möglichst viel aktive Cannabinoide enthalten. Auch wenn ich an berauschender Wirkung nicht mal ansatzweise etwas merke.

Du hast also nicht mal ein leichtes Highgefühl?
Jim: Nein, gar nichts. Ich kann damit meinem ganz normalen Alltag nachgehen. Ich arbeite, kümmere mich um meine Familie, um das Haus und den Garten, ich pflege Kontakte zu Freunden und Bekannten – eben alles, was jeder macht. Und das, obwohl ich regelmäßig, nämlich täglich, Cannabis zu mir nehme. Man merkt es mir ja nicht an!

Kiffst du denn nebenher noch?
Jim: Nein, auch das nicht. Früher habe ich viel gekifft, bis zu drei Gramm am Tag, heute aber nicht mehr. Allein schon wegen unseres Sohnes. Aber was du ansprichst, ist ja das Unvorstellbare: Als Kiffer konnte mir das Cannabis nicht wirklich helfen. Bei der Migräne gar nicht, gegen Depressionen nur ab und zu – manchmal wurden die Depris sogar schlimmer vom vielen Rauchen – und wegen meiner Magenprobleme war das Kiffen auch nicht gerade die beste Lösung, was? Aber mit meinen homöopathischen Dosierungen komme ich gesundheitlich bestens klar. Inklusive des Vorteils, dass niemand bemerkt, dass ich mich mit Hanf behandele. Ich finde das ziemlich cool. 

Ja, das ist cool, aber wirklich homöopathisch, wie du sagst, sind die Dosen natürlich nicht.
Jim: Ich weiß, in der Homöopathie ist ja gar kein nachweisbarer Wirkstoff mehr in dem Medikament vorhanden. Das ist mir bewusst, und ich hoffe, ihr haltet mich nicht für blöd. Ich nenne meine Konsumform aber trotzdem so: homöopathisches Cannabis. Ist doch witzig: Ich schlucke Gras!

Hast du eine Ausnahmegenehmigung für die medizinische Verwendung von Cannabis?
Jim: Nö, hab ich nicht. Das gibt es wohl … brauch ich sowas?

Naja, brauchen wäre das falsche Wort. Du könntest als nachweislich kranker Mensch möglicherweise eine haben und legal dein Gras schlucken. Wäre das keine Option?
Jim: Darüber habe ich nie nachgedacht. Eigentlich keine schlechte Idee, obwohl ich wegen der Dopesache nie Ärger hatte und wohl auch keinen bekommen werde. Ich brauche nur geringe Mengen, etwa 2,5 Gramm die Woche und meine Quelle ist super diskret, da mache ich mir keine großen Sorgen, wenn ich ehrlich sein soll. Außerdem kenne ich mich mit diesem ganzen Thema Cannabis als Medizin nicht sonderlich gut aus. Ich lese keine solchen Magazine und Bücher auch nicht. Es interessiert mich irgendwie einfach nicht.

Jeder, wie er mag. Auf jeden Fall könntest du es versuchen, eine solche Genehmigung von der Bundesopiumstelle zu bekommen.
Jim: Ja, wenn das denn irgendwie geht, dann ist das schon gut, wenn ich so drüber nachdenke. Allein wegen der Arbeit und so. Dann müsste ich keine Angst mehr haben, an der Arbeit erwischt zu werden. Denn es bemerkt zwar niemand was von meiner Medikation an sich, ich könnte aber in einer ungünstigen Situation schon mal dabei ertappt werden, wenn ich das Gras aus der Dose hole. Das ist mir einmal fast passiert.

Dir würde dann vermutlich auch der ziemlich hohe Apothekenpreis nichts machen, bei dem bisschen, das du verbrauchst.
Jim: Weed in der Apotheke? 

Ja klar, mit Genehmigung bekommst du das Gras vom Apotheker, noch nie gehört?
Jim: In Deutschland?

So ist es. Im Rahmen der Ausnahme-erlaubnis nach dem deutschen Betäu-bungsmittelgesetz Paragraf 3 gibt es Cannabis auf Rezept in der Apotheke. Die Kasse zahlt das allerdings nicht.
Jim: Was kostet das denn in der Apotheke?

Um die 14 Euro das Gramm gutes Gras aus Holland – von der Firma Bedrocan.
Jim: Ein stolzer Preis, aber okay. Apotheke eben. Dann wäre ich mit etwa 140 Euro im Monat dabei. Damit käme ich vermutlich klar. 

Und damit hättest du einen unschätzbaren Vorteil denen gegenüber, die das medizinische Cannabis so dringend benötigen, die aber keine Mikrodosierungen, sondern die normale Dosis brauchen und sie sich schlicht und ergreifend nicht leisten können. Über 140 Euro im Monat würden die allermeisten Cannabis-Patienten wahrscheinlich lachen!
Jim: Das ist wohl wahr. Eine unschöne Situation. Wenn jemand schlimm krank ist und seine fünf Gramm am Tag braucht und dann soviel Geld ausgeben soll für eine Pflanze, die eigentlich nicht viel kostet, dann ist das ungerecht. Ich kann mir vorstellen, dass viele dieses Geld nicht aufbringen können. 

Ganz recht, so ist es. Da bist du mit deinen Mikrodosen wirklich gut bedient. Andere Frage: Kennst du denn sonst jemanden, der ebenfalls mit solch niedrigen Mengen Cannabis heilsame Effekte erzielen kann?
Jim: Nein, nicht wirklich. Zwei Freunde haben es ausprobiert – der eine, weil er ständig Rückenschmerzen hat und dem das Gras in normalen Mengen gut hilft, der andere, weil er eine ADHS hat, die er ebenfalls mit Weed eindämmen kann. Beide haben mein homöopathisches Cannabis getestet – und für unwirksam befunden. Es scheint, als helfe das nur mir.

Hast du mal mit deinem Arzt geredet?
Jim: Ja, habe ich. Mein Arzt ist ein junger Kerl, ziemlich smart und verständnisvoll. Ich schätze, der zieht auch mal ab und zu einen durch. Als ich damals meine Medikamente abgesetzt habe, insbesondere die Antidepressiva, da hat er natürlich gefragt, wie ich auf die Idee komme, keine Arzneimittel mehr zu nehmen. Da hab ich ihm frank und frei erzählt, durch welche Therapie ich die  herkömmlichen Mittel ersetze. Der hat Bauklötze gestaunt und konnte es nicht glauben. Aber mein Zustand und meine Werte sprechen Bände. Da bleibt wohl keine Frage offen.

Kann es nicht auch sein, dass sich deine Symptome im Lauf der Zeit insgesamt verbessert haben und dass du das Cannabis gar nicht mehr bräuchtest?
Jim: Nein, das kann garantiert nicht sein. Auf diese Idee bin ich natürlich auch schon gekommen. Es ist aber so, dass meine Symptome schlimmer werden, wenn ich das Cannabis nicht schlucke. Auch hatte ich ja erzählt, dass die 0,1 Gramm auch im Akutfall helfen. 

Okay, Jim – wir danken dir für deine Offenheit und das interessante Gespräch.

E
Exitable