Leafly unterstützt deutsche Legalizer

Soft Secrets
08 Sep 2016

Die US-amerikanische Webseite LEAFLY.COM ist die weltweit größte Cannabis-Informationsseite, ihr Firmenhauptsitz befindet sich in Seattle im US-Bundesstaat Washington. LEAFLY hat heute 35 Vollzeitbeschäftigte und monatlich ca. 6 Millionen Besucher - dazu kommen etwa 31 Millionen Seitenabrufe über die Smartphone-App. Täglich kommen ungefähr 147.000 neue Rezensionen hinzu, die Nutzer sind zu 75 Prozent US-Amerikaner - und doch hat sich das Unternehmen unlängst entschlossen, in diesem Jahr die Hauptbühne der Abschlusskundgebung der HANFPARADE in Berlin zu finanzieren, um sich auch in Deutschland und Europa bekannt(er) zu machen und gleichzeitig hiesige Legalisierungsaktivisten zu unterstützen. Wir sprachen darüber mit Martin "Tribble" Steldinger, einem der Veranstalter der größten deutschen Legalize!Demo, die in diesem Jahr am 13. August durch Berlin ziehen wird.


Kanntest du LEAFLY schon, bevor sie sich als Sponsoren bei der HANFPARADE engagierten?

Klar, das ist schließlich eine der größten englischsprachigen Informationsseiten über Cannabis bzw. über Cannabissorten im Internet. LEAFLY listet aber nicht nur die vielen verschiedenen Sorten auf, sondern bietet auch die Möglichkeit, dass die Nutzer hier ihre eigenen Erfahrungsberichte zu den verschiedenen Sorten hinterlassen können. Das Angebot von LEAFLY umfasst auch eine ständig aktualisierte Karte, über die man einfach herausfinden kann, wo man diese oder jene Sorte finden und kaufen kann - ganz legal über eine der vielen US-amerikanischen Abgabestellen, die sich in US-Bundesstaaten befinden, in denen der legale Cannabishandel inzwischen ja möglich ist.

 

Wie kam der Kontakt zustande? Habt ihr LEAFLY angefragt oder ist man auf euch zugekommen?

Wir sind ja mit der HANFPARADE oder auch mit dem HANF MUSEUM immer gut auf europäischen Hanf-Messen unterwegs - so zum Beispiel auch auf dem letzten CANNAFEST in der Tschechischen Republik. Das ist ja eine wunderbare Messe, die auch jedes mal größer, toller und bunter wird - und mittlerweile auch US-amerikanische Investoren anzieht. Jedenfalls wurde LEAFLY durch Aktivisten der Legalize-Bewegung in Prag auf uns aufmerksam gemacht und ich glaube, man kann schon sagen, dass die Millionen, die mittlerweile in den USA mit legalem Cannabis verdient werden, nun auch irgendwo investiert werden wollen. Und das geschieht offensichtlich bevorzugt in Europa.

 

LEAFLY ist aber doch in erster Linie eine Informationsseite - wie verdienen die Seattler denn so viel Geld, dass sie nun sogar die Hauptbühne der nächsten HANFPARADE in Berlin finanzieren können?

LEAFLY hatte erst im November 2015 eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen, bei der sie bei US-amerikanischen Investoren insgesamt 70 Millionen US-Dollar an Risikokapital eingesammelt haben. Damit will sich LEAFLY nun auch weltweit positionieren und ihre Marke bekannt machen. Ansonsten generiert die Seite ja den Großteil ihrer Einnahmen über Werbung - also über Werbebanner auf ihrer Internetseite.

 

Wird es LEAFLY dann bald auch auf deutsch geben oder gehen die davon aus, dass die meisten Deutschen, Österreicher und Schweizer eh ganz gut englisch können?

Sowohl als auch - es gibt wohl auch schon deutsche Autoren, die inzwischen auch für LEAFLY schreiben und die deutsche bzw. europäische Sicht auf die Dinge aufzeigen. Bisher ist die Seite zwar noch komplett auf englisch, aber wenn ich das richtig mitgekriegt habe, sollen auch bald deutsche Informationen folgen.

 

Wie sieht denn euer Deal mit LEAFLY ganz konkret aus?

LEAFLY wird auf jeden Fall einen Infostand auf der HANFPARADE haben und ist auch auf allen unseren Flyern präsent. Aber vor allem hat LEAFLY die komplette Finanzierung der Hauptbühne auf der Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz übernommen - das sind etwa 12.000 Euro. Dafür ist das in diesem Jahr die LEAFLY-Bühne, so wie es im letzten Jahr eine DINAFEM-Bühne gab.

 

Wofür reichen diese 12.000 Euro? Auch um neben den Bühnenkosten auch noch ein paar Bands einzukaufen?

Nein, die 12.000 Euro werden direkt in unsere Budgetplanung eingehen und vollständig für die Hardware, Druckmaterialien und Logistik benötigt, die Bands bekommen ihre Kosten ersetzt. Sehr bekannte Bands würden unsere Budgetplanung sprengen und die Veranstaltungskosten verdoppeln oder verdreifachen.

Für uns als Aktivisten bleibt da erst recht nichts übrig - schließlich kann man als HANFPARADE-Aktivist nichts verdienen. Und das ist auch wichtig zu wissen, denn es gibt tatsächlich immer noch viele Leute, die denken, dass wir alle beim Hanfverband angestellt sind und gut verdienen. Tatsächlich machen wir das aber alles - nach wie vor - in unserer Freizeit und müssen dann manchmal noch erklären, dass wir es nicht waren, die eine Million gewonnen haben, sondern der DHV. Das ist nunmal eine ganz andere Baustelle.

 

Wird die internationale Vernetzung in Zukunft noch weiter zunehmen?

Ja, denn dank der fortschreitenden Vernetzung von Aktivisten und Hanf-Geschäftsleuten aus aller Welt können wir unsere Kräfte zunehmend bündeln und damit intensivieren. Wir gehen daher davon aus, dass wir in Zukunft eher mehr als weniger internationale Unterstützer und Sponsoren haben werden.

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