Ökologischer Pflanzenschutz für Grower (1)

Soft Secrets
22 Sep 2017
Biogrowing ist in wie noch nie. Dabei ist der ökologische Pflanzenschutz eines der Hauptthemen, mit denen sich der Cannabisgrower auseinandersetzen sollte, will er tatsächlich einen rein biologischen und gesundheitlich unbedenklichen Anbau realisieren. Dafür braucht es zum einen Schädlingsbekämpfungsmittel sowie Mittel zur Behandlung von Krankheiten, zum anderen braucht es aber auch biologische Hilfsmittel, wenn es darum geht, Nährstoffmängel oder -überschüsse zu beheben. Wir sehen uns einige der wichtigsten ökologischen Maßnahmen und Stoffe an.

Biologische Abwehrmittel und Hilfsstoffe

Azadirachtin

Dieser Wirkstoff gehört zu den sogenannten Limonoiden und ist in den Samen des Neem-Baums enthalten. Azadirachtin ist damit ein Hauptbestandteil des hoch wirksamen Neem-Öls. Einmal von den Schädlingen aufgenommen, sind die Insekten unfähig, sich weiterhin zu ernähren, zu verpuppen und Eier zu legen – und bald darauf sterben sie. Azadirachtin ist relativ harmlos für Bienen, Schmetterlinge und andere pollenfressende Insekten sowie für Nützlinge und hilfreiche Parasiten, weil es nur wirkt, wenn es direkt aufgenommen wird. Der Stoff wirkt in Verbindung mit Licht und Wasser innerhalb von fünf Tagen. Es gibt im Handel einige Produkte, die Azadirachtin enthalten – auch wasserlösliche. Ökologischer Pflanzenschutz für Grower (1)

Backnatron

Backnatron (Natriumbikarbonat, NaH-CO3) kann als Ersatz für Kaliumbikarbonat verwendet werden. Es wirkt annähernd genauso, und Gärtner benutzen es häufig, weil es überall erhältlich ist. Dennoch ist Backnatron nicht so effektiv wie Kaliumbikarbonat und hinterlässt Natrium im Substrat, wenn es sich abbaut. Mit Backnatron lässt sich Mehltau bekämpfen, denn das Natron erhöht den pH-Wert auf den Blattoberflächen und stoppt damit pilzliches Wachstum. Rosenzüchter haben die letzten 70 Jahre Backnatron als Mittel der Wahl gegen Mehltau verwendet. Hier ein Rezept für eine Sprühlösung aus Backnatron: 1 Teelöffel Backnatron Ein paar Tropfen einer Olivenöl-Seife oder anderer Benetzungsmittel ½ Liter Wasser Vermische die Zutaten miteinander in einer Sprühflasche. Verwende das Spray wöchentlich auf neuen Trieben.

Chili-Power: Capsaicin

Capsaicin ist der hauptwirksame Inhalts- und Scharfstoff der Chilipflanze. Capsaicin wirkt auch in Pflanzen als Schutzsubstanz gegen Insekten, weil es die Schädlinge fernhält und bei Kontakt sogar insektizide Wirkung hat. Um ein Insektenspray herzustellen, brauchen wir: 14 Gramm getrockneter oder um die 100 Gramm frischer Habaneros oder andere scharfe Peperoniarten bzw. 2 Esslöffel Peperoniöl 2 Esslöffel Pflanzenöl ¼ Teelöffel Lecithingranulat ¼ Teelöffel Benetzungsmittel (z. B. Spülmittel) ½ Liter Wasser Trage beim Umgang mit diesen scharfen Stoffen stets Handschuhe und vermeide Augen- und Mundkontakt. Mahle die Peperoni inklusive der Samen und mixe das Ganze mit dem Öl. Füge das Lecithingranulat, das Benetzungsmittel und das Wasser zu und vermische alles gut. Die Mischung kann sofort verwendet werden, wird aber stärker, wenn man sie etwas stehen lässt. Seihe durch ein Tuch oder eine Strumpfhose ab und fülle die Mischung in ein Glasgefäß ab. Du hast nun ein Konzentrat. Um es zu verwenden, mische etwa 25 Gramm davon mit einem Liter Wasser und sprühe mit der fertigen Lösung. Teste aber die Wirksamkeit erst, in dem du zunächst nur einige Blätter damit behandelst. Warte dann einen Tag und prüfe, ob die Mixtur nicht etwa Schaden anrichtet. Ist das nicht der Fall, hast du alles richtig gemacht und kannst das Peperonispray benutzen. Abhängig vom Capsaicinanteil kann die Lösung auch weniger konzentriert hergestellt werden. Es gibt verschiedene Produkte auf Capsaicin-Basis zur Bekämpfung von Ameisen, Blattläusen, Miniermotten, Spinnmilben, Thripsen, Weißen Fliegen, Maulwürfen und Rotwild. Da die Herstellung von Peperonispray aber simpel ist, empfiehlt es sich, auf die im Handel erhältlichen Produkte zu verzichten.

Gips

Gips ist ein natürliches Mineral, das aus Kalziumsulfat besteht. Gips ist nützlich als langsam freisetzende Kalzium- und Schwefel-Quelle, die dazu den pH-Wert nicht besonders beeinträchtigt. Gips sollte nicht in Böden angewendet werden, die einen niedrigeren pH-Wert als 5,5 aufweisen. Der Gips reagiert in solch sauren Böden mit Aluminium und führt das Metall in eine lösliche Form über, die wiederum giftig für Pflanzen ist. Gips ist in Garten- und Baumärkten erhältlich. Gips kann auch verwendet werden, um lehmige Böden aufzubrechen.

Guano

Als Guano bezeichnet man das Exkrement von Fledermäusen und Seevögeln. Die meisten Guano-Sorten enthalten viel Stickstoff oder Phosphor oder beides – abhängig von der jeweiligen Tierart, die den Dung produziert. Weil der Nährstoffgehalt von Guano stark variieren kann, überprüfe stets die NPK-Werte auf dem Etikett, um sicherzustellen, dass das Mittel deinen Ansprüchen genügt. Die in Guano enthaltenen Nährstoffe werden rasch abgegeben, nachdem das Material zur Anwendung gekommen ist. Damit eignet sich Guano hervorragend dazu, Mangelerscheinungen zu beheben und ist auch generell eine gute Nährstoffquelle. Diese Dünger helfen dabei, die Ernte zu erhöhen. Um die Nährstoffe noch besser verfügbar zu machen, köchele das Guano über mehrere Stunden in Wasser. Das löst die Nährstoffe am besten und steigert deren Verfügbarkeit für Pflanzen. Wenn du viel Guano verwendest, könntest du auch ein Konzentrat herstellen, dass du dann einfach bei Verwendung verdünnst. Auch damit könntest du die Blätter besprühen und das Gießwasser anreichern. Ökologischer Pflanzenschutz für Grower (1)

Kamillentee

Kamillenblüten enthalten Schwefel und sind deshalb geeignet, eine Stengelfäule zu behandeln. Braue einen Aufguss aus einer Vierteltasse Kamillenblüten auf einen halben Liter siedenden Wassers und lasse das ganze ziehen, bis das Wasser abgekühlt ist. Fülle alles in eine Sprühflasche. Weiche deine Samen vor dem Pflanzen in dem Aufguss ein, und behandele auch die gesetzten Samen und die bald erscheinenden Sämlinge mit dem Kamillentee.

Korianderöl

Wie die anderen ätherischen Öle, zum Beispiel von Zimt und Nelken, hat auch das ätherische Öl des Korianders fungizide und insektizide Effekte. Es hilft gegen Krankheiten, wie die Stengelfäule, Fusarium-Welke, Grauschimmel, Mehltau, Pythium und die Septoria-Blattfleckenkrankheit. Außerdem ist es nützlich als Abwehrmittel gegen Insekten, wie Blattläuse, Spinnmilben, Thripse und Weiße Fliegen. Korianderöl ist im deutschsprachigen Raum eher als Lebensmittel im Handel erhältlich.

Nelkenöl

Nelkenöl enthält Eugenol (übrigens ein psychoaktives Molekül), das fungizide Wirkungen hat und auch als Kontaktgift für Insekten verwendet werden kann. Solange Nelkenöl seinen charakteristischen Duft verströmt, wirkt es auch als Abwehrmittel. Nelkenöl ist effektiv zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen, die Stengelfäule induzieren, zum Beispiel Fusarium, Grauschimmel, Echter Mehltau, Pythium und Septoria, sowie gegen viele Schädlinge, die im Garten häufig vorkommen, zum Beispiel Ameisen, Blattläuse, Käfer, Raupen, Schmierläuse, Spinnmilben, Thripse und andere. Mit den Rezepten, die beim Punkt Zimt (siehe unten) zu finden sind, kannst du deine eigenen Öle oder Aufgüsse zubereiten. Die Öle sind gerade in Kombination besonders effektiv. Im Handel ist eine Reihe von entsprechenden Produkten erhältlich, wobei die Hausmittel allesamt leicht herzustellen und sehr effektiv sind.

Sesamöl

Sesamöl wird aus Sesamsamen ausgepresst und hat insektizide und fungizide Eigenschaften. Es hilft gegen Pilze, wie Grauschimmel, Stengelfäule, Mehltau, Pythium und Septoria, und gegen Insekten, wie Schmierläuse, Weiße Fliegen und andere Schädlinge. Im deutschsprachigen Raum wird Sesamöl häufig mit Pyrethrum kombiniert, im Handel sind zum Beispiel Parexan N und andere Produkte erhältlich. Ein 1-prozentiges Spray kann aber auch selbst hergestellt werden: Mische dafür einen Teelöffel Sesamöl (im Lebensmittel- und Wellnesshandel erhältlich) mit einem halben Liter Wasser und ein wenig Lecithin oder Benetzungsmittel.

Zimt

Zimt enthält Zimtaldehyd, das fungizide und schädlingsbekämpfende Eigenschaften hat. Zimt wird in Form von Puder, Öl oder Tee gebraucht und erfüllt im Garten diverse Verwendungszwecke. Es hilft gegen Ameisen, Blattläuse, Trauermücken, Spinnmilben, Thripse, Weiße Fliegen und viele andere Schädlinge. Zimt ist zudem insektizid und tötet sowohl Wurzel- als auch Blattschädlinge ab. Zimt vermag 50 bis 70 Prozent Mehltau zu eliminieren – er ist besonders effektiv, wenn er zusammen mit anderen Mitteln eingesetzt wird. Zimt kann einen Mehltaubefall nicht ganz bekämpfen, aber deutlich mindern. Zimt ist in Kombination mit anderen Ingredienzien (die sich alle gegenseitig potenzieren) Zutat vieler Ölmischungen. Probiere die untenstehenden Rezepte in einem eingegrenzten Areal an deinen Pflanzen und warte 24 Stunden, um sicherzugehen, dass die Mischung nicht zu sehr konzentriert ist. Wenn doch, dann verdünne das ganze mit Wasser und starte einfach einen neuen Versuch. Beschädigte Blätter erscheinen braun und verbrannt (das nennt man nekrotisch). Wenn nur wenige Flecken erkennbar sind, verdünne die Mischung mit etwa 25 Prozent Wasser. Sind hingegen viele und große Flecken zu sehen, verdünne mit 50 Prozent oder sogar mehr Wasser.

Rezept für Zimt-Tee:

Mische einen Teil lebensmittelechtes Zimtöl (in Kräuterläden erhältlich) mit 200 Teilen Wasser (oder 1 Teelöffel auf einen Liter). Füge ein Benetzungsmittel und ¼ Teelöffel Lecithingranulat hinzu. Mische alles gut. Das Spray ist nun fertig zur Verwendung. Ökologischer Pflanzenschutz für Grower (1) Eine andere Möglichkeit ist ein alkoholischer Zimt-Aufguss: Koche einen Dreiviertel-Liter Wasser auf. Drehe den Herd ab und füge 25 Gramm Zimtpuder hinzu. Lasse den Aufguss auf Raumtemperatur abkühlen. Dann einen halben Liter hochprozentigen Alkohol hinzugeben und mit Wasser auf einen Liter auffüllen. Seihe die Mischung durch einen Filter und entferne die Zimtstückchen. Dann ist das Spray fertig zur Verwendung.

Natürliche Abwehrmittel mit Giftwirkung

Nur weil biologische Abwehrmittel rein natürlich sind, heißt das noch lange nicht, dass sie auch für Mensch und Tier ohne Risiko sind. Es gibt einige Biolösungen, die nicht an Pflanzen gebracht werden sollten, die zum Verzehr oder zur sonstigen Einnahme bestimmt sind. Wir schauen uns exemplarisch einige davon an.

Das Insektizid Abamectin

Dieses Insektizid ist nur für die Behandlung von Zierpflanzen, nicht jedoch für essbare Gewächse gedacht. Abamectin ist ein Fermentationsprodukt des Bakteriums Streptomyces avermitilis. Lass dich nicht dazu verleiten, Pflanzen, die eingenommen werden sollen, mit Abamectin zu behandeln. Der Stoff ist ein Nervengift und beeinträchtigt die Fortpflanzungsfunktion.

Pyrethrum

Pyrethrum ist ein Breitbandinsektizid und wird aus Chrysanthemen extrahiert. Um wirksam sein zu können, müssen die Schädlinge mit dem Kontaktgift in Berührung kommen. Pyrethrum ist für viele Nützlinge, Fische und Reptilien gefährlich. Es gibt Puderzubereitungen und Sprays im Handel, zum Beispiel Recozid Insektenspray, Compo Schädlingsfrei, Spruzid Schädlingsfrei, Celaflor Insektenspray und andere. Dies ist eine Auswahl der beliebtesten Maßnahmen und Mittel im Biogrowing. In der nächsten Ausgabe vertiefen wir den Überblick über die biologischen Hilfsstoffe fürs Ökogrowing. Text: Markus Berger Bild: Dinafem
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