Sie wollen sich nicht berauschen

Exitable
14 Apr 2014

Heute besuchen wir den Hanfpionier André Fürst, der in der Schweiz einer derjenigen ist, die so weit gehen, wie es die Gesetzeslage zulässt. Anfangs kultivierte André Bauernhanf mit bis zu 1,5 Prozent THC. Dann setzte von Ende der Neunzigerjahre bis 2004 in der Schweiz der Boom der Hanfläden ein. Es wurden Duftsäckle mit potentem Hanf veräußert.


Heute besuchen wir den Hanfpionier André Fürst, der in der Schweiz einer derjenigen ist, die so weit gehen, wie es die Gesetzeslage zulässt. Anfangs kultivierte André Bauernhanf mit bis zu 1,5 Prozent THC. Dann setzte von Ende der Neunzigerjahre bis 2004 in der Schweiz der Boom der Hanfläden ein. Es wurden Duftsäckle mit potentem Hanf veräußert.

Heute besuchen wir den Hanfpionier André Fürst, der in der Schweiz einer derjenigen ist, die so weit gehen, wie es die Gesetzeslage zulässt. Anfangs kultivierte André Bauernhanf mit bis zu 1,5 Prozent THC. Dann setzte von Ende der Neunzigerjahre bis 2004 in der Schweiz der Boom der Hanfläden ein. Es wurden Duftsäckle mit potentem Hanf veräußert.

André selber erntete mit seinen Helfern rund eine Tonne Hanfblüten im Jahr. Alle dachten, dass Marijuana nun legalisiert wird und waren schwer enttäuscht, dass dieses nicht geschah und die bis dahin geduldete Grauzone nun sogar rückwirkend verfolgt wurde. Auch André wurde der Prozess gemacht, er saß für 18 Monate ein und kam finanziell ruiniert wieder auf freien Fuß. Trotzdem bleibt er der Hanfpflanze treu und baut wieder Bauernhanf mit bis zu einem Prozent THC an. Dies haben ihm die Gerichte immerhin schon damals erlaubt, deshalb gibt es für André kein Hindernis, dies nicht zu tun, um weiterhin vom Vertrieb seiner Hanfprodukte zu leben. Die Nachfrage nach den Hanfprodukten von André Fürst wächst mit jedem Jahr, und so wird André zukünftig wieder Angestellte benötigen, um seinen Kundenwünschen entsprechen zu können. 

André, du lebst in der kleinen Schweizer Gemeinde Clavaleyres in der Nähe von Murten und betreibst den Anbau von Bauernhanf in einem größeren Garten, um Hanf für die Weiterverarbeitung zu gewinnen. Weswegen denkst du, dass ausgerechnet deine Hanfprodukte immer stärker nachgefragt werden? 

Der Gesetzgeber gebietet mir, nur Hanfpflanzen mit einem THC-Gehalt bis zu maximal einem Prozent anzubauen. Dank meiner Selektionen verfüge ich über Bauernhanf, der wirklich maximal ein Prozent THC enthält. Jedoch hat sich herausgestellt, dass der CBD-Gehalt in diesen Hanfblüten deutlich höher ist, Messungen liegen bei bis zu sechs Prozent. Derzeit werden viele Studien publiziert, aus denen hervorgeht, dass die therapeutische Wirkung von Cannabis bei vielen Erkrankungen auch oder ausschließlich vom CBD ausgeht. Es war mir bereits seit geraumer Zeit bewusst, dass mein Bauernhanf bei vielen Erkrankungen eine sehr gute Heilwirkung hat, und nun belegen es wissenschaftliche Studien. Ich bin jedoch einer der letzten, die zu diesem Zeitpunkt diesen CBD-haltigen Hanf anbieten. Ich beliefere viele Kunden seit bereits 15 Jahren, die mir eben wegen meinem CBD-haltigen Bauernhanf erhalten geblieben sind und nicht auf THC-haltige Sorten umgestiegen sind. Das spricht sich unter den Patienten natürlich rum, wenn mein CBD-haltiger Bauernhanf z. B. bei einer Multiplen Sklerose oder Schlafstörungen viel besser wirkt, als ein Cannabis mit über 15 Prozent THC und weniger als einem Prozent CBD. 

Zielen alle deine Hanfprodukte auf eine therapeutische Wirkung ab?

Ja. Um als Kleinunternehmer auf einem Markt zu bestehen, brauche ich Nischenprodukte, die ich gezielt nach den Bedürfnissen der Kunden und je nach Nachfrage entwickeln und fördern kann. Deswegen sind Nischenprodukte ein wichtiger Teil meiner Produktion. Nur einige meiner Produkte darf ich nicht in das benachbarte Ausland exportieren, da sie über 0,3 Prozent THC enthalten und somit nicht in die EU exportiert werden dürfen. Ich produziere auch homöopathische Hanfprodukte bzw. Rohstoffe für die Homöopathie, z. B. die essenziellen Öle. 

Wenn alle deine Hanfprodukte eine therapeutische Wirkung haben: Was für Patienten mit welchen Krankheitsbildern kaufen bei dir, und welche Produkte helfen ihnen?

Ich bin kein Arzt, ich hab keine Ahnung. Ich höre den Leuten aber gerne zu, was sie für Erfahrungen gesammelt haben. Worunter sie leiden und welche Linderung sie erfahren haben. Und daraus habe ich schon so viel gelernt, dass die Liste daraus zu lang für diesen Artikel werden würde. Ich kommuniziere aber gerne mit einem Leidenden, um ihn unter vier Augen zu beraten. 

Viele Leser würden gerne Folgendes wissen: Reicht dieses eine Prozent THC aus deinem Bauernhanf aus, um sich damit zu berauschen?

Das reicht nicht aus, um sich zu berauschen. Aber meine Kunden möchten sich auch nicht für ihre Therapie berauschen müssen. 

Wenn bereits Bauernhanf eine therapeutische Wirkung aufweist, THC-haltige Arzneimittel wie Dronabinol aber unerschwinglich sind, da sie von den Schweizer Patienten selber gezahlt werden müssen, wäre es dann nicht notwendig, deinen Bauernhanf gezielt für die therapeutische Verwendung anzubieten?

Ich kann als Gärtner nie den Qualitätsstandards einer Pharma-Arznei entsprechen. Deswegen kann ich für meine Produkte auch nie so hohe Preise verlangen. Viele haben nicht die finanziellen Mittel, um sich standardisierte Produkte zu leisten. 

Wie würde die Pharmaindustrie reagieren, wenn Patienten sich ihre Medizin selber anbauen oder bei dir in Massen kaufen und deswegen viel weniger Tabletten benötigen würden?

280 Heilkräuter wurden in den letzten fünf Jahren auf Drängen dieser Industrie zum Verkauf in Drogerien verboten. Trotzdem muss der Verwaltungsaufwand für die Hanf-Pharmaprodukte deutlich gesenkt werden, damit Arzneimittel günstiger angeboten werden können. Der kleine Umsatz, den ich nur mache, hat nie etwas mit den Umsätzen der Pharmaindustrie zu tun. Die Pharmakonzerne könnten jedoch selber intensiver Hanfprodukte vermarkten. 

Im Jahr 2004 wurden all die Hanfläden mit ihren Duftsäckle verboten, und auch der Volksentscheid 2008 für die Hanflegalisierung in der Schweiz ist gescheitert. Für Konsumenten in der gesamten Schweiz gelten allerdings ab Oktober 2013 nur noch Bußen. Es werden keine Strafverfahren mehr eingeleitet. Geht es jetzt nach den vergangenen Rückschlägen auch in der Schweiz wieder voran mit der Legalisierung von potentem Hanf?

In der Schweiz hat sich doch immerhin etwas getan. Nach langem politischem Hin und Her hatten wir jetzt immerhin Hanf als Medizin und die Entkriminalisierung des Konsums. 

Menschen, die kein Marijuana konsumieren, kommen nur selten auf die Idee, Hanfprodukte zu nutzen oder diese zu erzeugen und zu vermarkten. Wie entstand deine Liebe zur Hanfpflanze, der du noch heute treu bist?

Ich glaube nicht, dass man Kiffer sein muss, um auf die Idee zu kommen, diese Pflanze zu nutzen. Die Hanfpflanze ist zu mir gekommen, weil ich einen grünen Daumen für sie hatte. 

Wir von der Soft Secrets freuen uns, dich einmal besucht zu haben und danken dir für dieses interessante Interview. 

Der Schweizer Hanfaktivist André Fürst ist international bekannt. Für weitere Infos besucht seine  Website www.hanfinfo.ch.

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