US-Opioidkrise: Hanf statt Todesstrafe

Soft Secrets
06 Jul 2018
Über ein Amtsjahr hat Donald Trump als US-Präsident gemeistert, über den kommenden Wahlkampf wird bereits nachgedacht – und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Trump drogenpolitisch kein Glücksfall ist. Demnach ist es Barak Obama zu verdanken, dass die Strafverfolgung der Bundesebene die Gesetzgebung der Bundesstaaten hinsichtlich Marijuana zu respektieren hat. Donald Trump, oder eher seine mitwirkenden Hardliner wie Jeff Sessions als amtierender Justizminister, möchte hingegen, dass das nicht für den Genusskonsum gilt. Eigentlich würden diese Akteure der obersten Ebenen noch weitergehen – und genau das ist die Gefahr. Man ist nicht mit einem Schritt dort, wo man hin will, sondern geht viele kleine Schritte. Einen dieser Schritte ging Donald Trump bereits damit, dass er erklärte, dass für Drogendealer durchaus die Todesstrafe ausgesprochen werden soll. Dieses ist seine Antwort auf die derzeitige Opioidkrise. Es kann vom politischen Versagen abgelenkt werden, um den Graben tiefer zu ziehen, mit dem noch härtere Repression wie die Todesstrafe für reine Drogen-Deal-Delikte möglich wird. Der War on Drugs hat System. Der einfache Konsument und der „Selbstfinanzierungs-Dealer“ kämen weiterhin mit übertrieben harten Haftstrafen davon. Größere Dealer, die bereits „Tausende Leben auf dem Gewissen“ haben, sollen jedoch hingerichtet werden. Es soll die rechtliche Rahmenbedingung nur minimal angepasst werden, die Justiz darf dann eigenmächtig von Fall zu Fall entscheiden. [caption id="attachment_6297" align="alignnone" width="500"]US-Opioidkrise: Hanf statt Todesstrafe Ein oder zwei Laster braucht der Mensch[/caption] Opioide oder Opiate sind etwas ganz anderes als Marijuana. Dennoch zeichnet sich ein Muster ab, mit dem die Trump-Administration die alte „Law and Order“-Strategie aufleben lassen möchte. So mag der legale medizinische Cannabiskonsum nicht mehr abwendbar sein. Gegen den Genusskonsum soll jedoch wieder schweres Geschütz aufgefahren werden. Woher sollen die Konsumenten ihr Marijuana legal erstehen, wenn ihre legalen Grower und Händler durch die auf Bundesebene wirkende DEA ausgeschaltet werden? Solange wir für Cannabis mit allen anderen verbotenen Substanzen sowie den Drogentoten „in eine Schublade“ gesteckt werden, solange dürfen wir all diese anderen Substanzen nicht ausblenden: Wenn in den USA Menschen für den Handel von Opioiden hingerichtet werden, dann kann es möglicherweise ein paar Jahre später auch legale Cannabishändler treffen. Überzogene Verbote machen die Drogen nicht sicherer, im Gegenteil. Das zeigt sich nicht allein an Ersatzdrogen wie synthetischen Cannabinoiden, die ansonsten kaum jemand einnehmen würde. Es zeigt sich genauso an der todbringenden US-Opioidkrise: Wofür sollen illegale Dealer die Produktqualität oder den Jugendschutz beachten? Die Chronologie: Wenn 2015 von rund 52.000 Drogentoten 33.000 auf Opioide zurückgingen, so waren es 2016 von 63.000 Drogentoten bereits 42.000. Die Steigerungsrate ist alarmierend, womit Donald Trump im Oktober 2017 die Opioidkrise medienwirksam zum nationalen Notstand der öffentlichen Gesundheit erklärte. Im März 2018 folgte die Absichtserklärung, Drogendealer in schweren Fällen mit der Todesstrafe zu bestrafen. Trump hat bereits vorher in internen Gesprächen erklärt, dass die Chinesen und Philippinen kein Drogenproblem haben, da sie alle töten. Dass diese „Erfolgsaussage“ den Tatsachen nicht entspricht, wird jedem einleuchten – Drogenkonsum lässt sich nicht verbieten, er lässt sich lediglich in weniger bedenkliche Bahnen lenken. Die meisten Drogentoten nehmen sich nur fahrlässig das Leben, und viele machen ihre erste Erfahrung mit Opioiden ganz legal in der Schmerzmedizin. Wenn sie nichts mehr verschrieben bekommen oder es nicht zahlen können, weichen einige der Schmerzpatienten auf den Schwarzmarkt aus, viele nicht mehr aus medizinischer Motivation. Hier will jeder Dealer den stärksten Stoff zum kleinsten Preis haben. Heroin wird deswegen gerne mit Fentanyl versetzt. Dies ist 50 bis 100 Mal stärker als Heroin und möglicherweise ungleichmäßig in diesem vermengt, der Konsument spielt „Russisch Roulette“. Wenn anstelle der bisherigen Schmerzmittel intensiv auf Marijuana gesetzt und dieses zugleich als Genussmittel freigegeben wird, dann würden viele Todesfälle vermieden. Dosierfehler enden bei Cannabisprodukten eben nicht tödlich, es sieht so aus, als würden die Bundesstaaten mit verhältnismäßig leichtem Zugang zu Marijuana tendenziell weniger stark unter der Opioidkrise leiden. Eventuell ist es auch kein Zufall, dass die USA genau jetzt durch Opioide wie betäubt sind. Wer einst sein Geld mit dem Marijuanahandel verdiente, passt sich als Dealer möglicherweise nur an und überschwemmt die Absatzmärkte mit Opioiden und Crystal Meth. Es handelt sich hoffentlich nur um eine Übergangsphase, wenn nun der richtige Weg der Cannabisregulierung eingeleitet wird. Für Opioid-Dealer die Todesstrafe zu verhängen, ist nur ein Fortsetzen der offensichtlich gescheiterten Verbotspolitik. Ab dem Moment, ab dem in Portugal der Konsum jeder Substanz entkriminalisiert wurde, nahmen beängstigende gesellschaftliche Drogenprobleme signifikant ab. Problematischen Konsumenten das Leben erschweren, nimmt diesen nicht ihre Probleme, sondern hält sie im Elend gefangen. Text: Robert B.
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