Vaporize it!

Soft Secrets
17 Jun 2015

Interview mit Andreas Halbmeier


Interview mit Andreas Halbmeier

Seit 2007 gibt es einen ganz speziellen Fachhandel für Vaporizer – bei „Verdampftnochmal“ werden ausschließlich Vaporizer und das dazugehörige Zubehör angeboten. Als GbR für den Onlinehandel gegründet, unterhält die Firma im Berliner Stadtteil Treptow inzwischen auch ein eigenes Ladengeschäft. Wir sprachen mit Andreas Halbmeier, einem der zwei Gründer und Eigentümer über die Vorzüge des Verdampfens. Text: Martin Müncheberg

Kannst du uns etwas über die Anfänge des Vaporisierens erzählen?

Im Grunde genommen wurden Vaporizer in Deutschland erfunden – alles begann mit der Heißluftpistole von "Steinhel", die als erstes dazu verwendet wurde, Stoffe zu verdampfen. Eigentlich war sie ja entwickelt worden, um Farbe abzubrennen, aber man stellte schnell fest, dass sie auch zum Verdampfen von Kräutern geeignet war. Selbst bei Cheech & Chong kam schon mal ein Vaporizer vor – der war zwar nicht wirklich einer, sollte wohl aber einer sein. Aber das ist ja auch schon sehr lange her. So richtig angefangen hat dann alles Mitte der 90er Jahre, als „Eagle Bill“ den ersten Vaporizer auf den Markt brachte. Das war noch ein Gerät mit einer Art Glühbirne, die mit dem Feuerzeug von unten erhitzt wurde – das funktioniert allerdings relativ schlecht. Das war auch das erste Gerät, das ich persönlich ausprobiert habe - und ich war nicht gerade davon begeistert. Die ersten marktreifen elektronischen Vaporizer hießen dann „Aromed“ und „Volcano“ und sie funktionierten schon richtig gut. Dann kam „Vapir“ in den USA mit einem ersten digitalen Gerät raus – das war allerdings keine gute Qualität und unter diesem Image-Schaden leidet die Firma auch heute noch etwas.

 

Da war dann eine gute Heißluftpistole immer noch besser geeignet?

Klar, denn damit konnte man ja in Kombination mit einem Glas-Chillum und einer Bong auch selber verdampfen. Man brauchte nur einen vernünftigen Glas-Adapter, der in die Heißluftpistole rein passte und dann konnte man bei einer vernünftigen digitalen Heißluftpistole – oder auch bei einer mit analogen Reglern – die gewünschte Temperatur einstellen. Je nach Länge des Chillums konnte man dann die entsprechende Temperatur an die Kräuter bringen und diese verdampfen. Vaporisieren ist ja kein Hexenwerk – ab 160 Grad geht es los und bei 180 Grad beginnt sich dann der Dampf zu entwickeln. Man hatte ja irgendwann festgestellt, dass jedes Kräuterchen seinen eigenen Siedepunkt hat, bei dem seine ätherischen Öle oder andere Wirkstoffe extrahiert werden. Das Spektrum ist hierbei sehr groß: Bei Wasser liegt der Siedepunkt ja bekanntermaßen bei 100 Grad – es gibt aber auch Kräuter wie Salvia Divinorum, da liegt der Siedepunkt bei etwa 260 Grad Celsius. Und nur ein paar Grad mehr und das Kraut würde sich entzünden.

 

Wann begannen Vaporizier auch in Deutschland beliebt zu werden?

Das kann ich dir genau sagen: Das war 2007, als wir mit dem Fachhandel angefangen haben (lacht). Das ist zumindest mein persönliches Empfinden, denn davor hatte ich mich mit der Materie noch nicht so richtig beschäftigt. Aber ich glaube schon, dass wir inzwischen das Thema europaweit vorangebracht haben. Natürlich sind wir inzwischen nicht mehr die Einzigen in diesem Bereich – aber wir sind immer noch die Einzigen in Europa, die sich zu 100 Prozent auf Vaporizer spezialisiert haben. Wir kennen auch kein anderes Laden-Geschäft, welches ausschließlich Vaporizer und Vaporizer-Zubehör im Angebot hat.

 

Was ist eigentlich so großartig am vaporisieren?

Es ist einfach nicht so ungesund wie Kräuter mit Tabak zu rauchen. Wer pur raucht ist hier schon klar im Vorteil – das bestätigen Studien, die u. a. auch auf Jamaika und in den USA durchgeführt wurden, wo die Meisten ja Cannabis pur rauchen. Hier ist die Lungenkrebs-Rate bei den Pur-Rauchern gering bis gleich null. Nichtsdestotrotz hat die Vaporisation auch noch eine Menge anderer Vorteile: Zum einen schmeckt es viel besser, es ist angenehmer zu inhalieren und kratzt nicht so. Außerdem wird die Raumluft nicht so belastet und es findet eine viel bessere Verwertung der Kräuterinhaltsstoffe statt. Man braucht einfach viel weniger und konsumiert somit effektiver. Ähnlich unschädlich wie Vaporisieren ist eigentlich nur die orale Aufnahme – aber die lässt sich meist nicht so gut dosieren und ist daher nicht alltagstauglich.

 

Spürt man die Wirkung mit einem Vaporizer eigentlich ähnlich unmittelbar wie beim Rauchen?

Nicht ganz – es können schon mal bis zu fünf Minuten vergehen, bis die Wirkung einsetzt. Viele, die zum ersten Mal vaporisiert haben, sagten danach, es käme irgendwie hinten herum. Insofern sollte man beim ersten Mal auch nicht zu ungeduldig sein und in den ersten Minuten unentwegt inhalieren, sondern lieber erst ein paar Minuten abwarten, ob sich nicht doch noch eine Wirkung einstellt. Denn was dann kommt, das ist das „klare High“ bzw. das „echte High“. Alles andere ist ja doch irgendwie beeinträchtigt – durch die Verbrennung und vor allem durch die Beimengung von Tabak, der wie ich meine schlimmste Einstiegsdroge überhaupt. Die Tabak-Sucht ist tatsächlich eine der schlimmsten – das merke ich selbst in meinem eigenen Bekanntenkreis. Da könnte jeder von mir zum Freundschaftspreis oder sogar kostenlos einen Vaporizer abstauben – und die finden das dann auch immer ganz nett, wenn sie es probiert haben, aber letztendlich heißt es: „Okay, dann lass uns mal ein Zigarettchen drehen!“

 

Vaporizer werden inzwischen ja häufig auch medizinisch eingesetzt – welche Anwendungsgebiete gibt es hier?

Wenn man mal von unseren Lieblingskräutern absieht, gibt es eine ganze Reihe medizinischer Anwendungsgebiete – wenn man nur mal die Heilkräuter Salbei oder Pfefferminze betrachtet, so hat das schon einen echten heilenden Aspekt. Das geht ja auch in Verbindung mit unseren Lieblingskräutern – Leute die AIDS- oder Krebs-krank sind und einen Vaporizer verschrieben bekamen, für die ist Cannabis ja DAS Medikament schlechthin, da es appetitanregend wirkt und sie wieder gut einschlafen können. Bei anderen Patienten wirkt das Vaporisieren von Salbei schweißmindernd und desinfizierend. Und Pfefferminze kann man bei Magenbeschwerden verdampfen – das wirkt besser, als wenn ich einen Tee trinke. Insofern kann man mit dem Vaporizer viele verschiedene Heilkräuter nutzen.

 

Können Vaporizer hierzulande auch schon von Ärzten verschrieben werden?

Ja, aber das kommt ganz auf den Arzt an - es gibt schlaue Ärzte und Ärzte, die in der Hinsicht dämlich sind. Ich selbst habe ja einen „Aromed“ von meinem Arzt verschrieben gekriegt – ich hatte damals etwa ein viertel Jahr lang einen schweren Husten, der einfach nicht weggehen wollte und habe das mit dem „Aromed“ und etwas Salbei auch gut in den Griff bekommen. Zuvor hatte ich auch schon Kortison und viele weitere Mittel probiert, ohne dass sich eine Besserung einstellte. Also hat mir mein Arzt dann einen Vaporizer verschrieben, wobei ich dazu sagen muss, dass ich Privatpatient bin. Für privat Versicherte ist es relativ leicht einen Vaporizer verschrieben zu bekommen – da muss nur der Arzt ein Rezept unterschreiben und dann muss man sich ein Gerät kaufen. Danach zahlt dann die Versicherung ihren Anteil - bei mir waren das 70 Prozent und ich habe auch von anderen Leuten erfahren, dass das funktioniert.

 

Und wenn man kein Privatpatient ist?

Wenn man über gesetzliche Krankenkassen einen Vaporizer erhalten will, dann muss man weitgehend ausmedikamentiert sein und der Arzt muss bescheinigen, dass diese Applikationsmethode von Heilkräutern oder Medikamenten für den jeweiligen Patienten die beste ist. Dann übernehmen auch die gesetzlichen Krankenkassen ganz oder teilweise die Kosten für einen Vaporizer – aber letztendlich sind das immer Einzelfallentscheidungen, für die wir natürlich keine Gewähr übernehmen können.

 

Zählen viele Patienten zu euren Kunden und was vaporisieren die in der Regel?

Wir haben sicherlich eine ganze Reihe von Kunden, die Vaporizer nutzen, um aus medizinischen Gründen ganz verschiedene pflanzliche Materialien zu verdampfen. Darunter sind natürlich auch verbotene Kräuter oder Heilpflanzen, die man gar nicht benutzen darf – das regelt das deutsche Betäubungsmittelgesetz ja schon von vornherein.

 

Gibt es auch für die Verwendung von Vaporizern gewisse Risiken und Nebenwirkungen?

Mir sind bisher keine bekannt und auch persönlich habe ich noch nie irgendwelche unerwünschten Nebenwirkungen gespürt. Ich weiß aber, dass es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann, wenn man ein kaputtes Gerät hat oder ein intaktes falsch bedient. Wenn ich die Temperatur zum Beispiel zu hoch ansetze, dann kann es sein, dass der Dampf die Lunge reizt und man sehr heftig husten muss. Dann war entweder die Temperatur zu hoch oder das Kraut zu potent. Das heißt, wenn der Richtwert 190 Grad korrekt eingestellt war und ich trotzdem husten musste, dann habe ich hier sehr potentes Material und muss mit der Temperatur runter bis auf 180 Grad gehen. Wir hatten auch schon Fälle, wo auf Messen in Prag oder Spanien Leute zu uns kamen, die ihre mitgebrachten Blüten in den Vaporizer stopften und wir bis auf 170 Grad runtergehen mussten, damit man den Dampf überhaupt einatmen konnte ohne zu husten. Das muss hochpotentes Zeug jenseits der 20-Prozent-Marke gewesen sein, da es erst bei 170 Grad inhalierbar wurde - insofern ist ein Vaporizer auch ein Indikator für die Qualität der verbrannten Pflanzenmaterialien. Wir hatten natürlich auch oft genug die gegenteiligen Fälle, wo die Leute mit ihrem Material kamen und bei 190 Grad einfach gar nichts passierte. Auch bei 200 Grad ändert sich nichts und die Leute monierten: „Was ist denn das für ein Scheiß-Gerät? Da kommt ja nur so ein dünner, blauer Dampf raus!“ Das lag dann allerdings nicht am Gerät, sondern an dem mitgebrachten Zeug. Man muss also bei geringerer Qualität die Temperatur höher ansetzen und bei hoher Qualität mit der Temperatur heruntergehen.

 

In einem Interview mit einem legalen Cannabispatienten erzählte mir dieser, dass er etwa ein Jahr lang einen Vaporizer genutzt hatte und diesen danach absetzen musste, da er das Gefühl ihm würden die Lungenbläschen verkleben und er asthmatische Probleme kriegte – woran kann so was liegen?

Dann müsste man wissen: Welches Gerät hat er verwandt und bei welchen Temperaturen hat er welches Material verdampft? Denn wie schon gesagt – eine falsche Bedienung kann durchaus zu unerwünschten Nebenwirkungen führen und falls es ein Billig-Gerät war, welches schon bei der Produktion mit chemischen Substanzen kontaminiert wurde, dann kann das auch der Grund für diese Symptome sein. Dass eine sachgemäße Nutzung eines Qualitäts-Vaporizers zu Lungenproblemen führen kann, habe ich bisher noch nie gehört – ganz im Gegenteil: Wir hatten auch schon Asthmatiker bei uns, die einfach nicht mit ihrem Lieblingskraut aufhören wollten und auf Vaporizer umgeschwenkt haben. Bei Lungenproblemen sollte man es eh mit einer eher zu niedrigen Temperatur versuchen – schon ab 160 Grad werden ätherische Öle freigesetzt und dann kann man auch zehn Minuten lang bei 160 Grad vaporisieren, anstatt nur drei Minuten bei 190 Grad. Bei 160 Grad extrahiert man langsamer und schonender und braucht daher auch länger, bis die Wirkung kommt – aber kommen tut sie. Das haben wir übrigens auch schon mal in einem Eigenversuch getestet: Bei 160 Grad dauerte es eine gute Viertelstunde bis sich die gewohnte Wirkung einstellte. Und das Kraut bleibt grün – scheinbar bleibt der Farbstoff Chlorophyll bei niedrigen Temperaturen eher im Verdampfungsrückstand, der hier grün bleibt. Bei 190 Grad scheint sich Chlorophyll dagegen zu lösen und der Verdampfungsrückstand ist braun. Hier werden wir auf alle Fälle noch weiter experimentieren und neue Forschungsergebnisse aus aller Welt auch weiterhin genau studieren.

 

Was ist deiner Meinung nach der zurzeit beste und beliebteste Vaporizer auf dem deutschen 

Markt?

Mein persönlicher Liebling ist der "Vapman" für unterwegs und daheim benutze ich gerade sehr gerne den "Herborizer XL" mit unserem neuem Wasserfilter "deBlub GTF". Im Laden sieht unsere persönliche Hierarchie wie folgt aus: „Volcano“, „Aromed“, „Extreme“ – das kann man ganz klar so sagen und das spiegelt ja auch die Preis-Hierarchie wider. Der Beste ist nun mal auch der Teuerste und das ist der „Volcano“ – wenn ich dieses Gerät verkaufe, kriege ich eigentlich nie ein Feedback, denn der Kunde ist weg und kommt nicht wieder, da er wunschlos glücklich ist. Der „Aromed“ ist auch sehr gut und sticht dadurch hervor, dass er eine Glühbirne als Heizelement verwendet – das gefällt mir persönlich auch sehr gut, da er dadurch sehr geschmacksneutral ist. Außerdem hat er auch einen Wasserfilter eingebaut, der somit auch als Feinstaubpartikelfilter fungiert. Und der „Extreme“ ist einfach der klare Preis-Leistungs-Sieger mit einer Menge Funktionen – er ist sehr funktionell und gut zu handhaben. Und wie auch bei den beiden anderen Vaporizern gibt es auf das Gerät volle drei Jahre Garantie. Aber auch günstiger Geräte können durchaus gut funktionieren - letztendlich muss halt jeder selbst herausfinden, welcher Vaporizer für einen der Beste ist.

 

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