Wird das Big Cannabis Business den Eigenanbau ruinieren?

Soft Secrets
16 Jul 2018
Was sich Cannabisliebhaber, Konsumenten und Grower seit langem gewünscht haben, wird nun weltweit in vielen Ländern Realität. Die Welle der Cannabislegalisierung rollt über die westliche Welt. Obwohl es bisher hauptsächlich um die Legalisierung für medizinische Zwecke geht und nur wenige Staaten Cannabis vollständig legalisiert haben, war sie der Startschuss für eine ganze Reihe kommerzieller Unternehmen. Welche Auswirkungen haben diese Tendenzen auf die Cannabiskultur und den einfachen Eigenanbauer?

Die Cannabiskultur in der Zeit vor der Legalisierung

Für die Mitglieder der Gesellschaft, die Cannabis als "Freizeitdroge" in vollen Zügen genießen, entwickeln sich die Dinge in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich. Die Gesetze der einzelnen Länder und die Einstellung der jeweiligen Mainstream-Gesellschaft haben darauf den größten Einfluss. Vor wenigen Jahren konnte man nur in den Niederlanden Marihuana legal kaufen. Ironischerweise ist die Situation dort nicht mehr so einfach, während einige Staaten, zu denen mehrere US-Bundesstaaten, Spanien, Uruguay gehören, sich zu einem entspannteren Umgang mit dieser Substanz entschlossen haben. Jahrzehnte der Cannabis-Prohibition ließen eine geschlossene Gruppe von Unterstützern entstehen, die sich zusammensetzt aus Growern, Konsumenten, Patienten und vielen Aktivisten, die für die Legalisierung kämpfen. Solch eine Gruppe mit einem gemeinsamen Interesse erzeugt immer eine Nachfrage nach bestimmten Produkten. Die Cannabiskultur ist keine Ausnahme – es bildete sich ein Markt mit Geräten für den Anbau, mit Saatgut, Raucherbedarf, Grinder und vielen anderen Produkten. Jeder, der zu dieser Entwicklung beitrug, hatte irgendwie eine Verbindung zu der Pflanze. [caption id="attachment_6321" align="alignnone" width="500"]Wird das Big Cannabis Business den Eigenanbau ruinieren? Eigenanbau macht glücklich.[/caption] Das Angebot wurde im Einklang mit der steigenden Nachfrage größer. Der Markt wuchs langsam weiter und überall auf der Welt kamen Cannabismessen auf. Noch heute sind diese Veranstaltungen die bedeutendsten Treffpunkte für alle Fans der Cannabiskultur. Es geschah während der Entwicklungsphase dieser neuen Industrie, dass Gesichter in der Szene auftauchten, die vormals nicht der Bewegung angehörten. Händler, Manager, Vertriebler, für welche die Cannabis-Community vorher nur Junkie-Pack war, schoben alle Bedenken beiseite, mit ihrem eigenen Business in den Cannabismarkt einzusteigen - natürlich wegen der gewaltigen Geldsummen, die nur darauf warteten, von ihnen eingesackt zu werden. Aber das war noch nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.

Aufeinandertreffen zweier Welten

Die Mehrheit der Grower, Saatgutproduzenten und Hersteller von Anbaugeräten hatte sich die Legalisierung von Cannabis gewünscht. Sie hatten geglaubt, indem sie aus dem Untergrund herausträten, eröffneten sich der Cannabis-Bewegung neue Möglichkeiten - sie würden endlich die Chance erhalten, ihr Geschäft über die ganze Welt auszudehnen und zu zeigen, dass sie bereitstünden, den ganzen Globus mit ihren hervorragenden Ernten, lange entwickelten Sorten und High-Tech-Geräten zu beliefern. Das Big Business und die Cannabiskultur sind jedoch zwei völlig verschiedene Welten. Die Legalisierungswelle von medizinalem Cannabis brachte eine riesige Chance, viel Geld zu verdienen. Das lange verbotene Heilmittel bot verlockende Möglichkeiten und schon die Millionen potentieller Patienten waren ein zu großer Anreiz für mächtige Investoren, als dass darüber hinweg gesehen werden konnte. Obwohl die Cannabiskultur über einiges ökonomisches Potential verfügt, kann man es kaum mit den gewaltigen Geldern vergleichen, die in der Pharma- oder Agrarindustrie auf ihren Einsatz warten. Ganz zu schweigen von den Investitionsmöglichkeiten in die Erforschung von Genetiken und in neue Technologien. Riesige Konzerne wie Monsanto und Bayer investieren jeden Tag Millionen Dollar Forschungsgelder in den verschiedensten Gebieten! Für sie ist die Cannabiskultur nur eine zusammengewürfelte Gruppe von Kiffern und Dealern, die sich in dunklen feuchten Kellern verbergen, deren Meinungen und Erfahrungen völlig irrelevant sind und oft in die Irre führen. Neulich nahm ich an einem Seminar in Berlin teil und wurde von einem amerikanischen Gentleman belehrt, wir hätten überhaupt keine Ahnung vom Trocknen und Fermentieren von Cannabis. Da wusste einer Bescheid, der Mann besitzt eine Firma, die Gele herstellt, welche in Musikinstrumentenkoffern und Lebensmittel-/Kräuterbehältern einen bestimmten Grad an Luftfeuchtigkeit aufrechterhalten. Seine Verachtung unserer Subkultur war offensichtlich, und er ist bei weitem nicht einzige Fall. [caption id="attachment_6322" align="alignnone" width="500"]Wird das Big Cannabis Business den Eigenanbau ruinieren? Alles was Sie zu Ihrem Glück brauchen, sind ein paar Blüten.[/caption]

Anbau

Das Engagement des Großkapitals in die Cannabisindustrie sieht nicht so aus, wie viele von uns es vielleicht erwartet haben. Und doch bedeutet dies nicht, dass es keinerlei Nutzen brächte. Meiner Meinung nach können solche Investitionen unser Wissen über Cannabis in vielerlei Hinsicht erweitern. Trotzdem, um die Pflanze, die wir anbauen oder konsumieren, besser verstehen zu lernen, brauchen wir persönliche Erfahrungen. Und dank genauer Labortests kann man chemische Analysen der Pflanze durchführen sowie den Einfluss verschiedener Faktoren auf den Wachstumsprozess und die sich ergebenden chemischen Bestandteile des finalen Cannabisprodukts untersuchen. Die Wissenschaft ist ein sehr effizientes Werkzeug, das uns helfen kann, die Art und Weise des Anbaus zu verbessern und die Cannabispflanze als Ganzes zu berücksichtigen. Manche meinen, der Eigenanbauer wird nach der vollständigen Legalisierung verschwinden, weil die großen Unternehmen in der Lage sein werden, ein uniformes standardisiertes Produkt anzubauen und zu einem minimalem Preis anzubieten. Ich denke, dies wird nicht passieren. Zuallererst kann der Preis eines selbst angebauten Produkts nie höher sein als der Preis eines kommerziellen Produkts. Zweitens, selbst wenn wir in einen Laden gehen und einen Extrakt kaufen können, der genau nach unseren Vorstellungen gemixt worden ist - das Produkt aus eigenem Anbau besitzt einen ganz besonderen Wert, wie in kein Fremdprodukt haben kann. Es geht um leidenschaftliche Hingabe. Erinnern Sie sich an das Hochgefühl, die Pflanzen im Garten wachsen zu sehen und an den Geschmack, den sie bekommen dank der harten Arbeit, die Sie investieren? Jeder, der schon mal versucht hat, nur ein paar Büschel Schnittlauch zu pflanzen, weiß, wovon ich rede. Meine Antwort auf die Frage in der Überschrift lautet: Das große Cannabis-Business und die kleinen Eigenanbauer werden weiterhin nebeneinander existieren, in der gleichen Weise, wie es beim kommerziellen Anbau und Heimanbau von Gemüse geschieht. Ich wünsche euch, dass ihr immer das Gemüse habt, das ihr braucht. Mr. José / info@mrjose.eu
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