Marokko - Wiege des Haschischs

Valentina Lentz
31 Mar 2023

Trotz zunehmender internationaler Konkurrenz durch Länder wie Thailand, Uruguay oder auch Ruanda, gilt Marokko nach wie vor als größter Haschisch-Lieferant der Welt. Nachdem die Cannabisindustrie bisher größtenteils ignoriert wurde, hat das Land - Regierung und Monarchie sind sich darin einig - es sich nun zum Ziel gesetzt, den Anbau zum nationalen Geschäft zu machen.


Gab es im 16. Jahrhundert noch Gärten und Plantagen im ganzen Land, entwickelte sich die Rif-Region 200 Jahre später endgültig zum Zentrum für Cannabis, denn in der abgelegenen Bergregion ist noch bis heute alles auf Anbau und "Drogen"-Tourismus ausgelegt. Illegal wurde Cannabis in Marokko erst 1956 - kurz nach der Unabhängigkeit - durch das Verbot von Mohammed V. In den 60er und 70er Jahren stieg die Anfrage enorm und es folgte ein regelrechter Ansturm von Touristen. In der Bergregion wächst kaum etwas anderes, sodass die Einwohner von dem steigenden Interesse profitierten und ihre Geschäfte - samt Produktion, Vertrieb und regionalen Touren samt Reiseleiter - darauf auslegten.

Erst 2021 kam es per Gesetzbeschluss zur Freigabe von Cannabis für die medizinische Verwendung. Nachdem es im wirtschaftlich unterentwickelten Rif-Gebirge immer wieder zu gewaltsamen Aufständen gekommen war, beschloss Marokko die Produktion zu medizinischen Zwecken zu legalisieren und den illegalen Handel weiter zu unterbinden. Die Regierung hofft nun, von der internationalen Legalisierungsbewegung profitieren und die Wirtschaft stärken zu können. Da die Prohibition nicht nur die wirtschaftliche Ungleichheit begünstigte, sondern auch die Korruption förderte, wurde die Eingliederung des unregulierten Marktes in die nationale Industrie beschlossen. Der Gesetzesentwurf sieht vor,

"den illegalen umweltschädlichen Anbau in eine legale, nachhaltige, wertschöpfende und beschäftigungsfördernde Aktivität umzuwandeln"

Auf einer Fläche von rund 50.000 Hektar soll künftig der Anbau zu medizinischen, kosmetischen sowie industriellen Zwecken legalisiert werden. Dies soll gleich in vielerlei Hinsicht eine Besserung für das Land bedeuten, denn durch die Legalisierung sollen die nördlichen Provinzen wirtschaftlich an das restliche Land angeschlossen, die Wasserressourcen geschont, sowie bessere Einnahmen für die Bauern garantiert und Gelder für Sozial- wie Gesundheitswesen geschaffen werden.

Skeptisch bleiben hingegen viele Bauern, haben sie doch in den vergangenen Jahren nur wenig Unterstützung seitens der Regierung erfahren. Sie waren oftmals dem Wohlwollen der Drogenbarone ausgeliefert, die sich da kümmerten, wo der Staat seiner Pflicht nicht nachkam, was sogar manche veranlasst, sie als "Eckpfeiler der Gemeinschaft" zu bezeichnen. Viele von ihnen fürchten Nachteile durch die Veränderung, da die Plantagen oftmals in der Wildnis liegen und selbst für die offiziellen Felder kaum Besitzurkunden vorhanden sind. Außerdem ist von einer Verschärfung der Kontrollen auszugehen. Generell ist bei den Bauern die Sorge groß, nach Jahrzehnten der Kriminalisierung, nun ganz legal vom Staat über den Tisch gezogen zu werden. Wie die Reaktion der Kartelle ausfällt, bleibt vorerst abzuwarten. 

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Valentina Lentz