THC-Stärke hat nichts mit dem Fahrverhalten zu tun

Mercedes.Frank
05 Feb 2024

Sollte es demnächst in Deutschland wirklich eine Legalisierung von Cannabis geben, ist das Problem mit dem Fahren nach Cannabiskonsum noch nicht gelöst. Der kürzlich beschlossene Gesetzentwurf sieht vor, dass das Verkehrsministerium THC-Grenzwerte für das Führen von Kraftfahrzeugen auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt.


Nur weil jemand Cannabis konsumiert, bedeutet das jedoch nicht unbedingt, dass er zu beeinträchtigt ist, um Auto zu fahren. Und wenn Cannabis im Körper der Person nachgewiesen werden kann, bedeutet das nicht automatisch, dass sie kürzlich konsumiert hat. Cannabis kann sehr lange im Körper verbleiben. Da der Körper Cannabis aber auch sehr schnell abbaut, kann es sein, dass Cannabinoide im Körper verbleiben. Das wiederum bedeutet, dass die Person vielleicht vor wenigen Stunden Cannabis konsumiert hat - oder vor einem Monat. Es gibt keine wissenschaftliche Methode, um sicher nachzuweisen, ob Cannabinoide verstoffwechselt worden sind.

Forscher in Kanada untersuchten vor kurzem den THC-Gehalt im Blut von Probanden und ob er mit Veränderungen der Fahrleistung zusammenhängt. Das Vorhandensein von THC im Blut bedeutet nicht automatisch eine Beeinträchtigung der psychomotorischen Leistung, so die in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlichten Fahrsimulatordaten.

Forscher der Universität Toronto bewerteten die simulierte Fahrleistung der Probanden zu Beginn der Studie und dann erneut 30 und 180 Minuten nach dem Cannabiskonsum. Die Teilnehmer rauchten vor dem Fahren Cannabis mit mittlerem THC-Gehalt (19 Prozent). Die Probanden wiesen "kleine Veränderungen im SDLP (ein Maß für das Schlingern in einer Fahrspur) auf 30 Minuten nach der Inhalation von Cannabis. Die Forscher beschrieben diese Veränderungen als weniger ausgeprägt als solche, die bei Fahrern mit einem Alkoholgehalt von 0,5 Promille im Blut auftreten.

In Übereinstimmung mit den Ergebnissen früherer Studien verringerten die Teilnehmer nach dem Rauchen ihre Geschwindigkeit und bewerteten ihre Leistung eher als "beeinträchtigt". Der Cannabiskonsum hatte jedoch keinen Einfluss auf die Reaktionszeiten der Teilnehmer. Die simulierte Fahrleistung der Probanden kehrte innerhalb von drei Stunden zum Ausgangswert zurück.

Die Autoren der Studie schlussfolgerten: "Der Zweck der vorliegenden Studie war es, den Zusammenhang zwischen Cannabis und Fahren und dem THC-Gehalt im Blut älterer Erwachsener zu untersuchen. ... Es gab keine Korrelation zwischen der THC-Konzentration im Blut und der SDLP oder der MS [Durchschnittsgeschwindigkeit]. ... Die fehlende Korrelation zwischen dem Fahren und dem THC-Gehalt im Blut passt zu den sich abzeichnenden Erkenntnissen, dass es keine lineare Beziehung zwischen den beiden gibt."

Diese Schlussfolgerung steht im Einklang mit zahlreichen Studien, die belegen, dass weder der Nachweis von THC noch seiner Metaboliten in Blut und/oder anderen Körperflüssigkeiten eine Vorhersage über eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit ermöglicht.

Bleibt nur die Frage, ob die Gesetzgeber das auch so sehen. Die eingangs erwähnten Grenzwerte sollen von einer Arbeitsgruppe ermittelt werden. Ergebnisse sollen im Frühjahr bekannt gegeben werden. Bis dahin bleibt alles beim Alten.

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Mercedes.Frank