Uruguay mal wieder ganz vorne!

Soft Secrets
12 Jun 2017

In Südamerika ticken die Uhren noch anders als in Mitteleuropa. Bestes Beispiel dafür ist wieder einmal Uruguay, wo Cannabis bereits Ende 2013 vollständig re-legalisiert worden ist. Der damalige Präsident José Alberto „Pepe“ Mujica hatte sich dafür stark gemacht und diesen weltweit ersten Vorstoß forciert und angestoßen.


Damit war Uruguay das erste Land auf der Erde, das die pauschale Verteufelung der Hanfpflanze komplett zu den Akten gelegt hat (Soft Sectrets hatte berichtet). Jetzt wurde beschlossen, dass Cannabisprodukte ab Juli in den freien Handel gelangen. Juan Andrés Roballo ist stellvertretender Chef der Präsidialadministration Uruguays und verkündete am 6. April, dass ab Juli dieses Jahres zunächst in 16 Apotheken des Landes Marijuana verkauft werden soll. Damit einhergehend will die Regierung aber über die Risiken und Gefahren des Cannabiskonsums aufklären – volljährige Konsumenten ab dem 18. Lebensjahr, die Gras in der Apotheke kaufen wollen, müssen sich zu diesem Zweck außerdem registrieren lassen. Ab dem 2. Mai besteht die Möglichkeit, sich in das Register der Cannabisverbraucher des staatlichen Instituts für Regulierung und Kontrolle von Cannabis (IRCCA) einzutragen, zwei Monate später dürfen dann mit dieser Registrierung bis zu 40 Gramm Weed pro Monat bzw. bis 10 Gramm in der Woche über den Pharmazeuten bezogen werden.

Das Gramm Marijuana soll in den Apotheken des Landes etwa 1,30 US-Dollar kosten, was sich für Mitteleuropäer zunächst sehr günstig anhört. In Wirklichkeit ist der Preis für die Verhältnisse Uruguays jedoch recht hoch. Immerhin ist die Kaufkraft Uruguays deutlich geringer als zum Beispiel im deutschsprachigen Raum. Die 1,30 Dollar entsprechen etwa einem deutschen Europreis von 3,50 bis 4,90 Euro pro Gramm Marijuana. Seit 2013 dürfen in Uruguay bis zu sechs Cannabispflanzen von Privatleuten zuhause für den Eigenbedarf angebaut werden. Auch hier ist eine Registrierung notwendig – die aber allerdings keine Repression oder anderweitigen juristischen oder gesundheitspolitischen Nachteile mit sich bringt, weshalb sich die Bürger des Landes ohne Sorge gegenüber dem Staat outen können. Ebenfalls erlaubt ist der Zusammenschluss von 15 bis 45 Privatpersonen, die sich zu einem Cannabis-Club zusammentun und gemeinsam bis zu 99 Cannabispflanzen anbauen dürfen. Von diesen Clubs existieren bislang ungefähr 15 Stück in Uruguay. Ab Juli, wenn Marijuana zunächst über eine ausgewählte Anzahl von Apotheken abgegeben werden darf, wird eine weitere Hürde genommen sein, die der Dämonisierung des Hanfs entgegenwirkt.

Im Juni 2016 war in Uruguay die erste staatlich kontrollierte Cannabisernte eingefahren worden – damals hatte es noch geheißen, dass sechs Wochen später etwa 50 lizenzierte Apotheken des Landes das Marijuana zum Verkauf anbieten würden. Dies ist dann 2016 allerdings doch noch nicht umgesetzt worden. Jetzt kündigte die Regierung an, dass es ab Juli 2017, also ziemlich genau ein Jahr später, soweit sein wird. Aus den angekündigten 50 Apotheken sind es initial 16 geworden, die an dem ersten Experiment teilnehmen werden – eine Ausweitung des Verkaufs im freien Handel ist jedoch in den kommenden Jahren nicht auszuschließen. Damit stellt Uruguay mal wieder die drogenpolitische Vorhut – hoffentlich nehmen sich andere Länder ein Beispiel daran.

Quellen: www.latina-press.com, www.hanfverband.de

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